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A K T I V I N D E R B E R U F S O R I E N T I E R U N G
Auch im Rahmen der Berufsorientierungsangebote des Projekts „MAIK – Männer arbei-
ten in Kitas“ hat sich gezeigt, dass sowohl weibliche als auch männliche Jugendliche über zu
wenig Professionswissen und den tatsächlichen Bildungsauftrag von Kitas verfügen.
Dies belegt auch das Forschungsprojekt „Erhöhung des Anteils männlicher Studierender
im DEPARTMENT SOZIALE ARBEIT“ der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hoch-
schule für Angewandte Wissenschaft, Hamburg, das folgenden Fragestellungen nachging:
„Welches Wissen um die Profession Soziale Arbeit ist bei Schülern und Zivildienstleistenden
vorhanden?“, „Welchen Einfuss hat das Image der sozialen Arbeit?“, „Welche Bedeutung
hat Männlichkeit für die Zugangsoptionen männlicher Jugendlicher zum Berufsfeld Sozialer
Arbeit?“ In Stuttgart zog Dr. Jürgen Budde im Jahr 2009 folgendes Fazit:
„Zum Ersten zeigt sich, dass die befragten Schüler und Zivildienstleistenden kaum konkretes
(Professions-)Wissen über soziale Arbeit besitzen.
Zum Zweiten hat das Image dieser Berufsfelder eine zentrale Bedeutung für die Berufswahl.
Entgegen der vereinfachenden Unterstellung, junge Männer würden aufgrund der weibli-
chen Kodierung davon abgehalten, sich für soziale Arbeit zu interessieren, zeigt die Untersu-
chung weiter, dass bei jungen Männern erst mangelnde Informationen über soziale Berufsfel-
der dazu führen, dass die bestehenden Informationsdefzite mit gesellschaftlichen – zumeist
eher geschlechterstereotypen und tendenziell negativ konnotierten – Vorstellungen ersetzt
werden.
Zum Dritten kommt der praktischen (Vor-)Erfahrung offenbar ein wichtiger Stellenwert zu.
Ein nicht unerheblicher Teil von jungen Männern verfügt über praktische (Vor-)Erfahrung,
das führt jedoch nicht „automatisch“ zu einer Berufswahl zugunsten sozialer Berufe, biswei-
len wird die Ablehnung dadurch sogar eher bestätigt.
Es wird deutlich, dass die Vorstellung, der zufolge junge Männer sozialen Tätigkeiten tenden-
ziell ablehnend gegenüberstehen, zu kurz greift. Im Gegenteil, an der lebensweltlichen Rea-
lität eines Viertels der jungen Männer der Studie geht diese geschlechterstereotype Unter-
stellung vorbei, soziale /pädagogische Berufe stellen für sie keine Ausnahme, sondern eine
biographisch-geschlechtliche Passung dar“ (Budde 2009, S. 10).
Dass es potenziell ausbildungsinteressierten pädagogischen Nachwuchs gibt, hat auch eine
Studie zur Motivationslage männlicher Fachkräfte in Frankfurter Kindertageseinrichtungen
gezeigt: Denn immerhin 18 Prozent der männlichen Realschulabgänger und 31 Prozent der
Gymnasiasten können sich vorstellen, berufich mit Kindern zu arbeiten
(Uhrig / Englert o. J.).
Was sagen denn die Männer, die den Beruf bereits ausüben?
Wenn diese Motivation gesellschaftlich stärker kommuniziert würde, könnte dies erheblich
zur Imageverbesserung des Berufsstandes beitragen
(vgl. ebenda).
„Reichtümer verdient
man nicht. Aber das
Lachen und die Freude
von den Kids sind mir
mehr wert als viel
Geld!“
„Erzieher zu werden,
war eine Entscheidung,
die Mut erforderte.
Aber ich werde dafür
jeden Tag von den Kids
belohnt.“
„Es ist das ungeheuer befriedigende Gefühl,
wenn ein 3-jähriges Kind, noch ein wenig
stolpernd und unsicher – im Buggy geschoben –
in die Einrichtung kommt und dann mit 6 Jahren
sicher auf der zwei Meter hohen Mauer balanciert
und voll Energie die Welt entdecken will und
sich auf die Schule freut“
(Uhrig / Englert o. J., S.31)