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G E S C H L E C H T S H E T E R O G E N E T E A M S : E I N G E W I N N F Ü R A L L E !
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Geschlechtsheterogene Teams:
Ein Gewinn für alle!
Warum MEHR Männer in Kitas?
Bis vor nicht allzu langer Zeit war es in der Regel selbstverständlich, dass Erziehung und
Betreuung, insbesondere jüngerer Kinder, in die Alleinzuständigkeit von Frauen felen –
nicht nur in der Familie, sondern daraus folgend auch im institutionellen Bereich der früh-
kindlichen Erziehung. In den letzten Jahren wird jedoch der Ruf nach mehr Männern in Kitas
immer lauter. Laut der Studie „Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten“ des Bundesmi-
nisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (vgl. Cremers / Krabel / Calmbach 2010)
stehen die Türen der Kitas für interessierte und gut ausbildete männliche Pädagogen weit
offen.
Die Fachwelt stimmt darin überein, dass mehr Männer in der institutionellen frühkindlichen
Erziehung und Bildung wünschenswert sind. Doch wie wird dies inhaltlich begründet? Brin-
gen männliche Fachkräfte andere Qualitäten oder andere Formen pädagogischen Handelns
in die Arbeit eines Kita-Teams ein?
Eine Untersuchung der Evangelischen Hochschule Dresden (die sog. Tandem-Studie) zum
Erziehungsverhalten männlicher und weiblicher pädagogischer Fachkräfte in Kitas zieht fol-
gendes vorläufges Fazit:
„Hinsichtlich
fachlicher Qualitäten von Kommunikation und Aktivität
ergibt das Rating des
Verhaltens der Fachkräfte in den Einzelsituationen
keinen relevanten Geschlechts­effekt
(mit
Ausnahme der größeren Geduld der männlichen Fachkräfte). Damit kann auch die bindungs-
theoretische Annahme, dass Frauen stärker einfühlsam-bindungsorientiert und Männer eher
herausfordernd-explorationsorientiert interagieren, bezogen auf die Fachkräfte, in unserer
Stichprobe nicht bestätigt werden. Das heißt aber nicht, dass das Geschlecht der Fachkräfte
im Umgang mit den Kindern keine Rolle spielen würde. Zumindest fnden sich Hinweise,
dass
abhängig vom Geschlecht unterschiedliche Tätigkeiten mit den Kindern realisiert und
unterschiedliche Inhaltsbereiche bedient werden.
Bestätigt wird dies durch geschlechtsspezif-
sche Unterschiede hinsichtlich der Materialauswahl und der entstandenen Produkte“
(Brandes 2013, S. 11).
Grundsätzlich lassen sich Gründe für MEHR Männer
in Kitas sowohl auf der Ebene der Kinder, der Kita
und der Kita-Teams als auch auf der Ebene der Eltern
beschreiben, worauf im Folgenden stichpunktartig
eingegangen wird.
Mehrwert für die Kinder
c
Die Ergebnisse der Bindungsforschung legen nahe,
dass das Geschlecht der pädagogischen Bezugsper-
sonen eine wichtige Bedeutung für die Bindungs-
qualität zwischen pädagogischen Fachkräften und
Kindern hat. Kinder orientieren sich allerdings
nicht nur an Vorbildern des eigenen Geschlechts
(Cremers / Krabel / Calmbach 2010, S. 14).
c
Im Vorschulalter lernen Kinder sehr viel über die
Geschlechter und über sich selbst als Mädchen und