Page 34 - geschlechterperspektiven

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Der Blick durch die
„Geschlechter-Brille“
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Besonders spannend ist es schließlich, sich mit Kindern über Geschlechter­
fragen zu unterhalten.
Die Geschlechterperspektive muss Eingang in die individuellen Bildungs­
dokumentationen erhalten, die Grundlage für die Zusammenarbeit von katho-
lischen Kindertageseinrichtungen mit den Eltern sind. Bei der Verwendung
standardisierter Beobachtungsverfahren können die Ergebnisse regelmäßig und
systematisch auf geschlechtsbezogene Aspekte hin überprüft werden. Darüber
hinaus ist es möglich, Methoden der Beobachtung und Dokumentation durch
Fragen zu Geschlechteraspekten zu ergänzen. Als Quelle dafür können verschie-
dene Beobachtungsbögen dienen, die eine intensivere Auseinandersetzung mit
geschlechtsbezogenen Zusammenhängen ermöglichen.
So hat das Projekt „Gender Loops“ einen differenzierten Beobachtungsbogen ent-
wickelt (Krabel/Cremers, 2008). Aus dem Projekt „Gender-Perspektiven“ stammt
die gemeinsam mit Erzieherinnen und Erziehern entwickelte „Gender-Brille“, eine
Reihe von Fragen, mit der Einrichtungen überprüfen können, inwieweit ihre Arbeit
geschlechtergerecht ist und Mädchen und Jungen gleichermaßen vielfältige
Möglichkeiten und Anregungen vermittelt (Rohrmann/Kita Fischteichweg, 2009).
Wichtig ist eine solche „Geschlechter-Brille“ insbesondere für die Refexion von
Beobachtungen und Praxiserfahrungen im Team. Hilfreich kann dabei auch die
Frage sein, was das Verhalten eines Kindes bzw. einer Kindergruppe damit zu tun
haben könnte, dass das jeweilige Kind bzw. die Kinder Jungen oder Mädchen
sind.
Ansätze geschlechterbewusster und geschlechtergerechter Pädagogik sind
sich weitgehend darin einig, dass die Selbstrefexion der Pädagoginnen und
Pädagogen wesentliche Grundlage für ein geschlechterbewusstes Arbeiten in
der Praxis ist. Ausgangspunkt für geschlechterbewusste Pädagogik ist immer
die eigene Person der Erziehenden, weil diese ihr wichtigstes „Handwerkszeug“
ist. Individuelle Kompetenzen im Umgang mit geschlechtsbezogenen Fragen sind
dabei entscheidend durch eigene Lebenserfahrungen bestimmt. Die besondere
Bedeutung der Auseinandersetzung von Erzieherinnen und Erziehern mit der eige-
nen Biografe und berufichen Identität wird nicht zuletzt durch neuere Forschungen
zu Selbstbildungsprozessen von Kindern in Kindertageseinrichtungen hervorge-
hoben (vgl. Musiol, 2002). Eine solche Auseinandersetzung braucht Zeit und einen
passenden Rahmen.
Erzieherinnen und Erzieher in katholischen Tageseinrichtungen für Kinder im
Erzbistum Köln refektieren die eigene Biografe und berufiche Identität. Dies ist ein
wesentlicher Bestandteil der Entwicklung geschlechterbewusster Kompetenz. Der
Diözesan-Caritasverband ermutigt die Fachkräfte, sich dieser Herausforderung
zu stellen. Er fördert dies durch Fortbildungsangebote, Fachberatung und
Supervision.
Für die Weiterarbeit
Krabel, Jens & Cremers, Michael (Hg.) (2008). Gender Loops. Praxisbuch für eine
geschlechterbewusste und –gerechte Kindertageseinrichtung. Berlin: Dissens e.V.
[Online] http://www.genderloops.eu/ alternativ unter www.maik-caritasnet.de
Rohrmann, Tim & Team der Kita Fischteichweg (2009). Gender Perspektiven.
Geschlechterbewusste Pädagogik in der Kita. Ein Pilotprojekt im Rahmen des
niedersächsischen Orientierungsplanes für Bildung und Erziehung in Tageseinrichtungen
für Kinder. Abschlussbericht. [Online] URL: http://www.materialien.wechselspiel-online.
de/ alternativ unter www.maik-caritasnet.de
Entwicklung
geschlechterbewusster
Kompetenz
Selbstrefexion als
wesentliche Grundlage