Page 27 - geschlechterperspektiven

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gemeinsam eigene Texte mit Mädchen und Jungen erfunden werden.
Theater und Tanz
Der Bereich des darstellenden Spiels eröffnet vielfältige Zugänge zur Geschlechter­
thematik. Im Alltag in der Kindertageseinrichtung fällt auf, dass Mädchen inten-
siver mit Rollenspielen befasst zu sein scheinen. Dies liegt allerdings manchmal
daran, dass das Rollenspiel von Jungen nicht selten auf einer Identifkation mit
Medienhelden aufbaut und mit Kämpfen und Toben einhergeht. Es wird oft nicht
als bedeutsames Rollenspiel für Jungen erkannt. Auch die Ausstattung des
Verkleidungsbereiches beeinfusst die Spielmöglichkeiten: oft fehlen hier typisch
weibliche und männliche Kleidungsstücke und Accessoires.
Katholische Kindertageseinrichtungen überprüfen vor diesem Hintergrund ihr
Materialangebot für Rollenspiele und ergänzen dieses bei Bedarf, so dass Jungen
und Mädchen vielfältige Materialien zur Verfügung stehen.
Die Erfahrung zeigt, dass sie dann von beiden Geschlechtern genutzt und durch-
aus nicht unbedingt geschlechtstypisch, sondern überraschend kombiniert wer-
den.
Tanzen ermöglicht Kindern nicht nur einen Ausdruck der inneren Gefühlswelt,
sondern ist darüber hinaus gut geeignet, um Verbindungen zwischen unterschied-
lichen Kulturen herzustellen (Bildungskonzept, S. 33). Zwar bewegen sich Jungen
und Mädchen gleichermaßen gern zu Musik, aber viele Formen ästhetischer
Bewegung, vom Aerobic bis zum Ballett, sind Mädchendomänen oder werden
dies im Laufe der kindlichen Entwicklung (eine Ausnahme ist der Breakdance von
männlichen Jugendlichen).
Die pädagogischen Fachkräfte ermutigen Mädchen wie Jungen dazu, ihre
Ausdrucksmöglichkeiten im Tanz zu entwickeln. Manchmal kann es dabei sinn-
voll sein, Mädchen und Jungen zu trennen, insbesondere wenn ältere Mädchen
diesen Bereich mit vorgegebenen Bewegungsmustern dominieren, die sie z.B.
aus YouTube-Videos übernehmen. Das Angebot von Tänzen aus verschie-
denen Kulturen ist geeignet, stereotype Assoziationen von Tanzen mit „weibli-
chem“ Ballett oder sexualisierten Bewegungsformen aus YouTube-Videos und
Modelshows entgegenzuwirken.
Für die Weiterarbeit
d'Harcourt, Claire (2002). Ich sehe was, was du nicht siehst - Kunst für kleine Entdecker.
Köln: Dumont.
Kathke, Petra (2001). Sinn und Eigensinn des Materials. Zwei Bände. Neuwied:
Luchterhand.
Kindel, Unmada Manfred (2006). Ohrwürmchen – Kinderlieder-Praxisbuch. Singspaß
fördern mit neuen Ideen, eingängigen Liedern, musikalisch-spielerischen Anleitungen
und wertvollen Informationen zum Singen mit Kindern. Münster: Ökotopia.
7.6 Religiöse Bildung
Religiöse Bildung ist in katholischen Tageseinrichtungen für Kinder im Erzbistum
Köln nicht nur einer von vielen Bildungsbereichen, sondern wird als grundlegend
für die gesamte pädagogische Arbeit in der Tageseinrichtung gesehen (vgl. Kapitel
2.2). Im Bildungskonzept wird differenziert dargestellt, wie sich religiöse Bildung
im Erleben, in der inneren Verarbeitung und in sozialen Beziehungen entfalten
kann und von dort aus Wege zur Auseinandersetzung mit komplexen religiösen
Sinnzusammenhängen eröffnet.
Im engeren Sinne beinhaltet religiöse Bildung die Auseinandersetzung mit der
christlichen Überlieferung und das Hineinwachsen in kirchliche Traditionen.
Vielfältige Zugänge zur
Geschlechterthematik
Typisch weibliche und
männliche Kleidungs­
stücke und Accessoires
Mädchen wie Jungen
ermutigen, Ausdrucks-
möglichkeiten im Tanz
zu entwickeln
„Recht der Kinder auf
Religion“ erfordert,
Mädchen wie Jungen
gleichermaßen
anzusprechen
Kap. 7 Die Bildungsbereiche aus Geschlechterperspektive