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p r a x i s b e r i c h t
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p r a x i s b e i s p i e l e f ü r v ä t e r a n g e b o t e
Väter-Samstage in der Kita
Die Idee für einen „Väter-Samstag in der Kita“ gibt berufstätigen Vätern die Möglichkeit,
einen fast „normalen“ Kita-Tag ihres Kindes in der Kindertageseinrichtung zu erleben. Dazu
öffnet die Kindertageseinrichtung an einem Samstag, um auch berufstätigenVätern eine Teil-
nahme zu ermöglichen. Die Väter begleiten und erleben ihr Kind durch einen ganzen Kita-
Tag. Für die Kinder ist dies oftmals ein ganz besonderer Tag. Sie können ihremVater bei die-
ser Gelegenheit zeigen, was sie üblicherweise den ganzen Tag machen, und sie erleben ihren
Vater oftmals in einer für sie neuen Rolle. Für die Väter ergeben sich gute Möglichkeiten,
weitere Väter, aber auch die pädagogischen Fachkräfte der Kindertageseinrichtung besser
kennenzulernen.
Im Anschluss an den „Väter-Samstag“ sollte eine Auswertungsrunde mit den Vätern durch-
geführt werden. Dies lässt sich z. B. auch sehr gut mit einem gemeinsamen Abschluss-Grillen
verbinden.
Zukünftige Vater-Kind-Angebote werden nach Väter-Samstagen erfahrungsgemäß besser
besucht, da ein Väter-Samstag dazu beiträgt, Unsicherheiten aufseiten der Väter abzubauen.
„Indianer-Tag in der Kita“ – oder „Kicker für Kitas!“
Ein richtiger Indianer trägt Haarband, Federschmuck, Friedens-
pfeife und hat wild bemalte Wangen. Das ist bei Karl May nicht
anders als im katholischen Kindergarten St. Hildegund. Marlene
gab sich alle Mühe, mich bis zur Unkenntlichkeit zu schminken.
Nach jedem ihrer Pinselstriche kicherte sie ein bisschen lauter –
und fühlte sich von ihrer Erzieherin in ihrem Tun bestätigt: „Dein
Papa könnte noch ein paar blaue Striche mehr vertragen.“
Allen rund 30 Vätern, die zum Papa-Abend in den Kindergarten
gekommen waren, erging es wie mir. Wir mussten Feuer machen,
mit Pfeil und Bogen schießen und versuchen, imTakt zu trommeln.
Schließlich standen wir mit bunter Kriegsbemalung abgekämpft
vor der Schale mit heißen Würstchen und tranken Apfelsaft aus
Plastikbechern.
Marlene hatte sich lange auf diesen Abend gefreut. Mit Papa für
drei Stunden im Kindergarten auf die Pirsch zu gehen – das kannte
sie noch nicht. Das Indianer-Motto war bewusst gewählt: „Wir
dachten, das kommt bei den Papas gut an. Jeder von ihnen wollte
schließlich mal Indianer sein!“, sagte eine Erzieherin und schmun-
zelte.
Ob wirklich jeder Papa mal den „Berufswunsch“ Indianer hatte
oder nicht: Die Verkleidung half jedenfalls, ins Gespräch zu kom-
men. Dachdeckermeister und Architekt zogen sich mit Blick auf
das Haarband aus Tonpapier und die zerlaufene Schminke gegenseitig auf. Maler-Papa und
Lehrervater vereinbarten, dass sich ihre Kinder demnächst auch mal nachmittags treffen soll-
ten.
Aus eigener Erfahrung als Kindergartenkind kannte ich zwar Großelternnachmittage –
damals hatte ich meine Oma mit in den Kindergarten genommen, um mit ihr Ostereier zu
bemalen. Von Papa-Abenden aber hatte ich noch nie gehört. Der Großelternnachmittag
war veranstaltet worden, weil Oma und Opa damals selten in den Kindergarten kamen. Bei
Vätern ist das heute anders. Schätzungsweise jedes vierte Kind in unserer Einrichtung wird
morgens bereits vom Papa gebracht. Doch mein Eindruck ist, Väter haben es beimVerlassen
der Einrichtung eiliger als Mütter. Und sie reden weniger. Weil eine Gesprächsbasis mit den
Erzieherinnen fehlt?
Für mich ist morgens auf dem Weg zur Arbeit aus Zeitgründen nicht viel mehr drin als ein
Gang zur Garderobe und ein kurzer Blick in den Gruppenraum. Der Indianerabend bot da