Page 14 - geschlechterperspektiven

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Bildungspläne fordern
geschlechterbewusste
Pädagogik
Gemeinsame Erziehung
von Mädchen und Jungen
wird nicht in Frage gestellt
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bewusste Pädagogik dient diesem Ziel und konkretisiert es dahingehend, dass
Kindertageseinrichtungen auf die Lebenslagen, Bedürfnisse und Interessen von
Jungen undMädchen eingehen. Darüber hinaus wirkt sie einengenden Stereotypen
entgegen und ermöglicht Mädchen und Jungen, ihre Verhaltensspielräume zu
erweitern.
Die Notwendigkeit einer geschlechterbewussten bzw. –sensiblen Pädagogik ergibt
sich auch aus den
Bildungs- und Erziehungsempfehlungen der Bundesländer
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
(zu anderen Bundesländern vgl. Rohr­
mann, 2013b). In den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen des Landes
Rheinland-Pfalz wird geschlechtersensible Pädagogik als eines von drei
Querschnittsthemen eingeführt. Die Ziele geschlechtersensibler Pädagogik wer-
den so beschrieben:
Erzieherinnen und Erzieher unterstützen die Kinder darin, die eigene Geschlechts­
identität zu entwickeln, ohne diese durch festgelegte Verhaltens- und
Handlungsweisen in ihren Erfahrungen und Erlebnissen einzuschränken.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mädchen und Jungen werden
beobachtet, anerkannt und in der alltäglichen Arbeit berücksichtigt.
Erzieherinnen und Erzieher achten darauf, die Kinder nicht durch stereotype Sicht­
weisen bzw. Zuschreibungen in ihren Erfahrungen einzuschränken, sondern ihnen
neue und ergänzende Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten. (MBFJ 2004, S. 19)
Ähnlich wird dies in den Grundsätzen zur Bildungsförderung für Kinder von 0
bis 10 Jahren in Kindertageseinrichtungen und Schulen im Primarbereich in
Nordrhein-Westfalen formuliert:
Von besonderer Wichtigkeit ist, dass Kinder eine Geschlechtsidentität entwickeln,
mit der sie sich wohl fühlen und die auf Gleichberechtigung und Gleichachtung
basiert. Stereotype Rollenvorstellungen und -zuordnungen – gleich welchen
Ansatzes – sind (…) zu vermeiden. (…)
Elementar- und Primarbereich berücksichtigen, dass unterschiedliche Interessen,
Sichtweisen und Lernwege von Mädchen und Jungen sich auf den Erwerb von
Wissen und Kompetenzen auswirken können.
Eine geschlechterbewusste Pädagogik unterstützt Kinder dabei, stereotype, ein-
engende Geschlechterbilder situativ oder über längere Phasen hinweg erweitern
zu können, unterschiedlichen Interessen neugierig nachzugehen und vielfältige
Kompetenzen zu erwerben. (MGFFI 2010, S. 31)
Geschlechterbewusste Pädagogik ist kein Zusatzprogramm, sondern eine
„Querschnittsaufgabe“. Das bedeutet, dass Geschlechterfragen in allen Bereichen
der pädagogischen Arbeit berücksichtigt werden: in der Raumgestaltung, bei der
Angebotsplanung, in allen Bildungsbereichen und auch in der Zusammenarbeit
mit Müttern und Vätern.
Geschlechterbewusste Pädagogik fragt auch nach den Sichtweisen der Kinder
und schließt die Beteiligung von Kindern mit ein. Bei Beteiligungsprozessen, z. B.
zur Angebotsplanung oder zur Neugestaltung von Räumen, sollte erfasst und
refektiert werden, welche Aussagen und Wünsche von Mädchen und welche von
Jungen ausgehen. Manchmal kann es sinnvoll sein, Jungen und Mädchen zu
trennen und zunächst in Kleingruppen mit ihnen zu arbeiten.
Insgesamt wird die gemeinsame Erziehung von Mädchen und Jungen in den
katholischen Tageseinrichtungen für Kinder nicht in Frage gestellt. Geschlechter­
bewusste Pädagogik bedeutet in erster Linie einen bewussteren Umgang mit
Geschlechterfragen im gemeinsamen Alltag. Dies
kann
im Einzelfall auch ein-
Stereotype, einengende
Geschlechterbilder
erweitern