Page 5 - caritas-aktuel-2-13

This is a SEO version of caritas-aktuel-2-13. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »
hende“ im Caritas-Kaufhaus
Grevenbroich. Ein Jahr lang
werden hier insgesamt zehn
alleinerziehende Frauen über
jeweils sechs Monate an den
Arbeitsmarkt herangeführt.
Die vom Jobcenter Rhein-Kreis
Neuss ausgeschriebene Quali-
fizierungsmaßnahme verknüpft
fachpraktische Tätigkeiten im
Caritas-Kaufhaus mit einer auf
die individuellen Bedürfnisse
der Teilnehmerinnen zuge-
schnittenen sozialpädagogischen
Begleitung. Die frisch erteilte
AZAV-Zertifizierung bestätigt,
dass der Caritasverband die
Anforderungen der „Akkredi-
tierungs- und Zulassungsver-
ordnung Arbeitsförderung“ für
die Aktivierung und berufliche
Wiedereingliederung erfüllt.
„Uns geht es nicht bloß da-
rum, die Teilnehmerinnen zu
beschäftigen. Wir wollen sie
motivieren, aktivieren, dem
Arbeitsmarkt näher bringen“,
erklärt Jürgen Maukel, Fach-
bereichsleiter Arbeit und Be-
schäftigung. Darum ist das
Projekt inhaltlich und organi-
satorisch eng an die Rahmen-
bedingungen eines regulären
Jobs angelehnt.
Die Teilneh-
merinnen sind wochentags für
vier bis sechs Stunden im Cari-
tas-Kaufhaus. Hier tragen sie
dazu bei, dass „der Laden läuft“.
Einsatzbereiche gibt es im La-
ger (Spendenannahme/-sortie-
rung, Preisauszeichnung) und
imVerkauf (Ansprache und Be-
ratung der Kunden, Dekoration
und Präsentation der Ware).
Neben dem praktischen Teil
gibt es Theorieblocks mit Be-
werbungstrainings und Infor-
mationen zu verschiedenen The-
men – von Gesundheitsförde-
rung bis Schuldenprävention.
Auch bei der Kinderbetreuung
helfen die Caritas-Betreuer bei
Bedarf.
Das Wir-Gefühl unter den
Teilnehmerinnen ist sehr aus-
geprägt.
„Jeder hilft jedem“,
An Motivation und Engage-
ment mangelt es Katarina K.
nicht. Eher an der Grammatik.
Daran ist so manches Bewer-
bungsschreiben der Spätaus-
siedlerin gescheitert.
Und es
gibt – trotz aller politischen
Bemühungen um die Verein-
barkeit von Familie und Be-
ruf – noch eine weitere große
Hürde auf dem Weg in den
Arbeitsmarkt: Katarina K.
ist alleinerziehende Mutter
von drei Kindern.
Silvia Wolter vom Caritas-
Fachbereich Arbeit und Be-
schäftigung kennt eine ganze
Reihe solcher Fälle: „Viele al-
leinerziehende Frauen haben
große Angst vor dem Start oder
der Rückkehr ins Arbeitsleben:
Schaffe ich das? Wie kriege ich
Erziehung und Beruf unter
einen Hut?“ Was das angeht, ist
Katarina K. heute sehr viel op-
timistischer. Denn die 31-Jäh-
rige ist Teilnehmerin des
„Ak -
tiv-Centers für Alleinerzie-
c a r i t a s
a k t u e l l
2 / 2 013
5
sagt Ute S., die eine siebenjäh-
rige Tochter hat und seit zwei
Jahren arbeitslos ist. „Die Teil-
nehmerinnen sehen: Ich bin
nicht allein mit meinen Proble-
men. Schon das hebt das Selbst-
bewusstsein enorm“, weiß Sil-
via Wolter.
Genau hier liegt
der Schlüssel zum Erfolg: „Es
mangelt oft nicht an Fähig-
keiten, sondern an Selbstbe-
wusstsein“, sagt die Sozialpä-
dagogin.
Und dieses Selbstbe-
wusstsein wächst stetig.
„Die Arbeit hier gibt mir sehr
viel. Ich blühe auf“, sagt Kata-
rina K. Gemeinsam haben die
beiden eine Bewerbungsmappe
erarbeitet – ganz ohne Gram-
matikfehler. Katarina K. hat be-
reits einige Bewerbungen lau-
fen. Die Chancen stehen gut.
„Für mehrere Teilnehmerin-
nen sind Tätigkeiten im Ein-
zelhandel realistisch“, meint
Dieter Busch, der das Cari-
tas-Kaufhaus leitet und ur-
sprünglich selbst aus dem
Einzelhandel kommt.
Doch der Erfolg des Projekts
bemisst sich für Silvia Wolter
nicht nur in der Zahl der Job-
vermittlungen: „Für mich ist es
auch ein Erfolg, wenn eine Teil-
nehmerin aus der Negativspi-
rale herauskommt und wieder
eine Perspektive entwickelt.“
Ute S. ist dabei, diese Per-
spektive zu finden. Es geht ihr
um mehr als den Job – sie
möchte Vorbild sein: „Es ist
auch für die Kinder wichtig zu
sehen, dass ihre Mutter etwas
tut und dass es nicht o.k. ist,
den ganzen Tag zuhause zu hän-
gen.“
Ein Kind erziehen und
berufstätig sein? „Ich habe
hier gesehen, dass es mach-
bar ist“, sagt sie.
Aktiv-Center für Alleinerziehende
Silvia Wolter (pädag. Begleitung)
Tel. 02181/8199-204
Dieter Busch (fachl. Anleitung)
Tel. 02181/8199-198
„Hier blühe ich auf!“