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Kompakt Spezial 1/2013
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Berta, das Ei ist hart!
Wie Männer und Frauen im Team miteinander reden
D r . H i l d e M a l c o m e s s
D r . H i l d e M a l c o m e s s
Trainerin für Rhetorik & Kommunikation,
Redenschreiberin, Lehrbeauftragte. Inha-
berin des Unternehmens Die-Rede.de
Männer stoßen sich an den endlosen Dis-
kussionen der frauendominiertenTeams.
Die Erzieherinnen sind enttäuscht von
der Selbstbezogenheit des Mannes, der
manchesGespräch barsch beendet.Wollen
FachkräfteRollenvorbilder sein, genügt es
nicht, geschlechtsbewusst mit denKindern
umzugehen. Sie müssen auch geschlechts-
bewusstmiteinander kommunizieren.Und
zwar auch dann, wenn gar keine Kinder
anwesend sind.
Der folgende Beitrag widmet sich der Fra-
ge,wo die Fallstricke lauern,wenn Frauen
undMänner berufichmiteinander reden.
Der Beitragmacht deutlich,wie weibliche
und männliche Eigenarten die kollegiale
Verständigung beeinträchtigen.Schließlich
werden Strategien aufgezeigt, die helfen,
in heterogenenTeams klarer miteinander
zu sprechen.Dabei lehnt sich derText eng
an den Verlauf und die Ergebnisse des
interaktiven Forums an.
1. Typisch Mann – Typisch Frau
Wir beginnen mit Klischees: Vorurteile
darüber, wie Männer gewöhnlich kom-
munizieren und wie Frauen es oft tun.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
sind aufgefordert, spontan Stichworte auf
Moderationskarten zu schreiben. „Kom-
munikationsverhalten“ lautet die Über-
schrift. Darunter zwei Spalten. „Typisch
Mann“ ist die eine überschrieben,„Typisch
Frau“ die andere.
DieAnsage lautet: „Sie dürfen tief in die
Klischeekiste greifen! Das was Sie schrei-
ben, muss nicht auf Sie selbst zutreffen.
Es geht eher darum,Verhaltensweisen zu
notieren, die allgemein für typisch weib-
liches bzw. typisch männliches Kommu-
nikationsverhalten stehen.“
Typisch Frau
Nehmen wir die Top 3 der umfangrei-
chen Stichwortsammlung, dann lautet das
Ergebnis:Frauen reden viel,ausschweifend
und emotional.
Die Zuschreibungen lesen sich wie folgt:
schmückt aus, schweift vomThema ab, zu
vieleWorte,hört auf dememotionalen bzw.
Beziehungs-Ohr, schnelles Sprechtempo,
Übertreibungen,Hysterie, Zicken,Meta-
botschaften, vorausschauend, emotional,
selbstkritischer Blick auf sich, breitgefä-
cherte Erläuterungen, „Sag mal spontan“,
nehmen sich zurück, hören aus Informati-
onen und FeststellungenAppelle heraus,
unsicher im großen Kreis zu reden, brau-
chen mehr Bestätigung aus der Gruppe,
lästern, Spaß an der Kommunikation,
wenig zielorientiert, beziehungsorientiert,
Suche nach Diskussion.
Typisch Mann
Die Top 3 aus der Stichwortsammlung
ergeben: Männer reden sachlich, klar
und kurz.
Das Ergebnis lautet:
Sachlich, Klartext, provokant, hört auf
dem praktischen Ohr, hört nicht die Zwi-
schentöne, meinen, was sie sagen, keine
versteckten Botschaften, hören nicht zu,
kurze Sätze, vergesslich, kommen auf den
Punkt, reden gerne über sich, reden über
Erfolge, zielgerichtet, kurz und prägnant,
setzen ihre Wirkung ein, konsequenter,
schweigsamer, ruhiger, gelassener, akzep-
tieren Gegebenheiten, übernehmen eher
dieGesprächsführung,klareAnsagen,non-
verbale Kommunikation großer Raum,
strukturiert, Seilschaften.
Was ist geschehen?
Das Experiment gelingt immer. Was auf
den Karten steht, erschreckt die Gruppe
ein wenig.Alle diese klischeehaften Vor-
stellungen stecken in uns drin! Durchmei-
neAnsage habe ich lediglich eine Schleuse
geöffnet.Heraus sprudeln Stereotypen. In
großer Zahl, auf Karten notiert, liegen sie
vor uns am Boden. Jede Frau und jeder
Mann im Raum würde sich persönlich
gerne davon distanzieren.
Jahrzehntelang haben Erzieherinnen in
Kitas nur unter Kolleginnen gearbeitet.
Das ändert sich allmählich. Der Mann,
zumeist als Einzelexemplar, hält Einzug
in die weiblichenTeams.DieMischung der
Geschlechter beeinfusst die Gruppendy-
namikundbringt neueHerausforderungen
in der Kommunikation mit sich. Frauen
haben eine andere Art, (miteinander) zu
sprechen als Männer. In Teamsitzungen
und Diskussionen beispielsweise spiegelt
sich männliches und weibliches Selbst-
verständnis oft in sehr unterschiedlichen
Verhaltensweisen.Das führt immer wieder
zu Reibungen.