Page 20 - vaeterarbeit

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i n t e r v i e w
Im Interview: Andrea Butzek
Funktion: Kita-Leiterin
Pädagogische Fachkräfte in
der Kita: 22 Erzieherinnen,
keine Erzieher
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V ä t e r i n d e r K i t a
von weiblichen Fachkräften initiiert und sogar begleitet werden. Eine männliche Fachkraft
hat aber andere Möglichkeiten, einen „geschützten Raum“ anzubieten, in dem Frauen erst
einmal nicht dabei sind, und sich auch selbst als Mann dabei einzubringen. Beispiele dafür
sind Gespräche über geschlechtstypische Unterschiede im Erziehungsstil, über die Situation
als Mann im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie oder über die Erfahrungen mit den
eigenen Vätern.
Ansprechpartner für Väter mit Migrationshintergrund.
Befragungen und Berichte aus der Praxis
zeigen, dass es manchen Vätern mit Migrationshintergrund leichter fällt, zu einem männli-
chen Kollegen Kontakt aufzunehmen. Dies liegt in der Regel daran, dass es in den kulturellen
Traditionen dieser Väter unüblich ist, Erziehungsangelegenheiten mit Männern und Frauen
gemeinsam und dann noch „öffentlich“ zu besprechen.
Ansprechpartner für Trennungsväter.
Ein bislang nur wenig beachtetes Problem ist die Situation
von getrennt lebenden Vätern, die nicht mit ihren Kindern leben bzw. kein Sorgerecht für sie
haben, aber dennoch regelmäßig Kontakt zu ihnen haben. In der Kita führt dies nicht selten
zu Verunsicherung; eine gezielte Ansprache dieser Väter fndet kaum statt. Angesichts der
meist konfiktbehafteten Vorgeschichte können gerade männliche Fachkräfte hier im Einzel-
fall mögliche Ansprechpartner sein.
Modell für berufiche Neuorientierung.
Männliche Fachkräfte können schließlich Vorbild- und
Orientierungsfunktion für Väter haben, die sich berufich neu orientieren wollen und eine
Tätigkeit im Bereich der Arbeit mit Kindern in Betracht ziehen. Männliche Erzieher und
interessierte Väter können sich hier gegenseitig gut unterstützen, indem sie Möglichkeiten
der Beteiligung am Alltag bis hin zu verbindlichem ehrenamtlichem Engagement oder auch
Honorartätigkeiten nutzen.
Väterarbeit ohne männliche Erzieher
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Vätern in Kindertageseinrichtungen ist aber auch
ohne männliche Fachkräfte möglich. Der nachfolgende Praxisbericht schildert, wie es einer
Stendaler Kita ohne männlichen Erzieher gelungen ist, eine funktionierende Väterarbeit zu
installieren.
j
Frau Butzek, Sie haben in Ihrer Kita, in der es keine männlichen Fachkräfte gibt, als
Erzieherin eine funktionierende Väterarbeit installiert. Wie kam es dazu und welche
Erfahrungen haben Sie gemacht?
Erziehungspartnerschaft ist zentrales Thema in unserer Kindertageseinrichtung und auch
konzeptionell verankert. Für die individuelle Arbeit mit den Kindern ist es uns wichtig, uns
regelmäßig mit den Eltern auszutauschen. In den vergangenen zwei Jahren war es grundle-
gendes Ziel, die Elternarbeit in unserer Kita noch weiter zu optimieren. Neben den Entwick-
lungs- und Elterngesprächen versuchen wir, unsere Eltern auch umfassend über das tägliche
Geschehen in unserer Einrichtung zu informieren und sie aktiv in den Alltag einzubinden.
Wir organisieren Elternnachmittage und stehen den Eltern auch beratend zur Seite. Insbe-
sondere die Integration der Familien mit Migrationshintergrund hat in unserer Einrichtung
einen besonderen Stellenwert.
Seit 2011 sind wir Kita im Projekt „KITA sucht Mann“ des Stendaler ESF-Modellprojekts
„MEHR Männer in Kitas“. Durch das Projekt wurden wir angeregt, auch die Väterarbeit
stärker in den Blick zu nehmen. Es bestand das Angebot, eine Kollegin aus dem Team zur
„Multiplikatorin – Väterarbeit“ ausbilden zu lassen. Daran haben wir uns gern beteiligt. Eine
Erzieherin unserer Kita hat die verschiedenen Veranstaltungen des ESF-Modellprojekts
besucht. Im Team haben wir die Themen und Anregungen aufgegriffen. Wir haben speziell