Page 33 - kompakt-2-2013

This is a SEO version of kompakt-2-2013. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »
Kompakt 2/2013
 33
i m p u l s e
nen erheblichen Einfuss darauf, welche
Eigenschaften und Orientierungen sich
hier entwickeln. Das gilt auch für von
Armutslagen betroffene Kinder.
Überlegen Sie einmal: „Wieso gibt es da-
bei Kinder, die hier geschwächt und an-
dere aus der gleichen Situation gestärkt
hervorgehen, die sogenannte Resilienzen
entwickeln?Woranmachen Sie das fest?“
Resilienz bedeutet die Fähigkeit erfolg-
reich mit belastenden Situationen umge-
hen zu können. Sie wird im Verlauf der
Entwicklung im Zusammenhang mit der
Kind-Umwelt-Interaktion erworben.Da-
mit Kinder eine resiliente Welt- und Le-
bensorientierung ausbilden können,benö-
tigen Eltern und Erziehende ein Bewusst-
sein umdie Bedeutung der Erziehung zur
Resilienz.Erkenntnisse der Neurobiologie
belegen, dass wir auf soziale Resonanz
und Kooperation angelegte Wesen sind.
D.h.Kern allerMotivation ist es, zwischen-
menschlicheAnerkennung,Wertschätzung,
Zuwendung oder Zuneigung zufnden und
zu geben. Kitas werden in zunehmendem
Maße zur Sozialisationsinstanz und bil-
den einen gesundheitsförderlichen Ort
für Kinder und Eltern. Der Grund liegt
in der deutlichen Zunahme von Kindern
mitAuffälligkeiten imVerhalten und der
Gesundheit. ImVordergrund der Resilien-
zförderung steht hier, die Entwicklungsri-
siken zu minimieren oder derenWirkung
abzumildern. Es gilt die Kompetenzen zu
fördern,mit denen es gefährdetenKindern
bzw. Familien gelingt, belastende Situati-
onen anders zu bewältigen.
Ein Beispiel hierfür ist das Erleben von
Selbstwirksamkeit. Resiliente Kinder
kennen ihre eigenen Stärken und Fähig-
keiten. Sie können ihre Erfolge auf ihr
Handeln beziehen und wissen, welche
Strategien undWege ihnen dabei helfen.
Sie können diese auf andere Situationen
übertragen und wissen, dass ihr Handeln
etwas bewirkt. Positive Selbstwirksam-
keitserfahrungen führen ihrerseits zu
einem positiven Selbstbild und steigern
das Selbstwertgefühl des Kindes. Dem-
gegenüber wird ein Kind, welches nicht
glaubt mit seinem eigenenHandeln etwas
bewirken zu können, in der Regel erst gar
nicht versuchen etwas zu verändern bzw.
zu riskieren, sondern die Situationmeiden
und sich selbst negativ einschätzen.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse gilt
es, sich als professionelle Fachkraft und
im gesamtenTeam immer wieder bewusst
mit demeigenen alltäglichenHandeln und
demUmgang gegenüber denKindern aus-
einanderzusetzen.
Hierbei können folgende Fragen impuls-
gebend sein:
c
Inwieweit stärke ich in meinem all-
täglichenHandeln bewusst die Selbst-
wirksamkeit der Kinder?
c
Stärke ich jedes Kind gleichermaßen?
c
Habe ich auch die stillen, zurückgezo-
genen Kinder im Blick?
c
Wie gehe ichmit Kindern um, diemich
selbst an meine Grenzen bringen?
c
Wie verhalte ich mich, wenn ein Kind
meiner Ansicht nach etwas „falsch“
macht, z.B. „Schuhe zubinden“
c
Wie gehe ich mit Aggression und Ge-
walt des Kindes alsAusdruck unerfüll-
ter Bedürfnisse im Kita-Alltag um?
c
Wie gehe ich mit Ängsten der Kinder
um?
c
Wie vermittle ich konkretWertschät-
zung und Akzeptanz füreinander?
c
WelcheVorbilder liefere ich den Kin-
dern im Umgang miteinander?
Vernetzung mit den Eltern im Rahmen
der Erziehungspartnerschaft
Umzu erkennen, dass Kinder inArmut le-
ben,bedarf es neben einer gezieltenBeob-
achtung und sensiblenWahrnehmung auch
des Respekts vor den unterschiedlichen
Lebensbiographien der Familien.Hilfreich
ist auch hierbei der fachlicheAustausch im
Team.Die folgenden Impulsfragenkönnen
sowohl zur systematischen Refexion im
Team anregen als auch zur Ermittlung Ih-
rer Handlungsmöglichkeiten imRahmen
Ihrer Erziehungspartnerschaft dienen.
c
Wie kommen Sie an ausführliche In-
formationen zur familiären Situation?
Wer hat hier einen guten Kontakt zu
den Eltern?
c
Wie kann die Teilhabe aller Kinder
z.B. bei Geburtstagen und Ausfügen
sichergestellt werden?
c
Welche Traditionen und Rituale pfe-
gen und leben Sie bewusst denKindern
und Eltern vor?
c
Wie gehen Sie im Team miteinander
um, wie ist da Ihre Streitkultur?
c
Welche Angebote gibt es im motori-
schen Bereich innerhalb der Einrich-
tung und der Familien?
c
Findet frühzeitig bei psychischen und
physischenAuffälligkeiten des Kindes
einAustausch zwischen Ihnen und den
Erziehungspartnern statt?Undwelche
Möglichkeiten eruieren Sie, wenn die
Elternschaft vorerst hierauf nicht re-
agiert?
Bei derArbeit mit benachteiligten Fami-
lien ist es wichtig, die Familien im Rah-
men der Erziehungspartnerschaften zu
motivieren, benötigte Hilfe in Anspruch
zu nehmen und aktiv im Hilfegeschehen
mitzuwirken. Im Sinne des Kindes gilt es,
sämtlicheEntwicklungsmöglichkeiten aus-
zuschöpfen um Entwicklungsrückstände
kompensieren und gesellschaftliche Be-
nachteiligung frühzeitig ausgleichen zu
können.
Überlegen Sie einmal: „Welche Ansatz-
punkte für Maßnahmen und Verhaltens-
weisen fallen Ihnen ein, die der gezielten
Unterstützung benachteiligter Familien
und ihren Kindern im Rahmen der Er-
ziehungspartnerschaft dienen können?“
Notieren Sie hierzu Ihre Ideen.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Für die Entwicklung des Kindes ist es zum
Beispiel hilfreich zu erleben, dass viele
Dinge des alltäglichen Lebens auch einen
Wert an sich besitzen z.B. Freundschaft,
Gebräuche in anderen Kulturen, Farben,
Klänge.DennvieleKinder erleben,dass sich
Erwachsene in erster Linie auf materielle
Werte konzentrieren und dass derWert ei-
nesMenschen von seinemBesitz abhängig
ist. Hier können Sie in Ihrer Einrichtung
durchVorlebenwirksameAkzente setzen,
dennKinder beobachten die sie umgeben-
denMenschen in ihren Kommunikations-
und Verhaltensweisen sehr genau, lernen
sie doch hier intuitiv am meisten.
In Kitas gibt es eine Fülle von Ideen, die
zur Stärkung der vonArmutslagen betrof-
fenen Familien und Kindern dienen. Z.B.