Page 36 - geschlechterperspektiven

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dass die Versorgung und Erziehung von Kindern auch für Männer selbstverständ-
lich ist.
Für die überwiegend weiblichen Fachkräfte kann die Zusammenarbeit mit Vätern
allerdings auch eine manchmal schwierige Herausforderung darstellen. Viele
Väter scheinen sich nur wenig für die Arbeit der Tageseinrichtung zu interessieren;
manchmal fühlen sich Erzieherinnen von Vätern nicht ernst genommen. Oft fühlen
sich Väter nur wenig für Emotionen wie auch für organisatorische Angelegenheiten
ihrer Kinder zuständig („Rufen Sie meine Frau an!“). Andererseits sind es nicht sel-
ten die Fachkräfte selbst, die zunächst die Mütter ansprechen, wenn z.B. ein Kind
krank ist und abgeholt werden muss. Dabei sind auch viele Mütter berufstätig
und haben Probleme, kinderbedingte Fehlzeiten dem Arbeitgeber gegenüber zu
rechtfertigen.
Katholische Kindertageseinrichtungen bemühen sich daher darum, grund-
sätzlich immer beide Eltern anzusprechen – ob es um die Formulierung von
Elterninformationen geht („Liebe Väter! Liebe Mütter!“), um die Beteiligung an
Aktionen oder um die Wahl zum Elternbeirat. Schon bei der Aufnahme eines
Kindes in die Einrichtung sollten die Väter gezielt einbezogen werden. Wichtig
ist dabei auch die Berücksichtigung der Bedürfnisse berufstätiger Mütter und
Väter. Oft stehen hier eingefahrene Gewohnheiten und Strukturen im Wege, zum
Beispiel Arbeitszeiten, die die Beteiligung von Berufstätigen an Elterngesprächen
und Aktionen verhindern. Angestrebt wird auch eine paritätische Beteiligung von
Müttern und Vätern an den formalen Gremien der Elternzusammenarbeit (Elternrat
und Rat der Tageseinrichtung). Die Anregung, immer jeweils einen Vater und eine
Mutter zum Elternbeirat zu wählen, kann zwar zunächst irritieren, wird aber letzt-
lich von der Mehrheit der Eltern akzeptiert und als sinnvoll erachtet.
Darüber hinaus sollen gezielte Angebote für Väter Bestandteil des Angebots
katholischer Tageseinrichtungen werden. Insbesondere gemeinsame Aktivitäten
für Väter und Kinder erfreuen sich bei diesen oft großer Beliebtheit. Gemeinsame
Aktivitäten sind nicht nur eine Möglichkeit für Väter, Jungen und Mädchen, sich in
gemeinsamen Aktionen zu erleben, sie bieten auch Gelegenheit zum Austausch
für Väter. Dieser kann gezielt ermöglicht werden, indem „Väterabende“ durchge-
führt oder ein „Väterstammtisch“ eingerichtet wird. Hier können Alltagserfahrungen
besprochen und gemeinsame Aktivitäten geplant, aber auch Erziehungsthemen
sowie weitergehende Fragen des Vater- und Mann-Seins besprochen werden. Die
Erfahrung zeigt, dass es anfangs nicht selten eines langen Atems bedarf, um ein
solches Angebot dauerhaft zu installieren.
Aber auch gezielte Angebote für Mütter machen Sinn, z.B. ein Müttertreff.
Zwar sind Mütter im Kitaalltag wie auch bei Veranstaltungen mit und für Eltern
viel mehr anzutreffen als Väter. Und wenn keine Männer anwesend sind, haben
sie natürlich auch Gelegenheit dazu, sich nur unter Frauen auszutauschen.
Geschlechterbewusste Zusammenarbeit mit Eltern bedeutet aber, auch Müttern
ausdrücklich Raum dafür zu geben, sich mit ihrer Situation als Frau und Mutter
auseinanderzusetzen.
Katholische Tageseinrichtungen sind damit auch ein Lernort für Eltern. In
Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der katholischen Erwachsenen- und
Familienbildung und dem Referat Männerpastoral im Erzbistum Köln werden
Bildungsangebote für Eltern – passend für die jeweilige Einrichtung – geplant und
durchgeführt (Bildungskonzept, S. 51). In diesem Zusammenhang sind auch spe-
zielle Angebote für Mütter und für Väter realisierbar.
Immer beide Elternteile
ansprechen
Gezielte Angebote
für Väter…
… und für Mütter