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Kompakt Spezial 1/2013
D r . n o r b e r t f e l d h o f f
Eine gemeinsameErziehung in der institu-
tionellen frühkindlichen Erziehung durch
Frauen und Männer ist sicherlich eine
echte Herausforderung. Es gilt zunächst,
mehr Männer für erzieherische Berufe
zu gewinnen, um überhaupt die Chancen
gemischter Teams entdecken zu können.
Keine leichte Aufgabe!
ManchenMännern inerzieherischenBeru-
fen wird offen oder verdeckt signalisiert,
als Mann in der Kita seien sie keine „ech-
tenMänner“.Offensichtlich entsprechen
sie mit dieser Berufswahl nicht dem Bild
vomMann, dass der eine oder die andere
noch hat, weil sie sich in hohem Maß als
Fürsorgende für kleineKinder zeigen.Eine
Eigenschaft,die geschlechtstypisch Frauen
zugeschrieben wird.
VieleMänner wählen daher denErzieher-
beruf nicht,weil sieAngst davor haben, als
„weiblich“ angesehen zuwerden.Für einen
Mann ist es ist offensichtlich einRisiko, für
„unmännlich“ oder „feminin“ gehalten zu
werden – sowohl von anderen Männern
als auch von Frauen.
Meines Erachtens benötigen aber nicht
nur Frauen, sondern auch dieMänner, die
erzieherisch wirken wollen, zwingend ein
gutesMaß an Fürsorglichkeit.Fürsorglich-
keit zu zeigen, ist meines Erachtens kein
Zeichen von Schwäche und auch nicht
unmännlich. In diesem Zusammenhang
lohnt sich dieAuseinandersetzungmit der
Gestalt Jesu von Nazareth als einer Per-
sönlichkeit, die männliche und weibliche
Persönlichkeitsanteile zeigte.
Die Zusammenarbeit von Männern und
Frauen kann auch problembeladen sein.
Männer und Frauen sindmanchmal ziem-
lich verschieden, scheinen einfach nicht
„zusammenzupassen“.
Vielleicht hilft dieser Blickwinkel: Ein
partnerschaftliches und gleichberechtigtes
Miteinander setzt für mich voraus, dass
die Individualität des einzelnenMenschen
als Mann oder Frau in einemTeam nicht
untergeht oder aufgehoben wird. Sich in
Verschiedenheit „ergänzen“ heißt nicht,
Fehlendes auszugleichen.
Es kommt vielmehr darauf an, Unter-
schiedlichkeit und Ergänzungsfähigkeit
als Bereicherung erfahren zu können,
Formen des Miteinanders zu gestalten,
die den unterschiedlichenMöglichkeiten
und Stärken gerecht werden und offen für
gemeinsame Lernprozesse zu sein.
Es gibt viele Erfahrungen, dass gemischte
Teams aus Frauen undMännern kreativer
und zielorientierter arbeiten.
Ich möchte zum Abschluss Franz Kafka
zitieren:Wege entstehendadurch,dassman
sie geht. Machen Sie sich auf den Weg –
auch mit kleinen Schritten kommen Sie
zum Ziel. Ich ermutige Sie ausdrücklich
dazuundbinüberzeugt,dass derWegmehr
Chancen als Risiken für Sie, die Ihnen
anvertrauten Mädchen und Jungen, aber
auch für die Mütter undVäter bereithält.
Selbst Papst Franziskus macht uns Mut
in unseremAnliegen, wenn er zu Beginn
seiner Amtszeit der Kirche sagt: „Habt
keine Angst vor Güte und Zärtlichkeit.“
Und bekanntlich besteht die Kirche aus
Frauen und Männern.
Ihnen allen einen interessanten und berei-
chernden fachlichenAustausch an diesem
Tag und Gottes Segen für Ihre Arbeit.
HerzlichenDank für IhreAufmerksamkeit!