Page 13 - cv-neuss-jahresbericht-2013

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Alessio lacht. Es ist ein anderes, ein stilles
Lachen, das sich von den Augen über das
ganze Gesicht ausbreitet. Und obwohl man
es nicht hören kann, ist es ein ansteckendes
Lachen.
Alessio kam als Frühchen zur Welt. Er ist schwerst
mehrfachbehindert. Der Junge ist spastisch ge-
lähmt, hat kein Gehör, kann nicht sprechen und
sich nicht eigenständig bewegen. Das, was wir
unter einem „ normalen“ Leben verstehen, wird der
Fünfjährige nie führen können. Aber er lebt so nor-
mal wie möglich. Denn Alessio besucht die Kinder-
tagesstätte im Haus der Familie in Dormagen. Über
Inklusion wird hier nicht diskutiert. Inklusion wird
hier gelebt.
Neben Alessio betreut das Team der Kita noch
zwei weitere schwerbehinderte Kinder, Joleen und
Jonathan. Kinderkrankenschwestern und eine
Heilpädagogin sorgen dafür, dass sie ihren spezifi-
schen Bedürfnissen entsprechend optimal betreut
werden. Der Caritasverband hat Geld in die Hand
genommen, damit die Kita integrativ arbeiten kann.
Das betrifft nicht nur die personelle, sondern auch
die sächliche und bauliche Ausstattung: Ein Hub-
Wickeltisch, unterfahrbare Waschbecken, behin-
dertengerechte Kindertoiletten und kippbare Spie-
gel sind da nur einige Beispiele. Denn die räumli-
chen und personellen Ressourcen müssen stim-
men. Aber die Kita will auch inhaltlich zeitgemäß
sein. Das Team traut sich zu, das zu schaffen.
Für die Kinder ist Inklusion ohnehin kein Problem:
Alessio ist einer von ihnen, genauso wie Joleen
und Jonathan. Für die anderen Kinder ist der Um-
Caritas im Rhein-Kreis Neuss
gang mit den dreien völlig selbstverständlich und
total unverkrampft. Alessio zum Beispiel liegt am
liebsten auf einem riesigen Kissen. Oft kommen
andere Kinder, erzählen ihm etwas oder legen sich
einfach zu ihm. Alessio zeigt durch Mimik und Ges-
ten, ob ihm das gefällt. Wenn es ihm zuviel wird,
macht er die Augen zu. Die nicht behinderten Kin-
der entwickeln in kürzester Zeit ein erstaunliches
Gespür dafür. Insofern profitieren auch sie von der
Inklusion – indem sie erfahren und vorleben, dass
eine Behinderung weder befremdlich noch außer-
gewöhnlich ist. Das zeigt, dass ein Miteinander mit
behinderten Menschen gut ist. Es ist gut, dass wir
Behinderte in unsere Mitte aufnehmen.
Früher wären Alessio, Joleen und Jonathan wahr-
scheinlich in den ersten drei Jahren isoliert zu-
hause aufgewachsen und anschließend in eine
Behinderteneinrichtung gekommen. Sie wären
deshalb nicht zwangsläufig schlecht versorgt wor-
den. Aber sie hätten niemals die Natürlichkeit des
Zusammenlebens mit nicht behinderten Kindern
erlebt. Und Alessio zum Beispiel zeigt Fortschritte,
die mit Blick auf sein Krankheitsbild zu Anfang
kaum möglich schienen. Es ist für alle im Kita-
Team faszinierend zu sehen, wieviel Potenzial die-
ses Kind hat.
Und Alessio lacht.