KOMPAKT 2/2014
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Glaube zum Anfassen
Am Anfang war da einfach nur die Idee – die Vision eines Kreuzes
zum Anfassen für alle Kinder und Eltern …
Ein haptisches Erlebnis imAußengelän-
de, nicht zu groß, nicht zu klein und für
alle Kinder erlebbar. Warum nicht ein
Kreuz? Ein Kreuz als Zeichen des Glau-
bens kommt in unserer Tageseinrichtung
an vielen Stellen vor, hängend, stehend,
gebastelt oder auch gemalt. Wir machen
ein Kreuzzeichen beimBeten und vor al-
lem erzählen wir davon. Aber ein Kreuz
aus Stein, von unseren Kindern und El-
tern selbst gemacht, das wäre toll. Die
Leiterin steckte mit ihrer Begeisterung
das ganze Kindergarten-Team an und ge-
meinsamwurde überlegt, wie das Projekt
angegangen werden könnte.Mit Hilfe der
KatholischenFamilienbildungsstätte nahm
die Idee Gestalt an.
Ein Bildhauer wird gesucht
Wir wollten unbedingt einen Bildhauer,
der nicht nur etwas von seinem Hand-
werk, sondern auch von Pädagogik ver-
steht. BertholdWelter, ein Bildhauer aus
Leichlingen,wurde gefunden und der ers-
te Kontakt fand statt. Herr Welter hörte
sich zunächst die Idee an und gemeinsam
wurden Möglichkeiten der Umsetzung
überlegt.Dann war es endlich soweit. Ein
„echter“Bildhauer kam in unsereEinrich-
tung – ein Künstler undHandwerker zum
Anfassen kam zu uns und begeisterte alle.
Wo sonst haben Kinder die Möglichkeit
einer solchen Begegnung?
Die Arbeit kann beginnen
Die drei Tage werden uns in toller Erin-
nerung bleiben, es war einfach fantastisch.
Gemeinsammit denKindern richteteHerr
Welter auf unsererTerrasse dieWerkstatt
ein.Alle Materialien wurden gemeinsam
aus demWagen geholt und verteilt und ein
Pavillon aufgebaut. So entstand nach und
nach ein kleinesAtelier.DieKinder waren
nicht mehr zu halten, alle wollten direkt
loslegen. Im Vorfeld hatten die Erziehe-
rinnen den Kindern von unseremVorha-
ben erzählt, die Kinder wiederum hatten
zuhause ihren Eltern davon berichtet. So
waren alle neugierig und gespannt. Eine
Aktion ohne vieleWorte und Elternbriefe
begann. Zum ersten Mal in ihrem Leben
durften unsere Kinder mit Hammer und
Meißel arbeiten,konntenmit Schleifpapier
schmirgeln, raspeln, spitzen, stocken und
waren aus der Werkstatt nicht mehr weg
zu kriegen.
Auch die Eltern machen mit
Angesteckt von so viel Begeisterungmach-
ten sich nach und nach auch die Eltern mit
ans Werk. Es machte Kinder und Eltern
großen Spaß, gemeinsamzu handwerkeln.
Alle sahen lustig aus – mit den großen
Schutzbrillen und total verstaubt. Viele
genossen sehr die gemeinsamen Gesprä-
che, die beimWerken entstanden.Obwohl
manche Kinder Blasen hatten,wollten sie
unbedingt weitermachen. Bei vielen Kin-
dern war amMorgen die erste Frage nach
der Ankunft im Kindergarten: „Darf ich
schon raus zu Herrn Welter?“. Die drei
Tage vergingen wie imFlug.AmEnde des
drittenTages konnten wir gemeinsam das
Ergebnis bewundern.–Einwunderschönes
Kreuz für unseren Spielplatz, gemeinsam
gemacht. Voller Stolz trugen die Kinder
denmassiven Stein zu seinemPlatz und sa-
hen zu,wie HerrWelter ihn einbetonierte.
Da können wir Jesus jetzt immer in
den Arm nehmen
Später wurde dasKreuz dann von unserem
Diakon gesegnet. Nun steht es da, unser
wunderschönes Kreuz, umringt von vielen
weiteren Steinen mit den eingearbeiteten
Muggelsteinen, Glaube zum An-Fassen
und Be-Greifen. Zwei Kinderstimmen
dazu: „Da können wir den Jesus jetzt im-
mer in denArmnehmen“ (J., 5 Jahre) oder
auch „Wenn derAua hat pusten wir!“ (M.,
3 Jahre). Es hat sehr viel Freude gemacht,
das Kreuz als christliches Symbol wieder
neu zu entdecken.Dabei haben viele Kin-
der schöneGemeinschaftserfahrungenmit
ihrenEltern gemacht.ReligiöseGespräche
in Verbindung mit handwerklichem Tun.
Wir sind unendlich dankbar für diese drei
Tage.
R E G I N A L A N G O H R - M E I E R
Familienzentrum am Sedansberg
in Wuppertal
P R A X I S K O N K R E T