Page 38 - geschlechterperspektiven

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11 Geschlechteraspekte in der Arbeit mit Kindern
unter 3 Jahren
In den letzten Jahren ist es in Deutschland zu einem rasanten Ausbau von
Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren gekommen. Auch katholi-
sche Tageseinrichtungen für Kinder im Erzbistum Köln haben ihre Plätze für
Kinder unter drei Jahren in deutlich ausgebaut, soweit eine hohe Qualität des
Betreuungsangebotes sichergestellt werden konnte.
Aus Geschlechterperspektive sind dabei zunächst zwei Aspekte bedeutsam:
C
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Mütter sind heute früher und mehr berufstätig als früher. Einrichtungen für
Kinder unter 3 Jahren ermöglichen es Frauen, berufiche Karrieren mit
Mutterschaft zu verbinden.
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Väter sind bereits in den ersten Lebensjahren mehr an der Erziehung beteiligt.
Forschungsergebnisse belegen, dass Väter auch für Kleinkinder gut sorgen
können
(vgl. Brandes / Datler / Roeseler, 2012, Datler / Gstach / Steinhardt, 2002,
Fthenakis / Minsel, 2002; Lamb, 2004; LeCamus, 2001; Mühling / Rost, 2007).
Die zunehmende institutionelle Betreuung von Kindern unter drei Jahren verändert
die Geschlechterverhältnisse in den Familien und in der Gesellschaft. Schon im
Jahre 1981 haben die deutschen Bischöfe hierzu ausgedrückt: „Wir unterstüt-
zen die Bestrebungen, dass Frauen in ihrer verantwortlichen Entscheidung für
Familienaufgaben, für berufiche Tätigkeit oder eine Verbindung von beiden wirk-
liche Wahl- und Entscheidungsfreiheit erlangen“ (Deutsche Bischofskonferenz,
1981, S. 26).
Katholische Kindertageseinrichtungen übernehmen in diesem Sinn wichtige
Funktionen. Viele berufstätige Mütter sind froh, dass ihr Kind während ihrer
Arbeitszeit in der Tageseinrichtung „in guten Händen“ ist. Oft haben Mütter
aber auch ein schlechtes Gewissen, ihr Kind „abzugeben“, weil sie dem tradi-
tionellen Bild der Mutter damit nicht entsprechen. Hier ist eine vertrauensvolle
Erziehungspartnerschaft von besonderer Bedeutung. Sie sorgt für eine gute
Beziehungsqualität zwischen Mutter, Kind und pädagogischen Fachkräften
und kann entlastend und ermutigend wirken. Die Bischöfe lehnen jegliche
Diffamierung von Frauen ab, die Beruf und Familie vereinbaren wollen (Deutsche
Bischofskonferenz, 2013, S. 2).
Aber auch für die wachsende Zahl von engagierten Vätern von Kleinkindern ist ein
guter Kontakt zur Kindertageseinrichtung wichtig. Zunehmend ist selbstverständ-
lich, dass Väter schon für ganz kleine Kinder wichtig sind und auch ihre Versorgung
übernehmen können. Entsprechend häufger sind sie in der Kindertageseinrichtung
anzutreffen. So begleiten mehr und mehr Väter den Eingewöhnungsprozess neuer
Kinder. Für viele Männer ist die Betreuung eines Kleinkindes allerdings Neuland;
sie können nicht auf Vorerfahrungen in ihrer eigenen Familie zurückgreifen. In der
katholischen Kindertageseinrichtung können sie erleben, dass sie als Sorgende
ernst genommen und unterstützt werden. Eine besondere Bedeutung können hier
männliche Fachkräfte haben.
Vertrauensvolle
Erziehungspartnerschaft
mit Müttern …
… und Vätern
Diese Themen setzen sich in der Grundschulzeit fort, oft noch deutlich verstärkt.
Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Erzbistum Köln suchen – im Sinne
einer kontinuierlichen Bildungsbiografe von Jungen und Mädchen – den inhaltli-
chen Austausch und die Verständigung zu Geschlechterfragen mit Grundschulen.
Austausch mit
Grundschulen zu
Geschlechterfragen