Kompakt Spezial 1/2013
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l u t z s c h u m a c h e r
Die Frage, ob sie ihren Träger anderen
Personen alsArbeitgeber empfehlen wür-
den, beantworten 80,5 Prozent mit „trifft
überwiegend“ oder „trifft völlig zu“. Die
Ergebnisse sprechen für eine insgesamt
hohe emotionale Bindung sowohl an die
eigene Kita als auch an den Träger. Dies
spiegelt sich auch in der Kündigungsab-
sicht wider:Nur 7,7 Prozent der Befragten
geben an, häufg über einenArbeitgeber-
wechsel nachzudenken.
Allerdings zeigen sich bezüglich der emo-
tionalen Bindung der Mitarbeiter/-innen
deutlicheUnterschiede zwischendenKitas.
Dies verdeutlicht,dass die emotionaleBin-
dung derMitarbeiter/-innen und damit die
Arbeitgeberattraktivität von den jeweili-
genArbeits- undOrganisationsbedingun-
gen in den Kitas abhängen.
Reputation, Führung, Unternehmens-
kultur, Teamklima und Familienfreund-
lichkeit als wesentliche Determinanten
der Arbeitgeberattraktivität
UnsereAnalysen belegen,dass die emotio-
naleBindung an denTräger wesentlich von
den folgenden Faktoren bestimmt wird:
1. Vertrauen in das Management des
Trägers
2. Reputation und wahrgenommene
Leistungsstärke des Trägers
3. Unternehmenskultur (Ausmaß an
Beteiligung und Information,Wür-
digung von Engagement und Wert-
schätzung)
4. Qualität der Führung durch die/den
direkte(n) Vorgesetzte(n)
5. Familienfreundlichkeit
Für die emotionale Bindung an die eige-
ne Kita sind die folgenden Faktoren ent-
scheidend:
1. Qualität der Führung durch die/den
direkte(n) Vorgesetzte(n)
2. Teamklima (offene und angstfreie
Kommunikation, Unterstützung
bei der Arbeit und Feedback,Wert-
schätzung und Zusammenhalt)
3. Qualität der Arbeit: Handlungsspiel-
raum, Arbeitsbelastung
4. Familienfreundlichkeit
Die Ergebnisse zeigen, dass die Führung
durch die direkte Vorgesetzte bzw. den
direktenVorgesetzten sowie die Familien
freundlichkeit sowohl die emotionale
Bindung an den Träger als auch an die
Kita beeinfussen.Als bindungsförderlich
erweist sich hierbei eine Führung,dieNeu-
erungen gegenüber offen ist, inspirierende
Ziele entwickelt,hohe Leistungserwartun-
gen mit individueller Unterstützung der
Mitarbeitenden kombiniert sowie das
Team dazu motiviert, gemeinsame Ziele
zu erreichen.
Träger und Kitas, die ihre Arbeitgebe-
rattraktivität verbessern wollen, sollten
zunächst eine anonyme Mitarbeiterbe-
fragung durchführen, die ihnen zeigt, wo
Verbesserungspotenziale bestehen. Eine
solche Befragung sollte zum einen Auf-
schluss über dieAusprägung der emotio-
nalen Bindung an die Kita und denTräger
geben und zumanderen aufzeigen,welche
Arbeits- und Organisationsbedingungen
verändert werdenmüssen, umdieArbeit-
geberattraktivität zu erhöhen. Mit Hilfe
des in unserer Studie verwendeten Frage-
bogens können Stärken und Schwächen
des jeweiligenTrägers und einzelner Kitas
bestimmt und in der Folge wirksameMaß-
nahmen zur Steigerung der Arbeitgeber
attraktivität entwickelt werden.
Männer streben häufger
Führungspositionen an und wünschen
sich hierbei Unterstützung
VieleTräger undKitas wollendenMänner
anteil unter den pädagogischen Fachkräf-
ten erhöhen. In diesem Zusammenhang
stellt sich die Frage, obMänner und Frau-
en unterschiedliche Erwartungen an ihre
Arbeit und ihrenArbeitgeber haben und
spezifscheMaßnahmen zur Rekrutierung
und Bindung von Männern und Frauen
sinnvoll sind.
Der Anteil der Männer bei unseren
Befragten lag bei 3,7Prozent (16Männer).
1
Dies entspricht ungefähr demAnteil der
männlichen Erzieher inDeutschland.Der
Anteil der Personenmit Leitungsfunktion
ist bei denMännern und Frauen in unserer
Stichprobe ungefähr gleich groß.
Der Vergleich zwischen Männern und
Frauen zeigt, dass es
mehr Ähnlichkeiten
als Unterschiede
bei der Bewertung der
Arbeitsbedingungen und der Beurteilung
der eigenen Kita und des Trägers gibt.
Allerdings fnden sich auch einige inte-
ressante Differenzen: Männer weisen im
Schnitt eine geringere emotionaleBindung
an ihreKita (siehe
Abb. 1
) und gleichzeitig
eine höhere Kündigungsabsicht auf.
Die Frage,ob sie ihrenBeruf wieder ergrei-
fen würden, beantworten 50 Prozent der
Männer mit eher ja oder ja,während es bei
den Frauen 72,6 Prozent sind. 18,7 Prozent
der Männer würden den Beruf nicht noch
einmal wählen, bei den Frauen sagen dies
nur 8,0 Prozent.Die restlichen Befragten
sind unentschieden (siehe
Abb. 2
).
Diese Ergebnisse zeigen, dass die männli-
chen Erzieher eher mit ihrer Berufswahl
hadern und sich mit ihrer Kita im Mittel
weniger emotional verbunden fühlen.Dies
könntedamit zusammenhängen,dassMän-
ner andere Wünsche und Erwartungen
haben als Frauenunddiesemöglicherweise
1 Die geringe Anzahl der befragten Männer schränkt
die Aussagekraft der statistischen Analysen sein. Daher
müssen die berichteten Ergebnisse mit Vorsicht be-
trachtet und durch weitere Studien überprüft werden.
Abb. 1:
Emotionale Bin-
dung an die eigene
Kita – Vergleich
von weiblichen
und männlichen
pädagogischen
Fachkräften
Emotionale Bindung an die eigene Kita