Page 5 - vaeterarbeit

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Ausgangslage
Warum mehr Väter in Kitas?
Lange Zeit war es selbstverständlich, dass die Betreuung kleiner Kinder in erster Linie Frau-
ensache war. So wie in den Familien überwiegend dieMutter für die Betreuung und Erziehung
des Nachwuchses zuständig war, so waren auch die pädagogischen Fachkräfte in Tagesein-
richtungen für Kinder ganz überwiegend weiblich. Wenn etwas zu besprechen war, regelten
die Frauen das miteinander.Väter
1
kamen in den Kindergarten, wenn auf demAußengelände
grobe handwerkliche Arbeiten zu erledigen waren oder wenn es etwas zu feiern gab. Über
die Angelegenheiten ihrer Kinder wussten sie oft nur wenig Bescheid: „Da müssen Sie meine
Frau fragen …“
Oft ist dies auch heute noch so. Dennoch hat sich in
den letzten Jahren viel verändert. Heute ist selbst-
verständlich, dass Väter schon für ganz kleine Kin-
der wichtig sind und auch ihre Versorgung über-
nehmen können. Sie sind daher mehr und mehr
auch im Alltag von Kitas präsent: Sie bringen und
holen die Kinder, interessieren sich für ihre Ent-
wicklung, sind häufger auf Elternabenden präsent
oder übernehmen sogar die Eingewöhnung.
Die Zusammenarbeit mit Eltern ist in vielfältiger
Weise rechtlich als verpfichtende Aufgabe von
Kindertageseinrichtungen verankert (vgl. S. 40 ff.
in dieser Handreichung). Darüber hinaus entfaltet
die Broschüre
Für Ihr Kind die katholische Kin­
dertageseinrichtung
(Generalvikariate der (Erz-)
Bistümer und Diözesan-Caritasverbände in Nord-
rhein-Westfalen, 2013) als Anlage zu den gültigen
Betreuungsverträgen eine bindende Wirkung für
katholische Kindertageseinrichtungen in Nord-
rhein-Westfalen.
Das Leitbild der Erziehungspartnerschaft von
Eltern und Kindertageseinrichtungen meint Müt-
ter und Väter gleichermaßen. Bislang beziehen
sich viele Angebote im Rahmen der Elternarbeit
aber eher auf Mütter. Väter werden als Erzie-
hungs- und Bildungspartner seltener angespro-
chen. Viele Fachkräfte haben den Eindruck, dass
es schwieriger ist, Väter anzusprechen und sie für
eine Teilnahme an Aktivitäten zu gewinnen. Es ist
ja nicht so, dass Väter aktiv aus der Kita heraus-
gehalten werden sollen. Aber warum, fragen sich
viele Fachkräfte, sollte man sich besonders um sie
bemühen, wenn sie nicht von sich aus kommen?
Für eine stärkere Beteiligung von Vätern gibt es viele Gründe. Die entwicklungspsycholo-
gische Forschung der letzten Jahrzehnte hat die große Bedeutung von Vätern für eine gute
Entwicklung von Kindern vielfältig belegt. Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen, nicht
zuletzt dieWandlung von Geschlechter- und Familienverhältnissen, haben Rollen undAufga-
ben von Vätern verändert. Die stärkere Beteiligung von Vätern an der familiären Erziehung
erhöht auch ihre Ansprüche an die Beteiligung in Kindertageseinrichtungen.
Sowohl Väter als auch Kindertageseinrichtungen haben großes Interesse an einer von
respekt­vollem Interesse getragenen Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.
1 Wenn innerhalb dieser Broschüre
von „Vätern“ gesprochen wird, sind
nicht nur leibliche Väter, sondern auch
„soziale Väter“ (z. B. neuer Partner der
Mutter, Großväter oder andere Män-
ner, die Erziehungsaufgaben innerhalb
der Familie wahrnehmen) gemeint.
A u s g a n g s l a g e