Page 13 - kompakt-spezial-2-2013

This is a SEO version of kompakt-spezial-2-2013. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »
KOMPAKT 2/2013
 13
D R . W E R N E R K L E I N E
Inklusion in der Pastoral
D R . W E R N E R K L E I N E
Patoralreferent und Vater von zwei
Kindern mit Down-Syndrom
Inklusion ist ein Begriff, der der UNKon-
vention über die Rechte von Menschen
mit Behinderungen entstammt. Anders als
mittlerweilemanchmal behauptet, bezieht
sich der Begriff deshalb vor allem auf die
Inklusion vonMenschenmit Behinderung.
Paradigmenwechsel in der Pastoral
Die Inklusion bedeutet auch für die Pas-
toral einen grundlegenden Paradigmen-
wechsel.Ging es bei dem bisher vertrete-
nen integrativenAnsatz darum, einzelnen
Menschen mit Behinderung die Teilhabe
zu ermöglichen, wobei sich insbesondere
der bzw. die Betreffende anpassen muss-
te, setzt der inklusiveAnsatz voraus, dass
sich die Gesamtgesellschaft (und entspre-
chend die einzelne Gemeinde) dahinge-
hend verändert, dass eine Teilhabe am
gesellschaftlichen (gemeindlichen) für
jeden Menschen mit Behinderung, der
das möchte, ermöglicht wird. Nicht der
Mensch mit Behinderung muss sich än-
dern, sondern eben die Gesellschaft bzw.
die Gemeinde.
Es gibt eine wohl begründete Skepsis, ob
die grundlegende Verwirklichung dieses
Ansatzes möglich ist, insofern man die
Veränderung einer Gesellschaft nicht
„machen“ kann.Vor allemVorbehalte sind
ernst zu nehmen,wenn Inklusion langfris-
tig gelingen soll. Jetzt ist daher die Zeit,
dass sichpastoralHandelndeRechenschaft
über ihre eigenen Befürchtungen undWi-
derstände,Tabus,Denk- und Sprechverbo-
te Rechenschaft ablegen.Das fängt schon
an, wie über Menschen mit Behinderung
gesprochen wird. „Behindert“ ist an sich
kein Schimpfwort, es sei denn, der Spre-
cher belegt es mit einer entsprechenden
Intention (auchwenn diese bloß „gefühlt“
wird).Gut gemeinteUmschreibungenwie
„Menschen mit Handicap“ verniedlichen
eher und nehmen die Menschen mit Be-
hinderung gerade nicht ernst.
Wann gelingt Inklusion in der Pastoral?
Die Inklusion in der Pastoral ist dann
gelungen, wenn es keinen Unterschied
macht, ob Behinderte oder Nichtbehin-
derte an einerVeranstaltung teilnehmen.
Als Beispiel mag der Ernstfall einer Ju-
gendfreizeit angenommen werden. Es
wurde ein Kind angemeldet, das geistig
behindert ist, diese Behinderung wurde
aber (weil ein entsprechender Vermerk
auf demAnmeldeformular fehlt) bis zum
Tag derAbfahrt nicht bekannt. Inklusion
bedeutet, dass das Kind auch dann noch
mitfahren kann.
Es liegt auf der Hand, dass derWeg dahin
noch weit ist. .Man kann sie nicht einfach
über Nacht umsetzen. Inklusion beginnt in
den Köpfen und verändert das Handeln.
DieserWegmuss trotzdembegonnen wer-
den. Er kann nicht ohne personelle und
fnanzielle Ressourcen gelingen. Inklusion
die nicht zur Illusion werden soll, besteht
aus mehr als aus Rollstuhlrampen und In-
duktionsschleifen. Inklusion ist die Her-
ausforderung, die eigene Haltung immer
neu zu hinterfragen, um das Handeln zu
verändern und nicht bloß schöne Worte
zu machen.