Page 19 - geschlechterperspektiven

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sind und die Gefahr sexueller Übergriffe besteht (Cremers/Krabel/Calmbach, 2010;
Cremers/Höyng/Krabel/Rohrmann, 2012). Die widersprüchlichen Erwartungen und
insbesondere generalisierende Verdäch­tigungen können Männer, die in Ausbildung
zum Erzieher sind oder in Kindertageseinrichtungen arbeiten, massiv verunsichern
und beeinträchtigen. Dieses Problem wird dadurch verstärkt, dass männliche
Fachkräfte in Tageseinrichtungen für Kinder in einer Minderheitssituation sind, oft
sogar „Einzelkämpfer“ als einziger Mann in einem Frauenteam.
Der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V. unterstützt daher
männliche Fachkräfte durch Fortbildung, Beratung und Vernetzung. Insbesondere
werden gesonderte Arbeitskreise für männliche Fachkräfte angeboten. Solche
Arbeitskreise ermöglichen es männlichen Fachkräften, sich auszutauschen und
weiter zu qualifzieren. Damit können sie wesentlich dazu beitragen, Konfikten
vorzubeugen und Männer im Arbeitsfeld zu halten (Rohrmann, 2013a). Auf der
Ebene der Einrichtungen bemühen sich Trägervertreterinnen und –vertreter so wie
Leiterinnen und Leiter darum, mehr männliche Mitarbeiter zu gewinnen und zu hal-
ten. Generellen Vorbehalten gegen männliche Fachkräfte in der Kinderbetreuung
wird offensiv entgegengetreten.
Vorbehalte gegen Männer werden im Erzbistum Köln auch im Rahmen der Schulung
von Mitarbeitenden zur Prävention von (sexueller) Gewalt thematisiert. Dabei geht es
in erster Linie darum, Kinder vor (sexueller) Gewalt zu schützen, aber auch darum,
sich geschlechtsstereotype „Vorurteile bewusst zu machen und gegen sie anzu-
steuern“ (Els 2012, S. 55). Els betont in diesem Zusammenhang, dass „Männern
die Möglichkeit gegeben werden [muss], ihren Beruf professionell und in all seinen
Facetten auszuüben. Dies beinhaltet natürlich auch den für Kleinkinder entwick-
lungspsychologisch notwendigen und von ihnen auch eingeforderten bzw. initiierten
Körperkontakt: Sei es beim Toben oder auch beim Trösten“ (ebenda, S. 56).
Dialoge zwischen den Geschlechtern
Gemeinsame Erziehung durch Frauen und Männer ist keine einfache Aufgabe.
Unterschiedliche Erfahrungen und Blickwinkel, Arbeitsweisen und Kompetenzen
von Männern und Frauen können das Miteinander im Team und die pädagogische
Arbeit zum Wohl von Kindern und Eltern bereichern. Solche Unterschiede können
aber auch zu Problemen und Konfikten führen. Männer und Frauen sind manch-
mal ziemlich verschieden, scheinen einfach nicht „zusammen zu passen“. Es ist
bekannt, wie viele Beziehungen scheitern, wie viele Konfikte es zwischen Frauen
und Männern in der Arbeitswelt gibt; wie in der Gesellschaft und in Institutionen
oft das eine und manchmal auch das andere Geschlecht benachteiligt wird. Oft
fällt es Männern und Frauen schwer, die Perspektive des jeweils anderen einzu-
nehmen und einen konstruktiven Dialog miteinander zu führen.
Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Erzbistum Köln initiieren und
ermutigen Dialoge zwischen den Geschlechtern – sowohl in der fachlichen
Auseinandersetzung von pädagogischen Fachkräften als auch in der Zusam­
menarbeit mit Müttern und Vätern. Dabei werden sie vomDiözesan-Caritasverband
durch Angebote unterstützt, die dazu dienen, Licht in Geschlech­terkonfikte zu
bringen und festgefahrene Strukturen aufzulösen.
Gemeinsame Erziehung von kleinen Kindern durch Frauen und Männer ist histo-
risch ein neues Projekt. Sie ist eine Chance, aber auch eine große Herausforderung
für alle Beteiligten in katholischen Tageseinrichtungen für Kindern im Erzbistum
Köln. Und sie ist ein Projekt, das nur als ein Projekt beider Geschlechter Sinn
macht. Wenn es gelingt, haben Jungen und Mädchen etwas erlebt, das sie für ihr
Leben stärkt.
Männliche Fachkräfte
gewinnen und stärken
Herausforderung und
Chance zugleich
Ein Projekt beider
Geschlechter
Kap. 6 Pädagogische Fachkräfte sind Frauen und Männer