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W A R U M „ A K T I V “ I N D E R B E R U F S O R I E N T I E R U N G ?
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Warum „aktiv“ in der Berufsorientierung?
Männliche Jugendliche wählen noch selten den Beruf des Erziehers und konzentrieren sich
noch sehr häufg eher auf traditionell „männliche“ Berufsfelder. Dabei haben Jungen durch-
aus vielfältige Interessen und Kompetenzen, nutzen aber häufg nur ein eingeschränktes
Spektrum von Zukunftsoptionen. Denn „Berufe, die gegengeschlechtlich konnotiert sind,
werden als berufiche Option meist ohne genauere Informationen und Kenntnisse schon von
vornherein ausgeschlossen, in der Regel aber spätestens dann, wenn das Nahumfeld kritisch
bzw. negativ reagiert“ (Cremers / Diaz 2012, S. 36).
So betrug der Anteil männlicher pädagogischer Fachkräfte im traditionell weiblich-dominier-
ten Arbeitsfeld Kita in Deutschland, trotz eines erkennbar positiven Trends, im Jahr 2013
lediglich 3,6 Prozent (vgl. Statistisches Bundesamt 2013). Allerdings zeigen wissenschaftliche
Untersuchungen, dass mehr Jungen als gedacht tatsächlich Interesse an sog. frauendominier-
ten Arbeitsfeldern entwickeln können und einer professionellen Betätigung in Arbeitsbe-
reichen, wie z. B. in Erziehung und Pfege, nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen,
wenn sie praktische Erfahrungen im Arbeitsfeld sammeln konnten (vgl. Kompetenzzentrum
Technik Diversity Chancengleichheit 2012).
Doch achten Jugendliche bei der Wahl ihrer Ausbildung bzw. ihres Berufes auch auf die sog.
Selbstdarstellungsfunktion, die jede Berufsbezeichnung inne trägt (vgl. Cremers / Diaz 2012).
So ist ihnen bei der Auswahl ihres Berufes nicht nur wichtig, welche Tätigkeiten und Inhalte
mit dem ausgewählten Beruf verbunden sind, sondern auch, wie das soziale Nahumfeld – vor
allem die Peergruppe – auf die jeweilige Berufsbezeichnung reagiert. Entscheidend ist für die
Jugendlichen, ob der gewählte Beruf die eigene Außendarstellung verbessern kann.
Doch das Image des Arbeitsfelds Kita trägt aktuell noch nicht unbedingt zu einer guten
Außendarstellung bei. „ImKindergarten arbeiten? Kann jeder, der gerne mit Kindern spielt!“
Was für viele ausgebildete pädagogische Fachkräfte wie eine Provokation klingt, spiegelt
leider immer noch ein in großen Teilen der Gesellschaft, und insbesondere unter Jugendli-
chen, weitverbreitetes Klischee wider. Um insbesondere mehr männliche Jugendliche für das
Arbeitsfeld Kita zu begeistern, ist daher einer der wichtigsten Ansatzpunkte, dem Arbeits-
feld Kindertagesstätte aktiv zu einem Imagewechsel zu verhelfen. Und dies setzt voraus, dass
Jugendlichen (aber auch deren Eltern) mehr Wissen über den Beruf des Erziehers und über
das Arbeitsfeld Kita vermittelt wird.
Die Bildungsarbeit in der Frühpädagogik ist nicht nur sinnstiftend,
sondern hat essentielle Bedeutung und impliziert gesellschaftliche
Verantwortung für unsere Zukunft – die Kinder. Der Beruf bietet
die Chance, tatsächlich etwas zu bewegen und zu verändern und
aktiv an der Zukunftsgestaltung mitzuwirken. Kindererziehung
und -bildung (!) ist eine anspruchsvolle Tätigkeit und grundlegend
für unsere Gesellschaft.
Heider-Winter / Hamm 2013, S. 30