Kompakt Spezial 1/2013
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D r . n o r b e r t f e l d h o f f
D o m p r o p s t D r . N o r b e r t F e l d h o f f
Grußwort
Verehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr, heute ein Grußwort
an Sie richten zu können.
Inden zurückliegenden JahrenmeinesWir-
kens alsGeneralvikar und alsVorsitzender
desDiözesan-Caritasverbandes warenmir
die katholischenKindertageseinrichtungen
imErzbistumKöln immer einThema mit
höchster Priorität – auf politischer wie auf
kirchenpolitischer Ebene.
Im Mittelpunkt standen Fragen der Kin-
dergartenbedarfsplanung, der inhaltlichen
Ausrichtung der pädagogischenArbeit und
der Kindergartenpastoral, aber auch der
fnanziellenAusstattung der Einrichtungen
und damit des Personals.
Noch in meine Zeit als Vorsitzender
des Diözesan-Caritasverbandes fel die
Geburtsstunde des Projektes „MAIK –
Männer arbeiten inKitas“, sprich die Ent-
scheidung desVerbandes, sich ambundes-
weiten ESF-Modellprogramm „MEHR
Männer in Kitas“ beteiligen zu wollen.
Seinerzeit habe ich mit voller Überzeu-
gung dieAbsicht derAbteilungTagesein-
richtungen für Kinder begrüßt, offensiv
mehrMänner für Kitas zu gewinnen.Nicht
weil ich glaube, dass Männer die besseren
Pädagogen sind und dieArbeit der Erzie-
herinnen defzitär ist.
Ich weiß das hohe und professionelle
Engagement der Frauen in den Tages-
einrichtungen sehr zu schätzen und darf
den Erzieherinnen an dieser Stelle dafür
heute noch einmal sehr herzlich danken
und meinen Respekt zollen.
Ich unterstütze dieZielsetzung des Projek-
tesMAIK,weil ichder festenÜberzeugung
bin, dass es angesichts gesellschaftlicher
Umbrüche an der Zeit ist, Jungen und
Mädchen auch in der institutionellen
Früherziehung eine gemeinsame Erzie-
hung durch männliche und weibliche
Fachkräfte zu ermöglichen.
Mit gemischtgeschlechtlichen Teams in
unseren katholischen Tageseinrichtun-
gen wird die Überzeugung zumAusdruck
gebracht, dass – analog zu unserem Ver-
ständnis von Familie – Bildung,Erziehung
undBetreuung vonKindern in derVerant-
wortung beider Geschlechter liegt.
Tageseinrichtungen mit ihrem familien
ergänzenden Erziehungs- und Bildungs-
auftrag sind besonders angesichts weiter
steigender Zahlen von alleinerziehen-
den Müttern und auch Vätern umso
mehr gefordert, für eine Präsenz beider
Geschlechter in ihrem Erziehungsalltag
Sorge zu tragen, damit beideGeschlechter
auch als Rollenvorbilder zur Verfügung
stehen.
Es gehört (auch) zum Auftrag von Kir-
che, Modell für das gleichwertige und
partnerschaftliche Zusammenleben und
-wirken vonMännern und Frauen zu sein.
So formulierte es die Deutsche Bischofs-
konferenz schon 1981, als sie zu Fragen der
Stellung der Frau in Kirche und Gesell-
schaft Position bezog.
Katholische Tageseinrichtungen, die Teil
unserer Kirche sind, haben die Chance,
in vorbildlicher Weise die Trennung von
Frauen- und Männerwelten aufzuheben
und zu zeigen, dass Frauen und Männer
gleichermaßen fähig sind, Kinder zu
betreuen, zu erziehen und zu bilden. Sie
können zudemKindern beispielhaft über
die Familie hinaus vorleben, wie Frauen
und Männer einander in partnerschaftli-
cherWeisemitWertschätzungundRespekt
begegnen und zusammenarbeiten.
nern ausgehandelt werden müssen. Sol-
che Ereignisse und Irritationen können
bereichernd sein, allerdings nur,wenn eine
Auseinandersetzung damit möglich ist und
ggf. auch fachlich begleitet wird.“
Dazu wollen wir als Diözesan-Caritasver-
band u. a.mit dieserTagung einen Beitrag
leisten.
Als Leiter derAbteilungTageseinrichtun-
gen für Kinder weiß ich aus eigener Erfah-
rung, was es bedeutet, aus einem frauen-
dominierten Team eine geschlechter
heterogene Arbeitsgruppe zu formen.
Das funktioniert nicht auf Knopfdruck.
Aber dieser Entwicklungsprozess zahlt
sich am Ende aus.
Ein Leitfaden mit demTitel „So schaffen
Chefs einen Miteinander-Mix im Team“
– auf den ich vor wenigen Tagen gesto-
ßen bin, fordert: „Weg mit der Schere im
Kopf! – Die Vorurteile im eigenen Kopf
sind lebendiger, als man denkt. ‚Frauen
bringendasGleichgewicht unsererGruppe
durcheinander.‘ – [...] Konzentrieren Sie
sich nicht auf die Probleme, sondern auf
die Chancen, die neue Mitarbeitergrup-
pen für Sie bedeuten können. So können
Sie frischenWind in die eigeneAbteilung
bringen.“
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Im übertragenden Sinn könnte die Emp-
fehlung für die Personalverantwortlichen
und Führungskräfte in Kitas lauten:Wer
nicht wagt,der nicht gewinnt! –Entdecken
Sie dieMänner als neueMitarbeitergruppe
und schaffen Sie damit dieVoraussetzun-
gen für gemischtgeschlechtliche Teams.
Männer und Frauen gemeinsam können
viel frischen Wind in ihre Kitas bringen.
Wenn das gelingt, lernen Mädchen und
Jungen etwas für ihr Leben.
Ich wünsche Ihnen allen eineTagung, die
neueAnstöße für dieAuseinandersetzung
mit Geschlechterperspektiven gibt und Sie
alsMänner und Frauen vor allem in Ihrem
jeweiligen berufichen Kontext ermutigt,
sich auf dasAbenteuer der Zusammenar-
beit mit dem jeweils anderen Geschlecht
einzulassen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
1 Quelle: http://www.computerwoche.de/a/diversity-
fuer-anfaenger,2508722,4 (Stand 15.08.2013)