Page 24 - geschlechterperspektiven

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Katholische Tageseinrichtungen für Kinder sind dazu aufgerufen, Väter, Großväter
oder auch ältere Jungen zu motivieren, sich als Lesepaten einzusetzen, um dem
Mangel an männlichen Vorlese-Vorbildern entgegenzuwirken.
Für die Weiterarbeit:
Rohrmann, Tim (2012b). …und wer erzieht im Bilderbuch? Sonderausgabe Kompakt
Spezial Mai 2012, 21-24. Köln: Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln.
[Online] http://www.katholische-kindergaerten.de/pdf/spezial_maik.pdf [21.11.2012].
Tannen, Deborah (1991). "Du kannst mich einfach nicht verstehen." Warum Frauen und
Männer aneinander vorbeireden. Hamburg: Kabel.
7.4 Soziale, kulturelle und interkulturelle Bildung
Die Entwicklung der sozialen Beziehungen stellt den Rahmen für alle
Bildungsprozesse in Kindertageseinrichtungen bereit. Gleichzeitig ist das soziale
Miteinander in der Kindergruppe auch eine wichtige Arena für die Entwicklung
geschlechtlicher Identität.
In Kapitel 2.3 wurde dargestellt, dass Jungen und Mädchen unterschiedli-
che Interaktionsstile entwickeln und im Laufe des Kindergartenalters gleichge-
schlechtliche Spielpartner zunehmend bevorzugen. Dies muss soziale Bildung in
Kindertageseinrichtungen berücksichtigen. Dazu werden vier Perspektiven päda-
gogischen Handelns vorgeschlagen (Rohrmann 2008, S. 367), an denen sich die
Fachkräfte in katholischen Kindertageseinrichtungen orientieren:
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Geschlecht entdramatisieren.
Damit ist gemeint, Interaktionen zu fördern, in
denen Geschlecht keine Rolle spielt, und einen spielerischen Umgang mit
geschlechtsbezogenen Zuordnungen zu ermöglichen.
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Das Miteinander von Jungen und Mädchen fördern.
Dies beinhaltet, konst-
ruktive Zusammenarbeit anzuregen und zu unterstützen sowie fröhliche und
lustvolle Begegnungen von Mädchen und Jungen zu fördern.
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Jungen- und Mädchengruppen akzeptieren und begleiten.
Geschlechtshomogene Gruppen sind für Kinder in ihrer Entwicklung wichtig; sie
brauchen Rückzugsräume und Gelegenheiten für konstruktives Miteinander.
Wichtig ist aber auch, Gruppenzwänge und Ausgrenzungsprozesse wahrzu-
nehmen und ihnen entgegenzuwirken.
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Geschlechtsgetrennte Angebote gezielt planen und durchführen.
Ausgehend
von der Beteiligung von Mädchen und Jungen können geschlechtsgetrennte
Angebote an Stärken und Interessen ansetzen, vor allem aber auch unty-
pische Erfahrungen ermöglichen, denen im gemeinsamen Alltag manchmal
ausgewichen wird.
Ein wesentlicher Aspekt sozialen Lernens ist das Konfiktlernen. Das Erlernen
eines konstruktiven Umgangs mit Konfikten ist ein wesentlicher Bestandteil des
Bildungsauftrages von Kindertageseinrichtungen. Jungen und Mädchen ist dies
klar, denn sie tun einen großen Teil des Tages nichts anderes, als Konfikte aus-
zutragen – und sie oft auch erfolgreich zu lösen. Dass das Konfiktverhalten von
Mädchen und Jungen dabei oft unterschiedlich ist, ist im Alltag kaum zu überse-
hen. Um es mit den Worten eines Mädchens aus dem Hort zu sagen: „Mädchen
sehen schöner aus und streiten und boxen nicht so viel und sagen nicht so
schlimme Wörter und kriegen nicht so viel Ärger“.
Bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen wird schnell deutlich, in welchem
Ausmaß es um die eigene Person geht. Wie ist unser eigenes Konfiktverhalten?
Wie geht es uns mit einem wilden und aufmüpfgen Jungen, wie mit einem zickigen
und eigensinnigen Mädchen? Was haben wir selbst für Erfahrungen als Mädchen
Geschlechtshomogene
und geschlechtsheterogene
Gruppen
Konfiktverhalten von
Mädchen und Jungen ist
oft unterschiedlich
Mehr männliche Vorlese-
Vorbilder