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Treffen in Hradec Kralove vom 27. bis 30. Juni 2022

Was haben wir zur Zusammenarbeit mit politischen Institutionen erfahren? Welche verwertbaren Rückflüsse ziehen wir daraus?
Treffen in Hradec Kralove Tschechien vom 27. bis 30. Juni 2022
Datum:
9. Juli 2022
Von:
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Was haben wir zur Zusammenarbeit mit politischen Institutionen erfahren?
Welche verwertbaren Rückflüsse ziehen wir daraus?

Der Neustart nach dem Ende des Kommunismus 1990 ermöglicht es der Caritas und anderen NGO‘, sich für Menschen in Not zu engagieren.

Die Stadt Hradec Kralove hat zum Beispiel mit der Caritas eng zusammengearbeitet, Immobilien zur Verfügung gestellt, Mieten reduziert und für die nötige Ausstattung mitgesorgt.

Fünf NGOs bilden ein Netzwerk und schaffen in Kooperation mit der Stadt Strukturen für ein effektives Wirken in den gesellschaftlichen Herausforderungen des Landes und der Diözese.

Der Staat hat verlässliche Finanzierungsbedingungen geschaffen.

Die Gefahr politischer Förderungen liegt in der Abhängigkeit der NGO‘ s von Entscheidungen, die das soziale Engagement möglicherweise gefährden könnten.

Es braucht eine gute bilaterale Kommunikation und Vernetzung aller NGO‘ s um Lobby-Arbeit für soziale Tätigkeiten bei den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen immer im Bewusstsein zu halten..

Die Wichtigkeit eines einladenden sozialen Wirkens und auch leicht zugänglicher Bildungsangebote ( Beispiele: Dreikönigssingen, Patenschaften indischer Kinder), die nicht vorwiegend kognitiver Art sind, ist für jugendliche Zielgruppen geeignet, um soziales Bewusstsein zu fördern, den Zusammenhalt und damit auch den europäischen Gedanken zu transportieren.  

 


 

Treffen Hradec Kralove - Gruppe 2: 

a)    Welche kulturellen Veränderungen haben wir (auch mit Bezug auf die post-kommunistisch) Gesellschaft festgestellt?

Zusammengefasst lassen sich gesellschaftlich hinsichtlich der Geschichte Tschechiens einige spannende Vermutungen anstellen.

So haben wir in der Auseinandersetzung mit zum Beispiel den Themen „Älterwerden“ und „Tod“ erfahren, dass rund 75 Prozent der Bevölkerung sich keiner Kirche zugehörig fühlt. Dies ist Großteiles auf die von 1948 bis 1989 kommunistischer Herrschaft zurückzuführen, die die kommunistischen Grundsätze und den christlichen Glauben als unvereinbar betrachtete. Die Kirche existierte zwar, die Bevölkerung wurde jedoch entmutigt, den Glauben zu praktizieren. Tschechien gilt heutzutage als eines der am wenigsten religiösen Länder in Europa, obgleich Weihnachten und Ostern dennoch gerne gefeiert wird. 

Ebenso zeichnet sich auch kein großes „nationalistisches“ Selbstverständnis ab. Auch dies lässt sich auf die Kürze des Bestehens der Republik zurückführen.

In der Diskussion wurde festgehalten, dass sich gerade bei dem jüngeren Anteil der Bevölkerung ein Trend in Richtung „Neugier“ und „Offenheit“ erkennen lässt. Diese deuten darauf hin, dass je weniger persönliche Erfahrungen mit dem Kommunismus und der Samtenen Revolution gemacht wurden, umso offener das Verhalten. 

So sind die Vorbehalte an Westeuropa und den USA sind bei der jüngeren Bevölkerung tendenziell nicht zu verzeichnen. Wie zuvor erwähnt, ist der Wunsch nach einem Bekenntnis zu Kirch nicht allzu groß, doch aber das "Interesse an Spiritualität wie zum Beispiel am Buddhismus, Yoga und Meditation.

 

b)   Welche praktischen Erfahrungen leiten sich (für alle Partner) daraus ab?

Aus der Diskussion um die gesellschaftlichen Entwicklungen kamen wir auf eine ganz wesentliche Erkenntnis:

„Offene Grenzen öffnen den Geist der Gesellschaft“.  Kooperationen und Partnerschaften mit anderen Ländern lassen Einblicke und neue Perspektiven zu. Sie unterstützen beim Aufbau neuer Strukturen, dienen als Grundlage für Innovation und Inspirieren zur Neuinterpretation.

Obwohl der Eiserne Vorhang bereits gefallen ist, gibt es in der Wahrnehmung nach wie vor einen Graben zwischen Ost- und Westeuropa.

Förderungen wie Erasmus+ verhelfen dabei, diesen Graben allmählich zu überbrücken. Gerade wenn es um den Austausch junger Menschen geht, ist das Verständnis eines offenen Europas bestimmt hilfreich, die Geschichte neu zu schreiben und eine eigene und europäische Identität zu kreieren.

 


 

Gruppe 3: 

a)    Formen des gesellschaftlichen Zusammenhalts und europäische Gedanken: was ist uns diesbezüglich beim Partner / in der Region besonders positiv aufgefallen ?

b)    Welche praktischen Maßnahmen lassen sich in der Umsetzung (für alle Partner) verifizieren?

 

Wir konnten beobachten, dass das gute Zusammenleben der Generationen in Tschechien gefährdet ist. Als Indikator können zum Beispiel die Bestattungsformen dienen, bei denen man klar erkennen kann, dass die fortschreitende Säkularisierung, der Individualismus und der Materialismus die Zahl der religiösen und rituellen Bestattungsformen schwinden lässt. Auch andere Formen einer würdigen Bestattung scheinen immer weniger praktiziert zu werden. Dies lässt einerseits auf die Tabuisierung des Todes rückschließen, als auch an den Verlust der Wertschätzung gegenüber älteren Menschen. Um dem entgegenzuwirken, versucht der Caritasverband Hradec Kralove gemeinsam mit einer Bewegung von jungen Menschen in die ambulante Hospizarbeit einzusteigen, damit weniger Menschen einsam sterben müssen. Darüber hinaus werden Angehörige von Obdachlosen angesprochen und finanziell unterstützt bei einer würdigen Beerdigung. Viele Projekte, die ein Miteinander der Generationen im Dorf oder Stadtteil zum Ziel haben, wie Feiern, musikalisch, sportliche und kulturelle Events, sowie das Herausgeben einer kleinen Zeitschrift zu den Biografien älterer Menschen, dienen dazu Jung und Alt zusammenzubringen und helfen den gesellschaftlich relevanten Themen des Alterns und des Sterbens mehr Wichtigkeit beizumessen. 

Sowie wurde eine Initiative gestartet, bei der junge Menschen den Senioren beim Umgang mit der Technik wie Computer, E-Mails etc. unterstützen. Diese Aktion ermöglicht es den Generationen im direkten Austausch zu sein und voneinander zu lernen.

Das Thema der Förderung des Zusammenhalts der Gesellschaft zwischen den Generationen, wurde beim Besuch der Caritas Hradec Kralove besonders deutlich und hat die Partner angeregt sich verstärkt dem Thema zu stellen. Dazu erscheinen die best practice Beispiele, in anderen Europäischen Länder gut umsetzbar zu sein, denn die Tabuisierung des Sterbens und die Ausgrenzung alter Menschen sind Tendenzen, die in Europa zu beobachten sind. Es geht um ein besseres Miteinander von Jung und Alt. Nur Begegnung und Austausch ermöglicht ein besseres Kennenlernen, was eine unabdingbare Voraussetzung ist, damit Vorurteile abgebaut werden können. 

„Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.“

Bildergalerie vom Treffen in Hradec Kralove vom 27. bis 30. Juni 2022