Page 5 - geschlechterperspektiven

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Kap. 1 Geschlechter-Perspektiven im Rahmen des Bildungskonzepts katholischer Tageseinrichtungen für Kinder
1 Geschlechter-Perspektiven im Rahmen des Bildungs­
konzepts katholischer Tageseinrichtungen für Kinder im
Erzbistum Köln
Die katholischen Tageseinrichtungen für Kinder sehen eine besondere
Herausforderung in der Förderung des kindlichen Glaubens. Hierfür, so formu-
liert es das Bildungskonzept „Menschen-Bildung – Leben und Lernen in katho-
lischen Tageseinrichtungen für Kinder“, ist eine enge Zusammenarbeit von
Kindertageseinrichtung, Eltern und Kirchengemeinde notwendig. Das träger-
spezifsche Bildungskonzept bezieht sich u. a. auf die Bildungsvereinbarung des
Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2003 und sieht sich einem umfas-
senden Erziehungs- und Bildungsauftrag verpfichtet. Es stellt diesen vor einen
christlichen Horizont und sieht religiöse Bildung als wesentliche Grundlage für
die Selbstwerdung des Kindes. „Religiöse Bildung stellt allerdings nicht nur einen
Bildungsbereich dar“, wird im Konzept formuliert, „sondern durchdringt, ähnlich
wie auch der Bereich des sozialen Lernens, durchgängig alle Bildungsbereiche – so
wie ein Kind immer und überall Ebenbild Gottes ist, auch wenn der Bildungsbereich
„Religion“ nicht auf der Tagesordnung steht“ (Bildungskonzept, S. 18).
Ähnlich lässt sich auch Geschlechter-Bildung verstehen. Kinder sind Jungen
und Mädchen, und Fachkräfte sind Frauen und Männer – nicht nur dann, wenn
Geschlechterfragen auf der Tagesordnung stehen. Geschlechterbewusste
Pädagogik ist eine „Querschnittsaufgabe“, die im gesamten Alltag und in allen
Bildungsbereichen von Bedeutung sein kann. Es geht daher nicht in erster Linie
darum, noch ein zusätzliches Thema zu den ohnehin zahlreichen Anforderungen
an die Fachkräfte in katholischen Tageseinrichtungen für Kinder hinzuzufügen.
Vielmehr ist geschlechterbewusste Pädagogik eine Möglichkeit, den gesamten
Alltag mit Mädchen und Jungen einmal aus neuer Perspektive zu sehen:
C
C
Haben Mädchen und Jungen bei uns die gleichen Möglichkeiten und Chancen
– und wenn ja, nutzen sie sie auch?
C
C
Lassen sich Stärken und Schwächen von Kindern oder auch alltägliche
Konfiktsituationen besser verstehen, wenn wir sie vor dem Hintergrund
geschlechtsbezogener Entwicklung betrachten?
C
C
Können wir Bildungsangebote vielfältiger und ansprechender gestalten,
wenn wir typische Themen und Interessen von Jungen und Mädchen in allen
Bildungsbereichen gezielt aufgreifen?
Die Problematik von so genannten „Querschnittsaufgaben“ liegt darin, dass
es schwierig sein kann, mehrere solcher Dimensionen gleichzeitig zu berück-
sichtigen. Neben der Geschlechterperspektive gibt es ja z. B. noch die in
den Bildungsgrundsätzen genannten Leitziele „nachhaltige Entwicklung“,
„Partizipation“ und „Gesundheitsförderung“. Es ist nicht möglich, jede Facette
des Alltags aus vielen Perspektiven zu sehen, dazu fehlt die Zeit. Entscheidend ist
vielmehr, immer wieder einmal „die Brille zu wechseln“.
Der Blick durch die „Geschlechterbrille“ kann den Blick auf die pädagogische Arbeit
mit Kindern wesentlich erweitern. Manchmal kann sich daraus das Erfordernis
ergeben, gezielte geschlechtsbezogene Angebote zu machen. Häufger wird es
darum gehen, den Alltag anders wahrzunehmen, zu erweitern oder zu verändern.
Geschlechterbewusste
Pädagogik ist eine
„Querschnittsaufgabe“
Religiöse Bildung –
wesentliche Grundlage für
Selbstwerdung des Kindes
Geschlechterperspektiven
– wichtiger Schlüssel für
Bildungsprozesse