KOMPAKT 2/2014
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P R A X I S K O N K R E T
iert,gewogen etc.BeimTurnenkonntendie
Mädchen und Jungen sich spielerisch mit
denKnopfformen sowie derenEigenschaf-
ten auseinandersetzen und dabei grund-
legende Erkenntnisse aus der Geometrie
entdecken.
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Mit verschiedenenKnöpfen legten die
Kinder ein kleines Kunstwerk.Aus einem
kleinenMuster entstand durch dieZusam-
menarbeit mehrerer Kinder ein großfä-
chiges Bild. Dabei sind Farb- und Form-
reihen entstanden oder es wurden eigene
Muster geschaffen.Das Legen,Erkennen
und Benennen dieser Reihenfolgen bildet
dieVoraussetzung zur Entwicklung eines
Zahlenverständnisses.
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Gerade die älteren Kinder zeigten ein
großes Interesse an der Schriftsprache, da
sie immer wieder wissen wollten, welche
Buchstaben z.B. auf den Knöpfen abge-
bildet waren. Dadurch wurden die liter-
acybezogenen Kompetenzen gefördert.
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In der Kinderpartizipation wurden
Ideen undWünsche geäußert, gesammelt
und anschließend darüber abgestimmt. So
erhielten die Kinder die Möglichkeit, auf
demokratische Weise die Projektphasen
mitzubestimmen und sich als Gestalter
ihrer Umwelt zu erleben. Die durchge-
führtenProjektphasenwurden gemeinsam
refektiert und dokumentiert. So wurden
dieKinder dazu angeregt, noch einmal be-
wusst über dieVermutungen,Beobachtun-
gen und Ergebnisse nachzudenken, sowie
diese zu verbalisieren (Metakognition).
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Während des Projektverlaufs erlebten
sich die Kinder mit anderen Kindern und
Erwachsenen im sozialenMiteinander. So
konnten Prozesse des ko-konstruktiven
Lernens stattfnden.
c
Während der einzelnen Aktivitäten
stellten die Kinder immer wieder neue
Fragenwie z.B. „Wie bekommenwir mehr
Knöpfe?“, „Welcher rollt amweitesten?“,
„Wie könnenwirKnöpfe selbermachen?“,
„Knöpfe werden aus Steinen gemacht,
oder?“, die dann gemeinsam erarbeitet,
refektiert und kindgemäß dokumentiert
wurden. Schritt für Schritt eroberten die
Kinder so die Welt der Mathematik.
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Die Besichtigung einer Schneiderei
zeigte den Kindern, dieVielfalt undWei-
terverarbeitung der Knöpfe.
c
Die Kinder verfassten einen Brief und
schickten diesen an eineKnopffabrik nach
Bayern.Die Freude war groß, als einAnt-
wortschreiben sowie mehrere Prospekte
im Kindergarten eintrafen.
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Aminteressantesten fandendieKinder,
ausVollmilch und Essig einen Kunststoff
herzustellen, um damit eigene Knöpfe zu
produzieren. Einige Eltern waren über-
rascht, als sie von den Kindern dieWorte:
„Mama, ich habe einen Knopf gemacht!“,
hörten.
Auch die Eltern wurden in die Projektar-
beit integriert, indemdie Kinder Materia-
lien mitbrachten, Experimente zu Hause
wiederholten.EineMutter refektierte und
dokumentiertemit ihrerTochter eine Pro-
jektphase. So konnten wir unsere pädago-
gische Arbeit für die Eltern transparent
gestalten.
Viele unterschiedliche Lernerfahrungen
Die einzelnen Aktivitäten wurden auf
ganzheitliche Weise durchgeführt, an-
gepasst an den Bedürfnissen, Interessen
und dem Entwicklungsstand der Kinder.
Je nach Entwicklungsstand setzten sich
die Kinder mit denThemen auseinander.
So wählten die jüngerenKinder beimSor-
tieren und Klassifzieren der Knöpfe als
Auswahlkriterien die Farbe, während die
Älteren nach zwei Kriterien beispielsweise
Form und Größe sortierten. Die Kinder
planten die einzelnen Handlungsschritte,
tauschten sich dann darüber aus und hat-
ten genügend Zeit zumExperimentieren.
Dabei wurde ihnen bewusst, dass es oft
mehrere Lösungswege gibt. - Durch dieses
Vorgehen könnenKinder eineHandlungs-
planung entwickeln,welche sie imspäteren
Leben als Handlungsmuster transferieren.
Das Projekt ermöglichte den Kindern,
sich auf verschiedensterWeise mit einem
vielfältig verwendbaremAlltagsmaterial
auseinander zu setzen, um so deren Be-
sonderheiten und Merkmale kennen zu
lernen. Über das praktischeTun konnten
die Kinder verschiedene Lösungswege
ausprobieren, beobachten und erlangten
dadurch neues Wissen. Mit allen Sinnen
sammelten die Kinder konkrete mathe-
matische Grunderfahrungen, die später
wichtig sind, umabstrakteAufgaben lösen
zu können. In derWelt der Erwachsenen
schaffen Knöpfe eineVerbindung zuTex-
tilien. Im Projekt konnten alle erleben,
wie dieKinder durch das Experimentieren
mit den unterschiedlichstenKnöpfen unter
anderem eine Verbindung zu Mathema-
tik,Geometrie und sozialemMiteinander
geschaffen haben.
Gewinn aus dem Projekt
Für uns ist es wichtig, dass wir jedes Kind
bei seinem individuellen Lernprozess be-
gleiten.Alle Kinder verfügen über ein ho-
hes Selbstbildungspotenzial, dieses sollten
wir in eine soziale Interaktion bringen, um
eine professionelle Bildungsarbeit leisten
zu können.Eine Grundvoraussetzung für
dieses Gelingen ist es, wenn Kinder und
pädagogisches Fachpersonal mit Freude
und Begeisterung experimentieren und
dadurchBildungsprozesse inGang setzen.
Die Freude über dieAnerkennung unserer
geleisteten pädagogischen Arbeit durch
den „Forscherpreis“ war nicht nur bei den
KindernunddemKita-Team,sondernauch
beimTräger PfarrerWerner Friesdorf,dem
TrägervertreterHelmutWolff,der Fachbe-
ratung des Diözesan-Caritasverbands und
den Eltern sehr groß.Mittlerweile hat sich
unsereKindertagesstätte auch zum„Haus
der kleinenForscher“ zertifziert.Die Feier
mit der Übergabe dieser Urkunde fndet
im Herbst statt.
C L A U D I A F I N K E N
U T E S E S S E N H A U S E N
Kita St. Bartholomäus,Windhagen