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P R A X I S T I P P
K I T A S A K T I V I N D E R B E R U F S O R I E N T I E R U N G
15
Erzieherberuf live erleben
Befragungen von Erziehern haben ergeben, dass für ihre Berufswahl oftmals eigene positive
Vorerfahrungen in der Betreuung von Kindern entscheidend waren (vgl. Budde 2009). Im
Rahmen gezielter Männergewinnung ist es also Aufgabe von katholischen Kitas und ihren
Trägern, männlichen Jugendlichen und Erwachsenen Möglichkeiten aufzuzeigen, eben solche
praktischen Erfahrungen zu sammeln.
Boys’Day – Jungen-Zukunftstag
Seit 2011 fndet parallel zum Girls’Day (meistens) am vierten Don-
nerstag im Monat April bundesweit der offzielle „Boys’Day – Jungen-
Zukunftstag“ statt. Der Boys’Day soll Jungen ermutigen, bei der Berufs-
wahl über den Tellerrand zu schauen und sich über Berufe jenseits der
häufg von Männern gewählten Bereiche (z. B. Kfz- oder Metallhand-
werk) zu informieren. An diesem Tag laden daher viele Einrichtun-
gen und Organisationen Schüler ab der 5. Klasse ein, Dienstleistungs-
berufe und Berufe aus den Bereichen Erziehung, Soziales, Pfege und
Gesundheit kennenzulernen, die noch stark frauendominiert sind. Das
Angebot reicht von Schnupperpraktika, in denen die Jungen erste prak-
tische Erfahrungen sammeln, über die Durchführung von Workshops
zum Thema geschlechtersensible Berufsorientierung /Sozialkompetenz
bis hin zu Betriebsbesichtigungen oder der Veranstaltung eines Haus-
haltsparcours. Den Teilnehmern wird so die Möglichkeit gegeben, neue
praktische sowie theoretische Erfahrungen für ihre Berufs- und Lebens-
planung in Arbeitsfeldern zu sammeln, die für sie im Rahmen ihrer
Berufsorientierung oftmals noch nicht im Fokus standen.
Ein weiterer mittelfristiger Effekt ist, dass positive Erfahrungen am
Boys’Day durch die Schüler in ihre Peergroup weitergetragen werden
und somit das Image des Berufsfeldes verbessert wird. Denn Jugendliche achten bei der Aus-
wahl ihres Berufes nicht nur darauf, welche Tätigkeiten und Inhalte mit dem ausgewählten
Beruf verbunden sind, sondern auch darauf, wie das soziale Nahumfeld – vor allem die Peer-
group – aber auch die Eltern auf den jeweiligen Beruf reagieren. Dabei ist für die Jugendli-
chen mit entscheidend, ob der gewählte Beruf einen gewinnbringenden Beitrag zur eigenen
Außendarstellung zu leisten vermag.
Durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld und im Nachgang zum Boys’Day können
Träger und Kitas ihr gesellschaftliches Engagement für mehr Vielfalt und Chancengleich-
heit in sozialen Arbeitsfeldern demonstrieren und deutlich machen, dass eine Steigerung
des Anteils männlicher Mitarbeiter in den sozialen und pfegerischen Berufen nicht nur
erwünscht ist, sondern aktiv angegangen wird.
Gezielt nach männlichen Praktikanten fragen!
„Kindergärten sollten bei Anfragen von Schulen nach Praktikumsplätzen gezielt nach männ-
lichen Schülern fragen. Kindergärten bekommen oft Anfragen von Schulen, um Schüler für
Berufs-Praktika aufzunehmen. Lehrkräfte an den Schulen denken traditionell, wenn sie nicht
auf das Problem fehlender Männer in Kindergärten aufmerksam gemacht werden. Man kann
entweder eine feste Absprache mit der nächsten Schule treffen, dass immer Jungen an den
Kindergarten vermittelt werden, oder lediglich darum bitten, wenn eine Anfrage an den Kin-
dergarten gerichtet wird“ (Friis 2006, S. 37).