Page 33 - geschlechterperspektiven

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Zugänge zu Bedürfnissen,
Themen und inneren
Erlebniswelten
8 Ansätze zur geschlechterbewussten Beobachtung,
Dokumentation und Refexion
Beobachtung, Dokumentation und Refexion sind Ausgangspunkt der alltäglichen
pädagogischen Arbeit. Das Bildungskonzept für katholische Tageseinrichtungen
gibt dazu konkrete und differenzierte Hinweise. Zur Berücksichtigung geschlechts-
bezogener Aspekte wird dabei nicht ausdrücklich aufgefordert. Es würde nun
wenig Sinn machen, den zahlreichen genannten Ansätzen und Methoden jetzt
noch ein weiteres Verfahren zur Erfassung geschlechtsbezogener Themen hinzu-
zufügen. Vielmehr sollten die in einer Einrichtung verwendeten Methoden um eine
geschlechterbewusste Sichtweise erweitert werden.
„Beobachten dient dem Verstehen“, wird im Bildungskonzept formuliert (S. 42).
Bei der Erfassung von Interessen, Talenten und Vorlieben der Kinder sowie
beim Blick auf Kompetenzen, Lernstrategien und individuelle Entwicklungswege
(Bildungskonzept, S. 42) fällt dabei immer wieder einmal auf, dass diese Aspekte
nicht unabhängig vom Geschlecht sind. Jungen und Mädchen bringen nicht
nur unterschiedliche Interessen und Vorlieben zum Ausdruck, sie eignen sich
auch unterschiedliche Kompetenzen an. Dabei gibt es nicht „die“ Jungen und
„die“ Mädchen, sondern durchaus Vielfalt. Manche Jungen und Mädchen spie-
len miteinander, und es lassen sich kaum geschlechtsbezogene Unterschiede
beobachten. Insbesondere ältere Jungen und Mädchen spielen dagegen oft
in geschlechtsgetrennten Gruppen und verhalten sich manchmal übertrieben
geschlechtstypisch. Schließlich gibt es Mädchen oder Jungen, die sich auffällig
geschlechts
un
typisch verhalten.
Systematische Beobachtungen dieser Zusammenhänge ermöglichen zum einen,
geschlechtstypische Muster zu erkennen, zum anderen, das individuelle Verhalten
von Mädchen und Jungen besser zu verstehen.
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Manchmal ist es ausreichend, bei Beobachtungen das Geschlecht des
Kindes bzw. der Kinder mit anzugeben, um eine Refexion über geschlechts-
bezogene Zusammenhänge zu ermöglichen.
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Strichlisten und Häufgkeitsauszählungen sind sehr geeignet, um mit
wenig Aufwand geschlechtstypische Tendenzen zu erheben, z. B. in der
Raumnutzung oder bei der Beteiligung an bestimmten Angeboten.
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Aufschlussreich kann es sein, Produkte wie Fotos, Bilder oder andere Werke
von Kindern nach Geschlecht differenziert zusammenzustellen und auszu-
werten.
Kap. 8 Ansätze zur geschlechterbewussten Beobachtung, Dokumentation und Refexion
licht dagegen nicht nur den Erwerb von Medienkompetenz, sondern kann auch
die geschlechtsbezogene Identitätsentwicklung von Mädchen und Jungen unter-
stützen.
Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Erzbistum Köln eröffnen sich
Zugänge zu Bedürfnissen, Themen und inneren Erlebniswelten von Mädchen
und von Jungen durch eine Auseinandersetzung mit Medienerlebnissen und
Medienspielzeug und suchen nach neuen Wegen, diese zu beantworten.
Für die Weiterarbeit
Neuss, Norbert (2010). Frühkindliche Medienbildung. In Duncker, Ludwig; Lieber, Gabriele;
Neuss, Norbert & Uhlig, Bettina (Hg.). Bildung in der Kindheit (S. 157-161). Stuttgart:
Klett/Kallmeyer.
Geschlechtstypische
Muster erkennen …
… individuelles Verhalten
verstehen
Erweiterung bestehender
Ansätze und Methoden
der Dokumentation