Kompakt Spezial 1/2013
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P r o f . D r . H o l g e r B r a n d e s
dasAusmaß primär sachlich-gegenstands-
bezogener und funktionaler Äußerungen
beurteilt wird und andererseits die The-
matisierung von persönlichen Inhalten
oder der Beziehung der Akteure sowie
assoziative Phantasien oder Narrationen
während der Spielphase registriert werden.
Diese Dimension ergibt sich deduktiv aus
derAnnahme unterschiedlicher Kommu-
nikationsstile von Männern und Frauen
(Aries 1996).
Dimension
(1 = trifft
nicht zu, 5 = trifft sehr zu)
Frauen Männer
Erzieher/in thematisiert
die Beziehung oder
Persönliches (Attribute,
Erfahrungen, Gefühle)
oder greift auf, wenn dies
vom Kind kommt (2.7)
2,05 2,02
Erzieher/in äußert sich
primär sachlich-gegen-
standsbezogen und funk-
tional über die Aktivität
bzw. greift auf, wenn dies
vom Kind kommt (2.5)
3,76 3,85
Erzieher/in begleitet die
Aktivität durch assozi-
ative Phantasien und
Narrationen bzw. greift
auf, wenn dies vom Kind
kommt (2.6)
2,23 2,20
Auch die Erwartung, dass Männer und
FrauenunterschiedlicheKommunikations-
stile realisieren, bestätigt sich in unserer
Stichprobe nicht. Die Unterschiede sind
minimal und nicht statistisch signifkant.
Betrachtet man aber auch hier das
Geschlecht des Kindes in der Auswer-
tung, ergibt sich ebenfalls ein signifkan-
tes Ergebnis: Sowohl männliche als auch
weibliche Pädagogen sprechenmit Jungen
eher sachlich-funktional über dieAktivität
als mit Mädchen (p = 0,052).
Geschlechtsunterschiede beim
Materialgebrauch und hinsichtlich der
realisierten Produkte
Das Untersuchungsdesign erlaubt wegen
des vorgegebenen vielfältigen Materials
und der diesbezüglichen Entscheidungs-
möglichkeit auch Aussagen zur unter-
schiedlichen Neigung von Männern und
Frauen bzw. Jungen und Mädchen, auf
bestimmte Materialien zurückzugreifen
und je nach Interesse unterschiedliche
Projekte zu realisieren.
Geschlecht und realisiertes Produkt
Die in den Einzelsituationen aus dem
Material entstandenen Produkte lassen
sich dahingehend unterscheiden, ob sie
„Subjekte“ imSinne lebenderWesen sym-
bolisieren wieMenschen oderTiere (ope-
rationalisiert als „verfügt über Augen“)
bzw. „Objekte“ wieAutos,Bauwerke oder
Flugzeuge („verfügt nicht über Augen“).
Setzt man diese zwei Grundtypen von Pro-
duktenmit demGeschlecht der Fachkräfte
und der Kinder in Relation, zeigt sich der
Einfuss eines Geschlechtsfaktors:
Während Männer mit Jungen deutlich
häufger Objekte bauen undmit Mädchen
eher Subjekte, stellen Frauenmit Kindern
beiderlei Geschlechts eher Subjekte her.
Diese Unterschiede sind signifkant, also
nicht mehr zufällig.
Materialgebrauch
Die Geschlechtsabhängigkeit der Pro-
dukte, die sich unter der Differenzierung
von Subjektorientierung und Objektori-
entierung in den Einzelsituationen zeigt,
bestätigt sich auch in der Auswertung
des Materialgebrauchs (auf Basis von 38
Mann/Frau-Tandems).
Abb. 2: Entstandene Produkte in Relation zum Geschlecht der Fachkraft und des Kindes
Material
Erzieher Erzieherin
Junge Mädchen
Märchenwolle
31,6 %*
55,3 %*
31,6 %*
55,3 %*
Pfeifenputzer (Biegeplüsch)
52,6 %**
78,9 %**
52,6 %**
78,9 %**
Perlen
21,1 %**
47,4 %**
28,9 %
39,5 %
Wackelaugen
15,8 %*
36,8 %*
21,1 %
31,6 %
Styroporkugeln
60,5 %
65,8 %
52,6 %**
73,7 %**
Holzplatten
47,4 %
39,5 %
50,0 %
36,8 %
Nägel
34,2 %
23,7 %
41,2 %**
15,8 %**
Weinkorken
50,0 %
34,2 %
52,6 %*
31,6 %*
Papprollen
39,5 %
34,2 %
44,7 %
28,9 %
Buntpapier
44,7 %
55,3 %
34,2 %**
65,8 %**
Unterlegscheiben
15,8 %*
2,6 %*
10,5 %
7,9 %
Materialgebrauch
*= signifkanter x²-Wert (Pawets.
≤
0,05), **= signifkanter x²-Wert (Pawets.
≤
0,01)
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Mann – Junge Mann – Mädchen Frau – Junge
Frau – Mädchen
Subjekt
Objekt