Page 25 - geschlechterperspektiven

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bzw. Jungen gemacht? All dies wirkt sich entscheidend darauf aus, wie wir mit
Konfikten unter bzw. mit Kindern umgehen.
Eine geschlechtsbewusste Sichtweise ist in erster Linie für das
Verständnis
des unterschiedlichen Konfiktverhaltens von Mädchen und Jungen wesentlich
(warum verhalten sich Jungen anders als Mädchen – und einige Jungen anders
als andere Jungen, manche Mädchen anders als andere Mädchen?), weniger für
das
Handeln in konkreten Konfiktsituationen
. Wenn es darum geht, verbindliche
Grenzen dafür festzulegen, wann bei Konfikten eingegriffen werden muss, spielt
es keine Rolle, ob die Streitenden Jungen oder Mädchen sind.
Angebote der Gewaltprävention sollen die Entwicklung von Selbstgefühl und
Selbstbewusstsein fördern und das Einüben von konstruktiven Konfiktstrategien
ermöglichen (van Dieken, Rohrmann & Sommerfeld, 2004). Die geschlecht-
stypischen Unterschiede im Umgang mit Konfikten legen nahe, in diesem
Zusammenhang geschlechtsbewusste und ggf. auch geschlechtsgetrennte päd-
agogische Angebote durchzuführen.
Viele Kinder, die heute in Deutschland leben, wachsen in Familien mit Migrations­
hintergrund auf. Obwohl die Arbeit mit Kindern mit verschiedenen kulturellen
Hintergründen für pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen selbst-
verständlicher Alltag ist, ist allgemein festzustellen, dass ihre Einstellungen
oft noch von Halbwissen und Vorurteilen geprägt sind. Herwartz-Emden et al.
(2008) stellen fest, dass Migrantenfamilien und ihre Sozialisationsbedingungen
tendenziell als „defzitär“ oder als problematisch gesehen werden, obwohl die
Migrationsforschung längst gezeigt hat, dass derartige Vorstellungen „unhalt-
bar“ seien (S. 22). Nach wie vor sind Vorurteile verbreitet wie die, dass in
Migrantenfamilien Jungen zu „kleinen Machos“ erzogen würden und Mädchen
und Frauen grundsätzlich benachteiligt seien. Die aktuelle Migrationsforschung
zeichnet heute dagegen ein sehr vielfältiges Bild der in Deutschland lebenden
Migrantengruppen.
Eine geschlechterbewusste interkulturelle Bildung geht in den katholischen
Tageseinrichtungen von einem differenzierten Blick auf die tatsächlichen
Lebenswelten und Geschlechterverhältnisse von Mädchen und Jungen und ihren
Familien in der Einrichtung aus.
Die Erfahrung zeigt, dass sich dann im Dialog mit den Eltern vermeintliche
Gegensätze überwinden und neue, vielfältige Perspektiven für Jungen und
Mädchen gemeinsam entwickeln lassen (vgl. Edelbrock/ Biesinger/Schweitzer,
2012).
Für die Weiterarbeit
Wagner, Petra (Hg.) (2013). Handbuch Inklusion. Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung
und Erziehung. Freiburg: Herder.
Edelbrock, Anke / Biesinger, Albert / Schweitzer, Friedrich (Hg.)(2012). Religiöse Vielfalt in
der Kita: So gelingt interreligiöse und interkulturelle Bildung in der Praxis. Frankfurt a.M.:
Cornelsen.
7.5 Musisch-ästhetische Bildung
Das Bildungskonzept der katholischen Tageseinrichtungen umfasst mit den
Begriffen „Spielen und Gestalten“ die gesamte Breite der ästhetischen Bildung.
Dabei werden die Wichtigkeit des Spiels und seine zentrale Bedeutung für die
kindliche Entwicklung betont. Die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen kon-
kretisieren die Bereiche „Musisch-ästhetische Bildung“ (NRW) bzw. „Künstlerische
Ausdrucksformen“ (RLP).
Geschlechtsbewusste
Sichtweise für das
Verständnis von Konfikt­
verhalten wesentlich
Migrantenfamilien sind
vielfältig
Differenzierter Blick
auf Lebenswelten und
Geschlechterverhältnisse
Kap. 7 Die Bildungsbereiche aus Geschlechterperspektive