24. Oktober 1904 in Mussidan (Frankreich) - 13. Oktober 1964 in Ivry-sur-Seine (Frankreich)
Madeleine Delbrêl wird 1904 in Frankreich in der Nähe von Bordeaux geboren und wächst in einer wohlhabenden und atheistisch geprägten Umgebung auf. 1916 zieht die Familie nach Paris. Madeleine bewegt sich in Künstlerkreisen, malt und schreibt Texte, gilt als fröhlich, lebenslustig und etwas verrückt. Sie verlobt sich mit einem Studenten der Ingenieurswissenschaften, der die Verlobung bald wieder löst.
Dieses traumatische Erleben führt sie auf ihren Weg einer intensiven Suche. Sie kommt in Kontakt mit einer Gruppe von Christinnen und Christen, die sie zutiefst überzeugen und ihre atheistische Haltung ins Wanken bringen. Suchend und nachdenkend erlebt sie mit 20 Jahren eine Gotteserfahrung, die ihr Leben verändert.
Zunächst denkt sie daran, in den Karmel einzutreten, entschließt sich aber dann für einen anderen Weg. Sie beginnt ein Studium der Sozialarbeit und zieht mit zwei Gefährtinnen nach Ivry, eine kommunistisch regierte Arbeiterstadt in den Banlieus von Paris. Dort lebt und arbeitet sie 30 Jahre bis zu ihrem Tod im Oktober 1964.
Madeleine Delbrêl ist keine Frau, die in den Chroniken der Caritas genannt wird. Aber vielen in der Caritas tätigen Frauen und Männer ist sie Vorbild und Inspiration. Madeleine Delbrêl war eine Sozialarbeiterin der Straße. Sie teilte ihren Alltag mit den Menschen in Ivry, kümmerte sich um die Bewältigung von Notlagen und engagierte sich in der Politik vor Ort. Sie war von einer Lebensform überzeugt, die nicht zurückgezogen hinter Klostermauern stattfindet, sondern davon geprägt ist, aktiv sozial und politisch tätig zu sein und gleichzeitig kontemplativ zu leben. Ihre Idee spricht auch andere an, ihre kleine Frauen-Gemeinschaft wächst. Sie leben gemeinschaftlich, orientieren sich an der Bibel und kommen ohne weitere Ordensregeln oder Gelübde aus.
Ihre Erfahrungen beschreibt Madeleine Delbrêl in Meditationen und Texten. Sie steht in engem Kontakt mit der Bewegung der Arbeiterpriester, sie wird von Bischöfen um Rat gefragt und wirkt an der Vorbereitung des Konzils mit.
„Gott einen Ort sichern“ ist ihre Lebensidee. Konkret heißt das bei ihr: „Alles muss bei uns zu finden sein:
Das Glas Wasser, Brot für die Hungrigen. Ein Dach für die Obdachlosen; ein Besuch im Gefängnis und im Krankenhaus; Mitleid mit den Weinenden, Freundschaft für die Verachteten; Nähe in Augenhöhe zu den Kleinen und zu denen, die im Dunkel stehen“.