KOMPAKT 2/2014
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A K T U E L L E S
Der neue Lehrplan
an den Fachschulen für Sozialpädagogik in NRW
Kompetenzorientierung und individuelle Proflbildung
Mit Beginn des Schuljahres 2014/15 sind
die Fachschulen auf ein neues kompetenz-
und praxisorientiertes Ausbildungskon-
zept verpfichtet worden, das die verän-
derten und gestiegenen Anforderungen
des Berufsfeldes zur Grundlage für die
Entwicklung beruficher Handlungskom-
petenzen in der Ausbildung macht. Die
Fachschulen erhalten damit ein innovati-
ves Ausbildungskonzept für die Professio-
nalisierung der ErzieherInnenausbildung
und können sich im Qualifzierungswett-
bewerb mit den Hochschulen um den zu-
künftigen Status der Fachkräfteausbildung
gut behaupten.
In der aktuellen Fachdiskussion und bil-
dungspolitischen Debatte gibt es keinen
Zweifel darüber, dass der gesellschaftliche
Wandel mit seinen Folgen in Familie und
Erziehung dieAnsprüche an die Bildung,
Erziehung und Betreuung von Kindern
und Jugendlichen enorm verändert und
erweitert. Die damit einhergehenden
gestiegenen Anforderungen an die päd-
agogischeArbeit haben notwendigerweise
auchAuswirkungen auf dieQualifzierung
der Fachkräfte. Sie betreffen sowohl das
professionelle Selbstverständnis – mithin
das Berufsbild – als auch die für die pä-
dagogische Arbeit zukünftig benötigten
Kompetenzen.
Als zentrales Scharnier zwischen bildungs-
politischenAnforderungen und pädagogi-
scher Realität stehen dabei aktuell insbe-
sondere die Kindertageseinrichtungen im
Mittelpunkt. Sie haben dementsprechend
in ihrer pädagogischenArbeit den Fokus
zukünftig verstärkt zu richten auf:
c
die aktuellen Erziehungs- und Bil-
dungsbedürfnisse der Kinder ange-
messen zu beantworten
c
die länderspezifschenAnforderungen
andieKinder (Bildungspläne) entwick-
lungsgerecht umzusetzen
c
die multiplen Bedürfnisse der Eltern
in postmodernen Lebenslagen wahr-
zunehmen und
c
die effektiveVernetzung mit anderen
Institutionen zu gewährleisten
Damit wird das Aufgabenspektrum der
Fachkräfte in den sozialpädagogischen
Einrichtungen ausgeweitet und zugleich
komplexer und differenzierter.
Welche konkreten Anforderungen
ergeben sich daraus insbesondere für
die pädagogischen Fachkräfte in den
Tageseinrichtungen für Kinder?
ErzieherInnen müssen zukünftig in ihrer
pädagogischenArbeit verstärkt imStande
sein, Bildungsprozesse vor dem Hinter-
grund gesellschaftlicher und familialer
Wandlungen zu organisieren,mitzugestal-
ten, zu dokumentieren und zu refektieren.
SiehabenBildungspartnerschaftenmit den
Eltern und anderen Bildungsorten außer-
halb der Bildungsinstitutionen zu stiften,
müssen eigeneEinstellungen,Bildungszie-
le und didaktisch-pädagogische Konzepte
kontinuierlich und kritisch refektieren.
Darüber hinaus müssen sie sichmit unter-
schiedlichenAnsätzen von Bildungsquali-
tät,Evaluation undmit der Erhebung von
Daten zumEntwicklungsstand des Kindes
befassen,mit Fach- undBeratungsdiensten
zusammenarbeiten, Kinder bei der Be-
wältigung von Übergängen unterstützen
und mit der Grundschule kooperieren.
Sie müssen sich mit unterschiedlichen
Ansätzen der Qualitätsentwicklung aus-
einandersetzen, um sie für die eigene Pro-
fessionalisierung nutzen zu können. Das
Profl der Einrichtungen sollen siemit den
Beteiligten vor Ort weiterentwickeln und
die Belange der Kinder in kirchlichen und
kommunalpolitischenGremien wahrneh-
men.Wahrlich anspruchsvolleAufgaben,
die es imProzess der Lehrplanentwicklung
in das neueAusbildungscurriculum für die
Fachschulen didaktisch und lernorganisa-
torisch gut begründet zu transformieren
galt.
Die Qualifzierungsoffensive der
Hochschulen als Herausforderung für
die Fachschulen
Mit der Gründung der ersten hochschu-
lischen BA (Bachelor)-Studiengänge für
frühpädagogischeFachkräfte imJahre 2005
und des Starts der PIK-Initiative (Profs
in Kitas) der Robert-Bosch-Stiftung zur
Professionalisierung der Fachkräfteausbil-
dung hat mit Rückenwind der „Bologna-
Reform“ eineQualifzierungsoffensive der
Hochschulen im Feld der Frühpädagogik
begonnen.Durch die Gründung vonmitt-
lerweile knapp 80 BA-Studiengängen ist
ein neuer akademischer Weg zur Profes-
sionalisierung des frühpädagogischen
Handlungsfeldes beschritten worden.
Mit der wissenschaftlichen Ausbildung
von Kindheitspädagogen an den Hoch-
schulen ist derAnspruch verbunden, wis-
senschaftlich fundierter und qualifzierter
auf die verändertenAnforderungen an die
pädagogischeArbeit in den Kindertages-
einrichtungen zu reagieren. Durch diese
Entwicklung sehen sich die Fachschulen
in ihremSelbstverständnis als den bislang
zentralen Ort für die Ausbildung sozial-
pädagogischer Fachkräfte inDeutschland
strukturell herausgefordert und alsMotor
fürVeränderungen inKonkurrenz gestellt.
Trotz der bislang noch relativ geringenAn-
zahl an Hochschulabsolventen in diesem
Feld hat sich dennoch in Politik,Wissen-
schaft und Fachöffentlichkeit weitgehend
dieÜberzeugung durchgesetzt,die Profes-
sionalisierung der Fachkräfteausbildung
für die Frühpädagogik zukünftig besser
über eineAkademisierung voranbringen
und steuern zu können.
Die verändertenAnforderungen des Be-
rufsfeldes, aber auch die rasante Grün-