Page 53 - VORLAGE

This is a SEO version of VORLAGE. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »
L I T E R A T U R T I P P
M Ä N N L I C H E F A C H K R Ä F T E G E W I N N E N U N D ( E I N ) B I N D E N
53
Arbeitsverteilung
Doch auch die Arbeitsverteilung im Team sollte in gemischten Teams immer wieder kritisch
refektiert werden. „Frauen, die 25 Jahre in einem rein weiblichen Team gearbeitet haben und
alle (auch handwerklichen) Tätigkeiten unter sich verteilt hatten, fällt beim Dienstantritt der
ersten männlichen Fachkraft schon mal der Hammer aus der Hand“, so Dr. Tim Rohrmann
im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Projekts MAIK im Jahr 2011. Dieser Effekt hängt
oftmals mit der Erwartungshaltung von Frauen an „den Mann“ zusammen. Vom Mann wird
erwartet, dass er über handwerkliche Kompetenzen verfügt. Das kann für den Mann aber
sehr unangenehm sein, „wenn er weder die Fertigkeiten dazu hat, noch sich für solche Tätig-
keiten interessiert. Genauso unangenehm kann es umgekehrt sein, wenn ein Mann in den
Kindergarten kommt und sagt, dass nun er alle schweren Sachen heben werde“ (Friis 2006,
S. 31). Das bedeutet, dass geschlechterstereotype Arbeitsverteilungen auch immer wieder
von den männlichen Fachkräften ausgehen, eben weil diese oftmals „auf der unbewussten
Ebene ein verschwommenes und durch Verunsicherung geprägtes Männerbild haben“ (BVZ
e.V. 2006, S. 15) und durch die Übernahme von männlich-konnotiertenTätigkeiten versuchen,
ihr eigenes männliches Profl zu stärken.
Diese Prozesse verlaufen meist auf informelle und subtile Weise, ohne dass sich die Betrof-
fenen immer ihrer Handlungen bewusst sind. Dies trägt aber in erheblichem Maße zu einer
Reproduktion traditioneller Rollenbilder bei und ist daher aus pädagogischer Sicht in keiner
Weise zu befürworten.
Cremers und Krabel (2008, S. 41) fordern daher geschlechtsheterogene Kita-Teams dazu auf,
„geschlechterstereotype Arbeitsteilung kritisch [zu] refektieren, spiegelt sie doch ein traditi-
onelles, die Persönlichkeit einschränkendes Geschlechterverhältnis wider“.
Frauen und Männer in einem gemischten Team – Leitfaden für Kindertagesstätten
Der Schweizerische Krippenverband hat die Handreichung „Frauen und Männer in einem
gemischten Team – Leitfaden für Kindertagesstätten“ veröffentlicht, die auf der belgischen
Handreichung „Handleiding werken met mannen en vrouwen in een gemengd team“ basiert.
Sie gibt dezidierte Informationen über die Einbindung von neuen männlichen Fachkräften
in weiblich dominierte Kita-Teams. Die Handreichung steht unter
www.kinderbetreuer.ch/
Downloads/Frauen_Maenner_gemischten_Team_Leitfaden_RB.pdf
zum kostenlosen Down-
load für Sie bereit.
lungspolitische Zielsetzungen, etwa auf konzeptioneller Ebene. Das Ganze ist – neben der
Teamaufgabe – immer auch ein Aspekt jeder Leitungsaufgabe sowie ein Entwicklungsfeld
der jeweiligen Organisation (Einrichtung, Träger, Fachverband usw.), wofür gegebenenfalls
fachliche Unterstützung durch einschlägige Fortbildung, Konzeptberatung, Gender-Coaching
oder Supervision ermöglicht werden sollte […].
Gunter Neubauer, Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen