KOMPAKT 1/2014
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P R O J E K T M A I K
Erstaunt hat mich, wie groß das Informa-
tionsdefzit über den Beruf des Erziehers
auf Seiten der Jugendlichen ist, trotz der
Möglichkeiten, sich in der heutigen Zeit
rund um die Uhr mit Informationen zu
versorgen. Das birgt die große Gefahr,
dass dieses fehlende Wissen durch ge-
sellschaftliche – zumeist eher geschlech-
terstereotypen und tendenziell negativ
konnotierten –Vorstellungen ersetzt wird.
Informieren und praktische Erfahrungen
zu vermitteln,waren daher unsereDevise.
Unsere Webseite als Infoportal und die
Talentkampagne sind bei jungen Leuten
sehr gut angekommen
Überrascht und gefreut hat mich das bun-
desweit außerordentlich große Interesse
derMedien amProgramm„MEHRMän-
ner in Kitas“, das wir auch an unserem
Projektstandort verzeichneten konnten.So
wurde eine breite gesamtgesellschaftliche
Diskussion über Geschlechterbilder und
Männer in der Früherziehung angesto-
ßen oder befügelt, die ich für dringend
notwendig erachte, wenn es zukünftig
Normalität sein soll, dass mehr Männer
im Elementarbereich berufich Wurzeln
schlagen.
Besonders schönwar es zu hören,dass sehr
vieleMütter undVäter in den katholischen
Kitas, denen die Projektreferenten/innen
bei Elternbeiratssitzungen begegnet sind,
Männern in der Kita sehr positiv gegen-
überstehen und sie mehrheitlich als Be-
reicherung betrachten.Selbst Skepsis wird
überwunden, sobald die ElternMänner in
Kitas konkret erleben.
Phänomenal wirkungsvoll war auf Be-
rufsmessen, auf denen wir über den Be-
ruf informiert und im Rahmen von s.g.
Berufsparcours Einblicke in denBeruf ge-
geben haben, die Begegnung von Schüler/
innenmit „echten“Erziehern (Rolemodels
/Werbe-Erzieher), die ihren Beruf mögen
und davon begeistert berichten konnten.
Es war jedoch nicht immer einfach, die
„Werbe-Erzieher“ für solche Aktionen
über Tag zu gewinnen, denn sie wurden
ja gleichermaßen dringend zur Betreuung
der Kinder in den Kitas gebraucht.
Angesichts vieler tagesaktueller Proble-
me und Herausforderungen war es für
die Kitas ein schwieriger Balanceakt auch
noch imProjekt MAIKmitzuwirken.Mit-
unter haben sie das ganz sicher auch als
Überlastung empfunden.Aus Projektsicht
hatten wir uns anfänglich mehr Engage-
ment der Kitas gewünscht oder erhofft,
aber wir konnten die Zurückhaltung an
vielen Stellen auch sehr gut nachvollzie-
hen. Dass rückblickend dennoch viele
katholische Kitas nicht nur sensibilisiert
werden konnten, sondern sich in ersten
Schritten auf den Weg zur Gender-Kita
gemacht haben oder sich in denBereichen
der Berufsorientierung engagiert haben,
das verlangt unsere großeWertschätzung
undAnerkennung.Veränderungsprozesse
brauchen einen langenAtem,aber letztlich
führen auch kleine Schritte zum Ziel.
Der Fachkräftemangel in den katholischen
Kitas, nicht zuletzt in Folge des U3-Aus-
baus, hat dafür gesorgt, dass vieleAkteu-
re bereit waren, sich aktiv am Projekt zu
beteiligen, um sichMänner als neue Ziel-
gruppe verstärkt zu erschließen.
Auch wenn wir im Projekt MAIK den
Fokus auf MEHR Männer gelegt haben,
war und bleibt es unser langfristiges An-
liegen, gemischtgeschlechtliche Teams in
den Kitas zu etablieren, eben damit das
Geschlecht der Fachkräfte entdramatisiert
wird.Es sollte zur Normalität werden,dass
Männer und Frauen gleichermaßen auch
professionell Erziehungs- und Betreu-
ungsaufgaben in der Arbeit mit kleinen
Kindern wahrnehmen. Die parteiliche
Männerförderung hat inVerbindung mit
dem hohen Medieninteresse aber auch
viele weibliche Fachkräfte irritiert. Mit-
unter wurde das Engagement für mehr
Männer in Kitas sogar alsAbwertung von
Frauen und „weiblichen“ Bereichen in der
Kita empfunden. Ich war daher sehr froh,
dass Dompropst Dr. Feldhoff in seinem
Grußwort bei der Fachtagung im Juli 2013
dieseWahrnehmung aufgegriffen hat und
als kirchlicherWürdenträger seine große
Wertschätzung für das hohe und profes-
sionelle Engagement der Frauen in den
katholischen Kitas ausgesprochen hat.
Wo sind Probleme, neue Ansätze oder zu
bearbeitende Felder bei den Projekten aufge-
taucht und wie wollen Sie diese angehen?
DurchdasProgramm„MehrMänner inKi-
tas“ sollten nicht nur jungeMänner für den
Erzieherberuf gewonnen werden. Auch
berufserfahrenen Quereinsteigern sollte
derWeg indieErzieherausbildung geebnet
werden.Wie alle Projektstandorte so sind
auch wir während der Projektlaufzeit von
vielenMännernmit anderen Erstberufen,
teils noch berufstätig, teils erwerbslos kon-
taktiert worden, die gerne in einer Kita
arbeiten würden. Konkret waren es bei
MAIK – Abschlusstagung
am 28. November 2013
Projektbilanzierung mal anders: Das
MAIK-Team stellte die Projektergebnisse
in einem kleinen Theaterstück dar:
„Die Geschichte des MAIK“
Die umfangreiche Dokumentation (Video-
mitschnitte und Manuskripte der Vorträge
und Grußwörter) der Abschlusstagung
fnden Sie auf www.maik-caritasnet.de.