Page 23 - maik-fachtagung-2013

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Kompakt Spezial 1/2013
 23
D r . H i l d e M a l c o m e s s
Sachebene, Appell, Beziehungsbotschaft,
Selbstaussage – auf diesen Ebenen wird
gesprochen und gehört.
Wir fragen uns, auf welchemOhr Männer
und Frauen hören, und kommen überein-
stimmend zu demErgebnis: Frauen hören
stärker auf dem Beziehungsohr, Männer
verstärkt auf dem Sachohr.
Häufg ist das Beziehungsohr der Stolper-
stein.Wer Aussagen wie „Der Vorschlag
taugt nichts“ auf dem Beziehungsohr
hört, fühlt sich persönlich abgewertet.
Reagiert mit Rückzug oder Aggression.
Der Gesprächspartner wundert sich, weil
er doch eine sachliche Aussage gemacht
hat, die sich nur auf den Vorschlag und
nicht auf die Person bezog.
Wir stellen auch fest,dass FrauenundMän-
ner ihreAussagen verschieden verpacken.
Frauen machen gerne Sachaussagen, z. B.
„Hier muss mal wieder gesaugt werden“,
verbinden damit aber unausgesprochen
eine Aufforderung.
Beispiel:
Frau
sagt: „Der Müll ist voll.“ Frau meint:
„Bring denMüll runter.“
Mann
hört: „Der
Müll ist voll.“ Er stimmt zu, unternimmt
aber nichts.
Eine Frau wäre aufgestanden und hätte
denMüll rausgetragen. Frauen verstehen
die Appelle, die Frauen als Sachaussage
verpacken. Männer nicht.Wenn die Kol-
legin will, dass der Kollege etwas tut,muss
sie es also als Aufforderung formulieren:
„Bitte bring den Müll bis heute Mittag
raus.“
Beispiel:
Mann
sagt: „Wir müssen hier umräumen.“
Frau hört: „Der will mir Vorschriften
machen und fragt nicht mal nach meiner
Meinung“.Mann meint: „Die Diskussion
ist eröffnet. Jetzt bin ich gespannt, was
die anderen dazu sagen. Ich habe meine
Meinung schonmal indenRing geworfen.“
Eine Frau, selbst wenn sie überzeugt ist,
dass umgeräumt werden muss, würde in
einerTeamsitzung ihreÜberzeugung sehr
viel häufger als Frage formulieren: „Was
haltet ihr davon, wenn wir umräumen?“
Kurz: Es fndet sich eine Fülle an Bei-
spielen, in denen Missverständnisse oder
Missstimmung entstehen,weilMänner und
Frauen auf verschiedenen Ebenen spre-
chen und hören.Hier ist es gut, dieAussa-
gen und Reaktionen des jeweils anderen
einordnen zu können. Nur so können wir
zielgerichtet und ergebnisorientiert mit-
einander reden.
3. Strategien für eine leichtere
Kommunikation
Was wissenwir bis jetzt?DieUnterschiede
in der Kommunikation liegen offen.
c
Frauen und Männer unterliegen
stereotypen Handlungsklischees.
c
Männer und Frauen folgen verschie-
denen Verhaltenstendenzen:
Hochstapler – Tiefstapler
Einzelkämpfer – Teamplayer
Sieg – Harmonie
c
Frauen und Männer drücken densel-
ben Sachverhalt verschieden aus.
c
Männer und Frauen hören dieselbe
Aussage verschieden.
Was könnenMitglieder gemischterTeams
nun tun, um trotz dieser Unterschiede gut
miteinander zu reden?Wie können Sie sich
aufeinander einstellen, damit die gemein-
same Arbeit proftiert? Das ist die Frage
im letzten Teil des Forums.
Die Gruppe sammelt Ideen amFlipchart.
Das Ergebnis sehen Sie imKasten unten.
DenAbschluss des Forums bildet dieAuf-
forderung, den Blick noch einmal auf das
klischeehafte Kommunikationsverhalten
vom Beginn zu richten. Frauen schauen
bei „TypischMann“.Männer schauen bei
„Typisch Frau“.DieTeilnehmerinnen und
Teilnehmer sind aufgefordert, sich eine
gegen
geschlechtliche Eigenschaft auszu-
wählen,die ihnenhilft,dieKommunikation
in ihrem Team zu verbessern.
Spitzenreiter bei den Frauen sind die
Vorsätze:
c
Sachlich
c
Sachlich und klar, sowie
c
Klare Ansagen.
Der Spitzenreiter bei den Männern
heißt:
c
Den Appell hören.
Fazit:
1. Es gibt Strategien, um die Kommu-
nikation imgemischtenTeamzu ver-
bessern. Wir haben sie im Forum
gesammelt.
2. Jede Mitteilung hat vier Seiten.Wie
wir sprechen und was wir hören,
hängt vonunseremSelbstverständnis
und vom Geschlecht ab.
3. KlischeeswirkenwieVorschriften.Es
ist gut, einige bewusst zu ignorieren.
Literaturtipp:
Cordelia Fine:
Die Geschlechterlüge. Die
Macht der Vorurteile über Frau und
Mann.
Stuttgart 2012.
Dagmar Kumbier:
Sie sagt, er sagt. Kom-
munikationspsychologie für Partner-
schaft, Familie und Beruf.
Reinbek
bei Hamburg, 2006.
Hilde Malcomess:
Erfolgreich und über-
zeugend reden.
Mannheim 2012.
Strategien für Frauen im
Umgang mit Männern:
– Appelle formulieren
– Erklärungen geben
– Beziehungsohr verkleinern
– Sachinhalt hören statt interpretieren
– aktives Zuhören
– Gesprächsstruktur geben
– kurze Sätze
Strategien von Männern
gegenüber Frauen:
– beobachten
– nachfragen
– Beziehungsohr vergrößern
– Emotionen einbringen
– Statement unterlassen
– Lob, Anerkennung