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KOMPAKT 2/2013
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M A R I O B R A U N / D A N I E L A S T E F F E S
die die Lieblingsspiele eines Geschlechts
auch für das jeweils andere Geschlecht
interessant machen. So kann beispiels-
weise Wettkampf und Kräftemessen
unter bestimmten Umständen auch für
Mädchen spannend werden oder können
Rollenspiele die Jungen aktiv einbezie-
hen und ihre konstruktiven Fähigkeiten
dabei wohlwollend berücksichtigen.Den
Ideen in der Umsetzung sind fast keine
Grenzen gesetzt.
Das Wichtigste ist: Anfangen!
Eine geschlechtersensible Elementar-
pädagogik stellt die Welt nicht auf den
Kopf.Weder muss die eigene Lebens- und
Erfahrungswelt der Erzieher/innen oder
Eltern neu erfunden werden, um ein-
schränkendeVorstellungen vomVerhält-
nis der Geschlechter zu überwinden, noch
müssen die Kinder sich mit theoretischen
Modellen des Geschlechterverhältnisses
auseinandersetzen. Vielmehr geht es um
das ‚Mitdenken‘ derDimensionGender im
Alltag derKindertagesstätte.DerAufwand
ist damit imVerhältnis zu anderenVerän-
derungsvorhaben vergleichsweise gering.
Geschlechtersensibilität wird dazu bei-
tragen, dass Kinder die Möglichkeit des
Erlebens geschlechtsatypischer Erfah-
rungsmomente erhalten und Alternati-
ven zur vermeintlich festgeschriebenen
Zuweisung von Rollenmustern aufge-
zeigt bekommen. Jungen und Mädchen
brauchen Erfahrungsräume, um mit ge-
schlechtsuntypischen Möglichkeiten zu
experimentieren. Insbesondere das Erle-
ben solcherAlternativen kann ein Beitrag
dazu sein, dass etwa Jungen das Soziale
nicht aus dem Spektrum der vorstellba-
ren Erwerbstätigkeiten ausblenden oder
Mädchen sich trauen, ihrem technischen
Interesse nachzugehen.Wichtig ist hier die
aktive Schaffung vonAnreizen zurAusei-
nandersetzungmit den außerhalb der Kita
– beispielsweise im Familienzusammen-
hang – wahrgenommenen Rollenbildern
und Zuschreibungen.
Die Refexion solcher Angebote mit den
Eltern ist dabei unerlässlich, schließlich
sind die Eltern von Geburt an Richtungs-
weiser und Ratgeber für die Kinder. Sie
vermitteln ihren Kindern Vorstellungen
und Bilder von der Welt. Und sie leben
ihrenKindernGeschlechterrollen vor.Ge-
lingt es etwa,Väter in der Kita präsenter
zu machen, so werden sie unmittelbar an
einem wichtigen Teil der Erfahrungswelt
ihrer Kinder beteiligt. Dies wiederum er-
möglicht ihnen erst, sichmit ihrenKindern
in einen aktiven Austausch zu dieser Er-
fahrungswelt zu begeben, was schließlich
wieder für beide Seiten –Väter undKinder
– neue Möglichkeiten des Voneinander-
Wissens und -Lernens schafft.
Sowohl Geschlecht als auch Behinderung
können als gesellschaftliches Konstrukt
betrachtet werden.Beide befnden sich in
einem dualen System, weiblich/männlich
auf Seiten der Geschlechterkonstruktion,
nicht-behindert/behindert auf Seiten der
Konstruktion von Behinderung. So stellen
das Geschlecht und die physischen Befä-
higungen bzw. auch geistigen Fähigkeiten
Literatur
Diözesan-Caritasverband für das Erzbis-
tum Köln e.V. (2013): Geschlechter-
perspektiven. Mädchen und Jungen,
Frauen und Männer in katholischen
Tageseinrichtungen für Kinder. Köln
Gschwandtner, Helga / Jakob, Astrid
(2009): Gender Mainstreaming als
wesentlicher Aspekt einer inklusiven
Pädagogik . In: bm:ukk (Hrsg.): Son-
derpädagogik aus inklusiver Sicht.
Studientexte. Wien: Jugend & Volk
2009, 54–61
Dimensionen von Diversity dar, einem
Begriff, der Vielfalt als Interpretation
von Verschiedenheit im Sinne des Inklu-
sionsansatzes beschreibt.Es ist nicht egal,
ob wir ein Mann oder eine Frau sind, es
wirkt sich auf unsere Lebensweisen und
Möglichkeiten aus, vor allem auch dann,
wenn wir einer Beeinträchtigung unterlie-
gen (vgl.Gschwandtner/Jakob 2009:54ff).
Inklusive Pädagogik und geschlechterge-
rechte Pädagogik verfolgen letztendlich
übereinstimmende Ziele. Es geht darum,
vielfältige Verhaltensweisen möglich zu
machen, die gängigen Normen aufzubre-
chenunddurchHeterogenität zu ersetzten.
Andererseits gilt es auch, bestehendeVer-
hältnisse zu analysieren,Diskriminierung
aufzudecken und Gleichberechtigung in
allen Dimensionen menschlichen Seins
herzustellen (vgl. ebd.).
Krenz,Armin (2001):Kinder spielen sich
ins Leben.Der Zusammenhang von
Spiel und Schulfähigkeit. In:WWD
2001, Ausgabe 75, S. 8-9
Lorber, Judith (1999): Gender Parado-
xien. Opladen
Rohrmann, Tim (2003): Gender Main-
streaming inKindertageseinrichtun-
gen. In: Kindertageseinrichtungen
aktuell, Ausgabe ND, 2003, Jg. 11,
Teil 1:Heft 11, S. 224-227;Teil 2:Heft
12, S. 248-252.
Arbeitshilfe „Geschlechter-Perspekti-
ven - Mädchen und Jungen, Frauen
und Männer in katholischen Tages-
einrichtungen für Kinder imErzbis-
tumKöln;Diözesan-Caritasverband
für das Erzbistum Köln e.V.; 2013
Download unter:
www.maik-cari-
tasnet.de
Dokumentencenter zurArbeitshilfe un-
ter:
http://caritas.erzbistum-koeln.de/
maik/dokumente/
Walter, Melitta: Jungen sind anders,
Mädchen auch. Den Blick schärfen
für eine geschlechtergerechte Erzie-
hung.München, Kösel-Verlag, 2005
Entdeckungskiste- Zeitschrift für die
Praxis in Kitas: Jungen und Mäd-
chen.AusgabenMai/Juni 2012,Her-
der Verlag, 2012