Page 37 - geschlechterperspektiven

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Für die Weiterarbeit
Verlinden, Martin & Külbel, Anke (2005). Väter im Kindergarten. Anregungen für die
Zusammenarbeit mit Vätern in Tageseinrichtungen für Kinder. Weinheim: Beltz.
Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. (Hg.)(2013). Väter in der
Kita - Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele für mehr Väterpräsenz und
Väterkompetenz in katholischen Tageseinrichtungen für Kinder
10 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule
Den Übergang in die Grundschule gestalten katholische Kindertageseinrichtungen
in enger Kooperation mit den Eltern und der Grundschule (vgl. Bildungskonzept,
Kapitel 10). Grundlegend ist dabei die Kontinuität der Erziehungs- und
Bildungsprozesse.
Bereits beim Übergang in die Grundschule werden dabei geschlechtstypi-
sche Unterschiede im Bildungsverlauf deutlich. Zwar werden fast neun von
zehn Kindern fristgemäß eingeschult – Jungen wie Mädchen. Bundesweite
Erhebungen weisen aber auf Geschlechterunterschiede bei der vorzeitigen und
verspäteten Einschulung hin. Im Jahre 2009 wurden 6,1% der Mädchen, aber
nur 4% der Jungen in Deutschland vorzeitig eingeschult. Auf der anderen Seite
wurden deutlich mehr Jungen als Mädchen verspätet eingeschult: 8,1% vs. 5,1%
(Diefenbach 2012, S. 110). Ob sich dies durch die Tendenz zur einer immer frü-
heren Einschulung verändert, bleibt abzuwarten. Schon in der Vergangenheit
bestand bei Jungen häufger der Eindruck, dass sie noch nicht „reif“ für die Schule
seien. Auf der anderen Seite wird nicht selten berichtet, dass ältere Jungen sich
im Kindergarten langweilen und vielleicht gerade deswegen viel „Unsinn“ machen.
Hier ist daher immer ein genauer Blick auf den Einzelfall erforderlich.
Gleichzeitig werden um den Einschulungszeitraum herum geschlechtstypische
Unterschiede im Verhalten von Mädchen und Jungen immer deutlicher. Während
vierjährige Jungen und Mädchen noch häufg miteinander spielen, werden die
Gruppen der gleichgeschlechtlichen Kinder zunehmend wichtiger. Viele der so
genannten „Schulkinder“ versuchen, geschlechtstypischen Erwartungen zu ent-
sprechen und „richtige“ Mädchen bzw. Jungen zu sein. AmEinschulungstag lassen
sich die Geschlechter dann schon anhand der Einschulungstüten und Schulranzen
unterscheiden: „Wilde Kerle“, Fußbälle und Rennwagen bei den Jungen; Feen,
Schmetterlinge und Glitzer bei den Mädchen; … Geschlechterneutrale Ranzen
sind dagegen kaum zu fnden. Die Konsumgüterindustrie nutzt aus, dass Jungen
und Mädchen heute über den Kauf dieser Dinge oft selbst entscheiden dürfen –
und sich dabei an geschlechterstereotypen Zuordnungen orientieren, die gerade
in diesem Alter für sie von großer Wichtigkeit sind. Jungen und Mädchen, die sich
untypisch verhalten, z. B. wenn ein Junge einen Ranzen mit einem Fisch bevor-
zugt, müssen dagegen mit Hänseleien anderer Kinder rechnen. Insbesondere in
solchen Fällen ist es wichtig, Kindern ungewöhnliche Wünsche nicht auszureden,
sondern sie darin zu bestärken, zu ihren individuellen Vorlieben zu stehen.
Gleichzeitig müssen Abwertungen thematisiert werden. Katholische Tages-
einrichtungen setzen sich dafür ein, dass Mädchen und Jungen nicht durch
geschlechtstypische Erwartungen eingeschränkt werden, sondern erleben kön-
nen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten des Junge- und Mädchenseins
gibt – auch, wenn sie damit nicht immer auf die Zustimmung von Gleichaltrigen
oder Eltern stoßen.
Kap. 10 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule
Geschlechtstypische
Unterschiede bei der
Einschulung ...
... Jungen hinken hinterher
Gleichgeschlechtlichen­-
gruppen immer
bedeutsamer