Page 32 - cv-neuss-jahresbericht-2013

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Armut ist mehr als Geldmangel. Armut ist
schlimmer. Wer arm ist, hat kaum Zugang
zum Arbeitsmarkt, kaum Zugang zu Wohn-
raum und kaum Zugang zu Teilhabe.
Wer arm ist, schämt sich, zieht sich zurück in die
Isolation. So führt materielle Armut zu sozialer Ar-
mut. Armut kann erblich sein. Sie verfestigt sich,
wird zum Generationenproblem, wenn Eltern nicht
in der Lage sind, ihre Kinder entsprechend zu för-
dern. So führt Bildungsarmut wieder zu materieller
Armut. Armut kann hinter jeder Haustür lauern. Sie
ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Und sie
hat viele Gesichter: Langzeitarbeitslose, Woh-
nungslose, Zuwanderer, Kranke, Alte, Behinderte.
Armen die Hand reichen
Caritas kann Armut nicht beseitigen. Aber sie kann
Armen die Hand reichen, Hoffnungslosigkeit und Re-
signation zu durchbrechen. Die Caritas bietet Akti-
vitäten. Sie will die Leute aus ihren Wohnungen ho-
len, sie animieren, ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Das passiert zum Beispiel im Neusser Barbaravier-
tel. Es ist ein Stadtteil, in dem viele einkommens-
schwache und arbeitslose Menschen leben. Struk-
turschwach, lärmbelastet, hoher Ausländeranteil,
viele überschuldete Haushalte. Das Caritashaus im
Barbaraviertel bietet Abwechslung zum tristen All-
tag. Wer zur Dyckhofstraße 33 kommt, kann das
alles zumindest für ein paar Stunden hinter sich
lassen und kostengünstige Angebote nutzen. Jung
und Alt finden in der Kulturwerkstatt der Genera-
tionen zueinander. Menschen kommen zum Diens-
tags-Café zusammen, es gibt regelmäßige Ange-
Armut grassiert. Die Caritas bietet
Hilfe, Rat und Hoffnung
Soziale Dienste
bote für Mütter mit Babys und Kleinkindern, hier
trifft sich auch die Senioren- und Handarbeits-
gruppe und noch viel mehr. So stiftet die Caritas
Sinn und Hoffnung, motiviert die Menschen, sich
für das eigene Wohnumfeld zu engagieren, Netz-
werke zu bilden und aktiv zu werden.
In der Breite Straße in Neuss oder an der Berghei-
mer Straße in Grevenbroich hat Armut ein anderes
Gesicht. Hier sind es vor allem Wohnungslose, die
Kontakt und Hilfe suchen. Die Klientenzahlen stei-
gen. Für Verschuldete, Migranten, Transferleistungs-
bezieher und Wohnungslose wird es immer schwie-
riger, Wohnraum zu finden. Wer eine Wohnung
hat, muss ebenfalls kämpfen, denn dramatisch
steigende Energiekosten und der Wegfall von ein-
maligen Beihilfen schmälern das ohnehin knappe
Budget weiter. Viele wissen nicht, wie sie die Din-
ge des täglichen Lebens finanzieren sollen.
Oft haben Menschen Scheu oder Angst, das Hilfe-
system in Anspruch zu nehmen. Die Caritas-Mitar-
beiter helfen dabei. Sie machen den Leuten klar,
dass sie keine Bittsteller sind. Sie haben ein gesetz-
lich verbrieftes Recht auf Hilfe.