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KOMPAKT 2/2013
M A R K U S C L A S S E N
Meine eigenen Werte als Basis
einer inklusiven Pädagogik
Wozu es hilfreich ist, sich selbst zu kennen, um Inklusion
mitzugestalten
M A R K U S C L A S S E N
Kursautor der Onlinekurse auf weiter-
bildung-kita.de, dreifacher Vater mit
U3-Erfahrung, Diplom Kaufmann mit
Schwerpunkt Psychologie und Erwach-
senenbildung, Senior Coach (DBVC) –
www.csmm.de
Wegweiser zur Inklusion
Der englische Professor Tony Booth hat
einen vielbeachteten Index für Inklusion
speziell für Kitas entwickelt. Dieser steht
in deutscher Fassung kostenlos zumDown-
load im Internet bereit.
Hierfür hat er in zahlreichen Befragungen
zentraleWertvorstellungen ermittelt,mit
denen der Weg zur Inklusion erfolgreich
beschritten werden kann. „Als wir uns da-
ran machten, sorgfältig all jene Werte in
einGerüst einzubauen,das alsGanzes eine
inklusive Praxisentwicklung unterstützt,
hatten wir eine Liste von Oberbegriffen
wie
Gleichheit, Rechte, Teilhabe, Gemein-
schaft, Respekt für Vielfalt, Nachhal-
tigkeit, Gewaltfreiheit, Vertrauen, Mit-
gefühl, Ehrlichkeit, Mut, Freude, Liebe,
Hoffnung, Optimismus und Schönheit.
Diese Liste ist das Ergebnis unzähliger
Diskussionen mit Lehrer/innen, Schüler/
innen und anderen inGroßbritannien und
weltweit.“ (Wie sollen wir zusammen le-
ben? – Tony Booth, S. 10 – Quelle:
http://
www.gew.de/Binaries/Binary74925/Inklu-
sion_Werte-End.pdf
)
Somit bietet also der Index bestimmte
Wert-Begriffe als Unterstützung auf dem
Weg zu mehr Inklusion an.Diese sind da-
mit quasi eine Empfehlung von „außen“.
Wie aber steht es um meine eigenen, in-
neren Werte?
WICHTIG: die Kenntnis meiner eigenen
Werte
In der pädagogischen Arbeit ist es von
großer Bedeutung, sich über die eigenen
Wertvorstellungen im Klaren zu sein.
Getreu dem Motto „Kindererziehung
ist zwecklos – sie machen einem eh alles
nach“ müssen wir verstehen lernen, wie
und warum wir handeln bzw. uns verhal-
ten. Schlicht und einfach deshalb,weil wir
darin Vorbild sind für die Kinder, Eltern
und Kollegen.
Welche Rolle spielen also z.B.
Gleichheit,
Gemeinschaft, Respekt für Vielfalt, Nach-
haltigkeit, Gewaltfreiheit, Vertrauen und
Mitgefühl
für mich selbst?
c
Wie sindmir andereMenschen (inmei-
ner Kindheit und Jugend) inBezug auf
diese Werte begegnet?
c
Woranmerke ich imKiTa-Alltag, dass
ich Respekt für Vielfalt zolle oder
nachhaltig mit den Ressourcen die-
ser Welt umgehe?
Ein weiterer Aspekt ist die Erkenntnis,
dass zunächst jedwede Werteorientie-
rung ihre Berechtigung hat.Wer Klarheit,
Gleichheit, Ordnung, Ergebnisqualität
und Schönheit als eigene Orientierung
mitbringt, wird dafür gute Gründe haben.
Erst, wenn es bei der Gestaltung des ad-
ventlichen Schmuckes darum geht, dass
Kinder mit körperlicher Einschränkung
langsamer ausmalen oder weniger runde
Adventskerzen ausschneiden, kommt es
zumWerte-Konfikt:Kann ich die
Vielfalt
zulassen? Oder dulde ich nichts außer der
gleichmäßigen
Schönheit
aller gebastelten
Kerzen?
Ein weiteres Beispiel:Werte sind zunächst
abstrakte und allgemeine Begriffe,wie z.B.
Gerechtigkeit,Selbständigkeit,Vielfalt.Sie
werden durchGesellschaft undErziehung
übernommen bzw.eigenverantwortlich ge-
wählt. InmeinemerzieherischenHandeln
kommen sie dann konkret zur Geltung:
Ich lebe meinenWert der Selbständigkeit,
indem die mir anvertrauten Kinder anlei-
te, ihre Schuhe selbst anzuziehen. Dabei
nehme ich in Kauf, dass andereWerte wie
z.B. Pünktlichkeit in dieser Situation in
den Hintergrund treten.
Gibt es gemeinsameWerte, so entsteht eine
Wertegemeinschaft – sind Werte unter-
schiedlich, können darausWertekonfikte
entstehen.Hier geht es dann darum, einen
gutenUmgang mitWerteunterschiedlich-
keit auch als Team im Familienzentrum
oder mit Eltern (z.B. zwischen Pünktlich-
keit und Selbständigkeit) zu fnden.
WERTE-ABC als Methode
Mit demWERTE-ABC aus unseremOn-
linekurs „Wozu anWerten orientieren?“
(siehe Kasten auf S. 22) kann ich mir mei-
nerVorstellungen klarer werden. Einmal
ausgefüllt, kann ich in einem nächsten
Schritt eine Maßnahmenplanung für die
nächstenWochen machen:Wo in meinem
KiTa-Alltag werde ich die Wertvorstel-
CHECKBOX: Was sind eigentlich Werte?
Werte sind
c
Abstrakt
c
Erstrebenswert
c
Kulturell gebunden
c
Relativ stabil angelegt
c
Orientierungsgröße für meine Entschei-
dungen
c
Im Idealfall die Basis für meine Handlungen
Kurz gesagt: die Antwort auf die Frage „Was ist
mir wichtig?“