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Kompakt 2/2013
i m p u l s e
Benachteiligte Kinder und ihre Eltern
im Kita-Alltag stärken
Vernetzung nach innen und außen mit Blick auf die Resilienzförderung des Kindes
Verarmung und Einschränkung der Le-
bensentfaltungsmöglichkeiten können je-
den treffen.DerAnteil davon betroffener
Menschen in unserer Gesellschaft steigt
kontinuierlich an und hat zunehmend
auch einen unmittelbaren Einfuss auf
dieArbeit in den Kitas und Familienzen-
tren. Immer mehr Kitas entwickeln sich
zu Familienzentren, die sich noch stär-
ker an den individuellen kindgerechten
und familiären Bedürfnissen orientie-
ren. Ein Qualitätsmerkmal ist dabei die
kindbezogene Armutsprävention in den
Einrichtungen. Sie eröffnet Kindern und
Eltern die Chance zur gesellschaftlichen
Teilhabe unabhängig vonEinkommen und
sozialem Status. Sie aktiviert das Selbst-
hilfepotential der Betroffenen sowie des
Umfeldes und sorgt für die Stabilisierung
des Selbstwertgefühls.
Die Erfahrung in denEinrichtungen zeigt,
dass pädagogische Fachkräfte imUmgang
mit demThema „Armut“ oft unsicher sind.
Sie sind beispielsweise selber betroffen,
ihnen fehlen Hintergrundinformationen
oder praktischeHilfestellungen für nützli-
cheVerhaltensweisen und Kommunikati-
on.Der nachfolgende Beitrag bietet Ihnen
hierzu neben inhaltlichen Impulsen zum
Thema, praktische Fragestellungen zur
Selbstrefexion und für den Austausch
zwischenpädagogischenFachkräften sowie
Kooperationspartnern.Vielleicht machen
Sie sich beimDurchlesen dieses Beitrages
einfach zwischendurch zu einzelnen Fra-
gestellungen persönlicheNotizen,um Ihre
eigenen Ideen und Impulse zu sichern und
später darauf zurückgreifen zu können.
Die Kita – Raum des Vertrauens
Eltern wenden sichmit unterschiedlichen
Problemstellungen vertrauensvoll an die
Mitarbeitenden der Einrichtung. Das
bedeutet, dass neben Erziehungsfragen,
die pädagogischen Fachkräfte in immer
stärkeremMaße auch als kompetenteAn-
sprechpartner für die Koordination und
Vermittlung vonKontakten zu kirchlichen
Einrichtungen, Kommunen,Ämtern und
Behörden wahrgenommen werden.Doch
wie stellt sich die Situation eigentlich beim
Thema „Armut“ dar?
Bevor Sie nun weiterlesen, möchte ich
Sie einladen kurz inne zu halten und sich
selber mit folgender Frage auseinander
zu setzen: „Was verstehen Sie persönlich
unterArmut und welche Erfahrungen ha-
ben Sie in Ihrem eigenen Erleben oder in
Ihrem berufichen oder privaten Umfeld
mit diesem Thema gemacht?“
Die Defnition vonArmut durch den Rat
der EuropäischenGemeinschaft 1984 lau-
tet: „Personen, Familien und Gruppen
gelten als arm, wenn sie über so geringe
(materielle, kulturelle und soziale Mittel
verfügen, dass sie von den Lebensweisen
ausgeschlossen sind, die in demMitglieds-
staat in dem sie leben, als Minimum an-
nehmbar sind.“
Armut erkennen – geht das?
Auch in den Einrichtungen sind immer
mehrKinder vonArmut betroffen,manch-
mal verbunden mit anregungsarmen Le-
benssituationen im häuslichen Umfeld.
Überlegen Sie einmal: „Welche kleinen
und größerenZeichenkönnenbei Kindern
in der Einrichtung Ausdruck von Armut
sein? Woran machen Sie das persönlich
fest und in welchen Situationen erleben
Sie das konkret?“
Für Erziehende in denEinrichtungen ist es
manchmal schwer vorstellbar, dass Kinder
vonArmut betroffen sind.Dies hängt auch
damit zusammen, dass Eltern manchmal
enormeAnstrengungen unternehmen ihre
Kinder so zu kleiden und mit Spielsachen
und anderen Dingen auszustatten, dass
sie sich von anderen Kindern möglichst
nicht unterscheiden.
Mögliche Anzeichen von Armut können
beispielsweise sein:
c
Kind kommt häufg hungrig in die Ein-
richtung
c
Kleidung ist abgetragen oder in einem
schlechten Zustand
c
zu kleine Schuhe und Kleidung
c
keine warme Kleidung imWinter, zu
warme Kleidung im Sommer
c
hochwertige Kleidung, die allerdings
wochenlang getragen wird
c
Kinder fehlen regelmäßig, wenn ein
Fest gefeiert oder einAusfug ansteht,
bei dem die Eltern einen fnanziellen
Beitrag leisten müssen
c
für Bastelmaterial, Geburtstagsge-
schenke oder andere zusätzlicheAus-
gaben reicht das Geld, dass die Eltern
den Kindern mitgeben nicht aus
c
Eltern können dieKindergartenbeiträ-
ge oder das Essensgeld nicht bezahlen.
c
beim Spielen und bei gemeinsamen
Unternehmungen halten sich Kinder
zurück, sind wortkarg, deprimiert oder
aggressiv.
Diese Faktoren können ein Indiz sein,
müssen es aber nicht!
Als Erziehende können Sie vielleicht ver-
schiedeneAspekte vonArmut erkennen,
jedoch strukturelle Armutsfaktoren in
der Regel nicht beseitigen. Gleichzeitig
liegt die Stärke von Kitas imUmgang mit
Kindern, die von Armut betroffen oder
bedroht sind, in einem angemessenen,
einfühlsamen und bewussten Umgang
mit dem Thema, der engen Vernetzung
im Team sowie mit Eltern und externen
Kooperationspartnern zur Resilienzför-
derung des Kindes.
Resilienz – Schutzmantel des Kindes
Kinder kommen mit einmaligenVeranla-
gungen auf die Welt. Eltern/Erziehende
und andereVersorgerpersonen haben ei-