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c a r i t a s
a k t u e l l
2 / 2 013
14
zierung. Trotzdem – oder gerade deswegen
– haben sich im Rhein-Kreis Neuss zwei
Palliativ-Netzwerke gebildet, in denen Ärz-
te, Krankenhäuser, Hospize, Pflegedienste
und auch Ehrenamtler eng zusammenar-
beiten. Erst kürzlich eröffnete im Neusser
Lukas-Krankenhaus eine Palliativ-Station.
Ungeachtet der personellen und finan-
ziellen Schwierigkeiten, über die fast alle
Anbieter klagen, kann Palliativpflege
sehr viel bewirken.
Zum einen geht es um
die Linderung von Symptomen wie Übel-
keit, Erbrechen oder
Atemnot – Patienten
mit starken Schmerzen
erhalten z.B. von den
Palliativ-Kräften in
Absprache mit dem
Arzt Schmerzmittel.
Auch die Fachlich-
keit spielt eine wich-
tige Rolle: Sensibel
vermittelte Infor-
mationen über typische Symptome und
mögliche Verläufe einer Krankheit machen
es den Betroffenen und den pflegenden
Angehörigen leichter, damit umzugehen.
Auch akute Krisensituationen, etwa plötz-
Der Tod wird manchmal als Erlösung
beschrieben. Doch derWeg, das Sterben,
ist oft lang und schwer.
Unheilbar kranke
und hochbetagte Menschen mit begrenzter
Lebenserwartung sind für die kurative Me-
dizin „austherapiert“. Denen zu helfen, de-
nen die herkömmliche Medizin nicht mehr
helfen kann, ist Ziel der Palliativpflege. Es
geht nicht mehr um Heilung. Es geht da-
rum, den Betroffenen auf dem letzten Weg
zu begleiten, Schmerzen zu lindern, Äng-
ste zu nehmen, kurz: ein Sterben in Würde
zu ermöglichen, und zwar nicht in einer
Krankenstation, sondern im eigenen Zuhau-
se. Das Ziel: Lebensqualität bis zuletzt.
Auch die Ambulanten Dienste des Cari-
tasverbandes haben sich diesem Ziel ver-
schrieben.
In allen fünf Caritas-Pflegesta-
tionen im Rhein-Kreis (Grevenbroich/
Rommerskirchen, Dormagen, Neuss-Mit-
te/Süd, Neuss-Nord und Kaarst) gibt es
qualifizierte Palliativpflegefachkräfte,
die eine entsprechende Weiterbildungs-
maßnahme absolviert haben. Das Pallia-
tive Care-Team besteht aus 16 Mitarbei-
tern.
Zwei weitere schließen im Herbst
ihre Fachweiterbildung Palliative Care ab,
sagt Norbert Stratmann, Leiter des Teams.
So erfreulich die zunehmende Zahl der
Palliativkräfte ist – sie hält nicht Schritt mit
der noch schneller wachsenden Nachfrage
nach palliativer Pflege. Der bundesweit be-
klagte Fachkräftemangel in der Pflege
macht sich auch hier schmerzlich bemerk-
bar. „Der Bedarf steigt, aber wir können ihn
nicht bedienen“, so
Stratmann. „Wir
könnten viel mehr
tun, wenn wir ent-
sprechende Res-
sourcen hätten.“
Dabei gibt es sogar
einen gesetzlichen
Anspruch auf pallia-
tive Versorgung. Doch
Wunsch und Wirk-
lichkeit klaffen noch weit auseinander –
vor allem, weil es bis heute keine Einigung
mit den Kostenträgern gibt. Das bisher un-
gelöste Hauptproblem liegt in der Finan-
liche Blutungen, werden dank der Beglei-
tung mit weniger Stress erlebt. Statt des
Notarztwagens reicht nicht selten ein An-
ruf bei der Palliativ-Fachkraft.
Neben der pflegepraktischen Seite hat
die Palliativpflege einen seelsorgerischen
Aspekt.
„Ein großer Teil der Pflegezeit ist
Gesprächszeit“, betont Stratmann. Die Ge-
sprächsführung mit Menschen, die ver-
zweifelt, wütend oder mutlos sind, die
Angst haben, ist Teil der Palliativ-Ausbil-
dung. In den meisten Fällen erleben die
Familien und die Betroffenen die palliative
Begleitung als positiv. Das zeigt sich auch
darin, dass viele Hinterbliebene im An-
schluss für die Palliativpflege spenden. Doch
das ist leider nur der berühmte Tropfen auf
dem heißen Stein. „Ohne Hilfe von außen
ist es sehr schwer, unser Palliativ-Angebot
weiter auszubauen“, weiß Stratmann.
Caritas Palliativpflege im Rhein-Kreis Neuss
Norbert Stratmann
Rheydter Straße 174
41464 Neuss
Tel. 02131/889-144
norbert.stratmann@caritas-neuss.de
„Wir könnten viel mehr tun!“