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Kompakt 2/2013
p r a x i s k o n k r e t
„Heute Kiko oder was?“
Partizipation in der Kita
Wir, die katholische Kita St. Josef inGre-
venbroich, sind eine große Kindertages-
einrichtung mit 81 Kinder im Alter von
4 Monaten – 6 Jahren, 15 Fachkräfte und
vier Gruppen.
Im Juli 2011 begann nach einemLeitungs-
wechsel und Veränderungen im Team
die Refexion und Neuausrichtung der
gemeinsamen Pädagogik unseres Hau-
ses im Zusammenleben der kleinen und
großenMenschen.EinePädagogikmit und
für alle Sinne – ganzheitlich eben. Das
alles wird gelebt im situationsorientierten
Ansatz mit Projektarbeit. Lebenswichtig
sind in unserem Alltag Strukturen und
Absprachen, die das Zusammenleben
von so vielen kleinen und großen Men-
schen regeln. Eine Besonderheit unseres
Hauses möchten wir heute hier vorstellen:
unsereKinderkonferenzen – eines unserer
Lebensmodelle.
Im Anmeldegespräch fragen Eltern oft:
Wie stelle ich mir das vor? Ganz einfach,
das ist wie bei Erwachsenen.Wenn es heißt
Kinderkonferenz, dann müssen alle teil-
nehmen, man kann sich nicht drücken.
Es werden wichtige Sachen vorgestellt,
besprochen und diskutiert und wenn nö-
tig wird abgestimmt und ein Beschluss
gefasst. Natürlich erleben die Kinder je
nachAlter die Kinderkonferenzen unter-
schiedlich, aber selbst unsere ganz jun-
gen Kinder – im Moment – ab 2 Jahren
merken, hier fndet etwas ganz besonders
Wichtiges statt, in dem mein Dasein von
Bedeutung ist.Unsere Zweijährigen sind
die ersten die laufen, um ihr Kiko-Kissen
zu holen, wenn es heißt:Wir machen eine
Kinderkonferenz.
Aber was ist ein Kiko-Kissen?
Jedes Kind hat mit seiner Familie einen
Kissenbezug gestaltet. So ist jedes Kissen
einzigartig und besonders.Die Kita stellte
das Kissen dazu – und eines der wichtigs-
ten Utensilien für unsere Konferenzen ist
fertig – das Kinderkonferenzkissen. Die
Kinder sitzen bei den Konferenzen auf
ihren Kissen im Kreis auf dem Boden.
Jeder weiß, wohin sein Po gehört – es ist
anders als Stuhlkreis – undRuhe kehrt ein.
Außerdem besitzt jedes Kind und jede
Erzieherin eine Redekarte. Auf der Re-
dekarte ist das eigene Foto. Wenn man
eine Kinderkonferenz einberufen möch-
te, hängt man diese an der vorgesehenen
Stelle der KikoWand in der Gruppe auf.
Dann wissen alle Bescheid und u.U. kom-
men schnell noch andere Karten hinzu.
Wie läuft unsere Kinderkonferenz ab?
Es gibt eine ritualisierte Form.Der Konfe-
renzleiter hat alleRedekarten abgehangen
und eröffnet die Kinderkonferenz (Kiko
genannt) mit dem Satz: „Ich eröffne die
Kinderkonferenz.“Danachwird geschaut,
wer dieKiko einberufen hat.Dieser erhält
das Rederecht, indem er seine Redekarte
bekommt. Nun wird sein Anliegen von
ihm vorgetragen. Je nach Sachverhalt tritt
man in eine Diskussion ein und fasst ge-
gebenenfalls auch Beschlüsse. Diese Be-
schlüsse sindbindend.Nachdemoffziellen
Ende mit dem Satz: „Hiermit beende ich
die Kinderkonferenz“, fndet eine kurze
Refektion allerTeilnehmer statt:Wie hat
es geklappt? Was war gut? Was hat noch
nicht funktioniert und warum? Frage an
die Teilnehmer: Wie hat der Konferenz-
leiter seine Sache gemacht? Frage an den
Konferenzleiter:Wie haben dieTeilnehmer
das heute gemacht? Die Kinder sind hier
sehr klar und offen in ihrenAussagen und
wir alle lernen für die nächste Konferenz.
Da jede Kiko von einer Erzieherin in un-
serem Kiko-Buch möglichst wortgetreu
mitgeschrieben wird, ist auch alles nach-
schaubar und verwendbar.Das empfnden
die Kinder als sehr wertschätzend: Alles
was Sie äußern, wird aufgeschrieben – ist
also wichtig!