Interview mit Thomas Hoyer

02.12.22, 10:01
Christine Schäfer

DOMRADIO.DE: Der 19. November ist der Gedenktag der Heiligen Elisabeth von Thüringen, einer Königstochter, die sich um die Ärmsten kümmerte. Deswegen hat die Caritas einen Preis nach ihr benannt, mit dem vorbildliche Hilfsprojekte im Erzbistum Köln geehrt werden. In diesem Jahr ging der Preis an die Initiative "Schmitzundkunzt" in Köln. Was ist das und warum hat die Initiative den ersten Preis bekommen?

Thomas Hoyer (Vorstandsvorsitzender der Caritas-Stiftung): "Schmitzundkunzt" ist ein Nachbarschaftshilfe-Projekt, das sich in relativ breiter Form allen möglichen Themen der Nachbarschaftshilfe zuwendet. Es gibt dort einen Räder- und Lastenräder-Verleih, regelmäßige Kleidertauschbörsen, Urban Gardening Projekte, Werkzeugverleih, Kennenlernportale. Es ist ein sehr umfängliches Angebot. Genau deshalb ist dieses Projekt auch ausgezeichnet worden, weil es eine vorbildliche Nachbarschaftsinitiative ist und sich vor allem auch der Nachhaltigkeit sehr verschrieben hat. Das ist eines ihrer obersten Gebote.

DOMRADIO.DE: Sie haben verschiedene Kategorien beim Elisabeth-Preis. Eine Kategorie heißt "jung + engagiert" und da ging der Preis an das Projekt "Liebig 257 - Nachbarschaft gestaltet Stadt". Haben Sie dieses Jahr einen Schwerpunkt auf Nachbarschaftsprojekte gesetzt oder ist es Zufall?

Hoyer: Es ist tatsächlich eher Zufall. In jeder Kategorie waren auch Nachbarschaftsprojekte dabei und die beiden haben gewonnen, sowohl in der Kategorie "Elisabeth-Preis" als auch "jung + engagiert", weil sie einfach besonders herausragend waren. Es war keine ganz bewusste Wahl, aber die Wahl fiel wirklich schwer zwischen den einzelnen anderen Projekten. So hat man sich in der Jury dann in diesem Fall für zwei Nachbarschaftsprojekte entschieden.

DOMRADIO.DE: Welche anderen Projekte waren beispielsweise noch nominiert?

Hoyer: In der Kategorie "jung + engagiert" war ein Projekt "Brücke Krücke" noch nominiert. Da geht es um junge Menschen mit und ohne Behinderungen, die sich dort regelmäßig treffen und austauschen. Dann gibt es noch ein anderes Projekt bei den Pfadfindern in Sankt Sebastian in Solingen. Da ging es um Spiel und Spaß für ukrainische Kinder. Dort wurde gemeinsam vieles getan.

In der Kategorie des Elisabeth-Preises gab es ein ganz besonderes Projekt, wo Frauen in prekären Lebenslagen obdachlose Menschen mit Lebensmittelpaketen, Frühstückstüten versorgen.

Es gab auch ein Projekt mit älteren Menschen vom Caritasverband hier in Köln zusammen mit "Kölsch Hätz". Da geht es um einen Podcast "Zeit zu reden". Dort werden Menschen in Senioreneinrichtungen interviewt. Die können von ihrem Leben und von Erlebtem berichten. Das wird dann so für die Zukunft festgehalten.

DOMRADIO.DE: Wir leben in einer Zeit mit sehr vielen Krisen: Corona, der Krieg in der Ukraine, steigende Inflation. Immer mehr Menschen geraten auch hier in Deutschland in Armut. Führt das dazu, dass sich weniger Menschen sozial und ehrenamtlich engagieren, weil sie mit ihren eigenen Problemen zu sehr beschäftigt sind?

Hoyer: Nein und das wundert uns eigentlich einerseits schon. Aber andererseits ist es eine sehr sinnstiftende Arbeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wenn Not da ist, dann kommen Menschen, stehen auf, stehen zusammen. Das hat man bei der Flut im letzten Jahr gesehen oder jetzt auch Thema Ukraine-Hilfe. Die Menschen sind sowohl ehrenamtlich als auch mit Spenden oder welche Möglichkeit sie auch immer haben, weiter sehr engagiert. Wir spüren nicht, dass das nachlässt und dass man jetzt nur noch mit sich selber beschäftigt ist. Im Gegenteil. Die Not macht stark und bindet die Menschen zusammen.

DOMRADIO.DE: Welches Signal wollen Sie mit dem Elisabeth-Preis setzen?

Hoyer: Wir wollen einfach Mut machen. Wir wollen sagen, dass es Dinge gibt, die anzupacken sind. Wir wollen Mut machen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Helfen macht einfach Freude.

Einer der Teilnehmer gestern sagte "Wenn ich 200 Tüten für obdachlose Menschen gepackt habe und die dann letztlich damit versorgen kann, dann bin ich einfach total glücklich und zufrieden. Mich macht das zufrieden, wenn ich dort helfen kann." Das ist oftmals eine große Motivation, dass man einerseits helfen möchte, anderen hilft, aber selber auch etwas zurückbekommt. Also es macht weiter Freude, stiftet Sinn und es hat etwas Nachhaltiges.

Hier können Sie das Interview hören.

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