Page 11 - Maik2014

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K I T A S A K T I V A N S C H U L E N
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relevanter Personengruppen. Viele vermitteln traditionelle Ansichten, welche die Trennung
in typische Männer- und Frauenberufe noch unterstützt oder gar erst bei den Jugendlichen
hervorruft, anstatt sie zu vereinen. Aufgrund dieser Ansichten war ich von der Idee, mich auf
das Thema Berufswahlorientierung innerhalb des Projekts zu konzentrieren, sehr angetan
und zugleich gespannt, wie die „Öffentlichkeit“ auf meine Sicht reagiert und agiert. Durch-
führen wollte ich dies in einemWorkshop, in dem ich den Schülern den Beruf des Erziehers
näherbringe und zugleich aufzeige, dass auch ein Mann eine wichtige Rolle in diesemArbeits-
feld spielt.
Um nachhaltige und positive Eindrücke zu hinterlassen, war es uns als Kita wichtig, so rea-
litätsnah wie möglich Impulse zu setzen. Dies war optimal umsetzbar, weil ich selbst aus der
Praxis komme, mit einem Mann eine Krippengruppe (0,5 bis 1,5 Jahre) führe und ein zweiter
Mann das Kita-Team unterstützt.Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, wie langweilig teilweise
meine Berufsberatungen waren, welche mit endlosen Reden und Texten zum Lesen überfüllt
waren. Diese Erfahrung wollte ich mir zu Nutze machen.
Kurz, knackig und vor allem anschaulich sollte mein erster Workshop an der benachbarten
Dietrich-Bonhoeffer-Realschule sein. Unterstützung erhielt ich von der Berufswahllehrerin
Frau Tänzler und der Rektorin Frau Kratzsch, die von Beginn an großes Interesse an dem
Workshop zeigten. Sie schafften die Rahmenbedingungen für meinen Workshop innerhalb
der Schule und waren bemüht, neben den vielen weiblichen auch männliche Interessenten
zu gewinnen. Nachdem mein Arbeitskollege, Thomas Volkmer, und ich unseren erstenWork-
shop „Erzieher/in 2.0 – Arbeitsfeld KITA“ durchgeführt hatten, waren die Schüler über die
Vielfalt des Berufs und auch über die Rolle des Mannes sehr überrascht. Und auch wenn
nicht alle davon überzeugt waren, dass der Erzieherberuf auch für den Mann ein sehr inspi-
rierender Beruf ist, ist es schon ein Erfolg, wenn wir ein paar Schüler erreicht haben.
Die Schule war begeistert von unserem Vortrag und ist davon überzeugt, dass wir jedes Jahr
einen Workshop an ihrer Schule zum Thema Erzieher/in veranstalten können. Ein Grund
dafür ist die Vielfalt an Methoden, die in diesem Workshop eingebaut sind. Er beinhaltet
Videoaufnahmen von unseren zwei männlichen Fachkräften, in denen sie bestimmte Alltags-
situationen meistern, die für die Schüler sehr realitätsnah sind und von Lehrflmen vergan-
gener Zeiten abweichen. Auch schon bestehende Filme werden genutzt, wie zum Beispiel
von „Beatboxer Guido“ aus dem Hamburger ESF-Modellprojekt, der einen jungen Erzieher
vorstellt, der sein Hobby und Talent in seinen Arbeitsalltag integrieren kann.Wichtig ist mir
auch, dass die Schüler nicht nur Zuhörer sind, sondern auch aktiv werden. Hierfür gibt es ein
Warm-up zum Kennenlernen, ein Puzzle, welches sie im Team zusammenfügen müssen und
eine kleine Reise in ihre Kita-Zeit, um sie auf das Thema zu Beginn einzustimmen und even-
tuell zu zeigen, dass die Zeiten sich geändert haben.
Eine Bereicherung in unserem ersten Workshop war nicht nur die Unterstützung meiner
männlichen Kollegen, sondern auch die zweier Auszubildender. Beide Männer befnden sich
in der Erzieherausbildung und konnten durch eigene Erfahrungen und Ansichten sehr zum
Gelingen des Workshops beitragen. Ihre Anwesenheit war wie eine kleine Brücke zwischen
uns ausgelernten Fachkräften und den Schülern, welche gerade in einer wichtigen Lebens-
phase stecken und entscheiden sollen, in welche berufiche Richtung es gehen soll. Die Schü-
ler konnten sehen, welchenWeg sie gehen müssen, um Erzieher zu werden, nicht nur theore-
tisch, auch praktisch. Es gab aus jeder Phase ein reales Beispiel.
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Sie werden mit der von Ihnen entwickelten Unterrichtseinheit künftig auch an andere
Schulen in Thüringen gehen. Welche strukturellen und politischen Rahmenbedingungen
können zum Erfolg der Unterrichtseinheit führen?
Sowohl strukturelle als auch politische Rahmenbedingungen liegen sehr nah beieinander.Wir
als Kita ziehen in naher Zukunft in Betracht, einen Kooperationsvertrag mit unserer benach-
barten Schule zu vereinbaren. Die Kita bietet zum Beispiel Schnuppertage, Workshops und
Praktika an und die Schule bereitet Angebote oder Projekte mit Schülern vor, welche bei uns