Page 12 - vaeterarbeit

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P r a x i s t i p p
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V ä t e r i n d e r K i t a
dabei um die Berücksichtigung von Arbeitszeiten berufstätiger Eltern. Einer aktuellen US-
amerikanischen Studie zufolge ist das Hauptproblem mangelnder Beteiligung von Vätern,
dass diese weniger Zeit haben und ihre stärkere Einbeziehung daher oft an Terminkonfik-
ten scheitert (MFFN, 2011). Oft kann es erforderlich sein, Gespräche und Angebote außer-
halb der üblichen Arbeitszeiten abends oder am Wochenende durchzuführen. Wichtig ist,
dass Einrichtungsträger dies mittragen und dafür die erforderlichen personellen Ressourcen
bereitstellen.
Darüber hinaus ist eine langfristige Zeitplanung sinnvoll. Es sollten frühzeitig Termine und
Tageszeiten abgefragt werden, an denen möglichst viele Väter teilnehmen können. Zusätzlich
sollten Termine für spezielle Vater-Kind-Angebote, insbesondere Wochenendtermine, bereits
in der Jahresplanung vereinbart und zu Beginn des Kindergartenjahres kommuniziert werden.
Dies erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer (hohen) Beteiligung von Vätern. Es wird
damit auch deutlich gemacht, dass Väterarbeit in der Kindertageseinrichtung nicht nur „mal
nebenbei“ passiert, sondern fester Bestandteil der konzeptionellen Jahresplanung ist.
Ausdrückliche Ansprache von Müttern und Vätern
Anschreiben und Informationen in Kindertageseinrichtungen richten sich oftmals an die
„Eltern“. Sinnvoll ist, stattdessen immer sowohl Mütter als auch Väter explizit anzusprechen
– ob es um die Formulierung von Elterninformationen geht, um die Beteiligung an Aktionen
oder um die Wahl zum Elternbeirat.
Elternbriefe und Einladungen zu Veranstaltungen können dabei grundsätzlich mit „Liebe
Väter, liebe Mütter“ überschrieben werden. Dies bedeutet in keiner Weise eine Abwertung
der Mütter, sondern kann verdeutlichen, dass Väter nicht als zusätzlicher, sondern als gleich-
wertiger Erziehungspartner der Kindertageseinrichtung wahrgenommen werden.
Traditionelle Rollenvorstellungen können dagegen einer wertschätzenden Ansprache von
Vätern entgegenstehen.
Beispiel:
Ein Vater holt seinen Sohn am Nachmittag aus der Kindertageseinrichtung ab. Die
pädagogische Fachkraft verabschiedet den Vater mit denWorten: „Und sagen Sie Ihrer Frau,
dass sie ihrem Sohn frische Wechselwäsche mitgibt.“
Die pädagogische Fachkraft bringt damit zum Ausdruck, dass sie die Mutter des Kindes als
Hauptansprechpartnerin in Erziehungs- und Betreuungsfragen rund um das Kind sieht. Der
Vater wird als „Ersatz“ wahrgenommen und angesprochen in Zeiten, in denen die Mutter
nicht präsent sein kann. Väter werden dagegen nicht als gleichberechtigte Partner in der
Betreuung und Erziehung ihrer Kinder wahrgenommen und angesprochen. Dies sollte unbe-
dingt vermieden werden.
Bei Erkrankung eines Kindes den Vater informieren
Ein Kind in ihrer Einrichtung, dessen Eltern beide berufstätig sind, ist erkrankt und soll durch
die Eltern abgeholt werden.Wen rufen Sie an und bitten umAbholung des Kindes?
Oftmals sind Rollen- undAufgabenverteilungen in Familien so organisiert, dass dieseAufgabe
in der Regel die Mutter wahrnimmt. Dies wird von Kindertagesstätten meist unrefektiert
als „natürliche Gegebenheit“ hingenommen. Dabei sind auch viele Mütter berufstätig und
haben Probleme, kinderbedingte Fehlzeiten demArbeitgeber gegenüber zu recht­fertigen.
Es kann Irritationen auslösen, in einem solchen Fall den Vater anzurufen. Dennoch macht es
Sinn, dies zu erproben, denn
c
zum einen wird der Vater damit als Ansprechpartner für sein Kind wahrgenommen und
wertgeschätzt;
c
zum anderen wird der Vater in der Regel die Mutter umgehend über die Situation infor-
mieren – umgekehrt kann davon nicht ausgegangen werden.
Damit ermöglicht dieses Vorgehen die Information und Beteiligung beider Elternteile!