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V ä t e r i n d e r K i t a
Familien im Umbruch – Vaterschaft im Wandel
Bislang waren Väter, im Vergleich zu Müttern, in Kindertageseinrichtungen nur wenig prä-
sent. Und wenn, dann waren sie meist gefragt, wenn handwerkliche Arbeiten anstanden, z. B.
beim Umbau des Außengeländes. Dies war oftmals einem eher traditionellen Familienkon-
zept geschuldet: Der Vater war weitestgehend für die Erwerbsarbeit zuständig, während die
Mutter sich um Erziehung und Betreuung der Kinder kümmerte.
Doch in den letzten Jahren befndet sich diese klassische Rollenverteilung innerhalb von
Familien im Wandel. So wird nun auch Müttern die Funktion der fnanziellen Familiener-
haltung zugeschrieben und Väter werden in der Funktion des innerhalb der Familie akti-
ven Mitgestalters gesehen (vgl. Volz, 2006). Nicht zuletzt führt dies aus Sicht der Mütter zu
einer gleichberechtigten Vaterschaft. „Sie sehen die Väter sowohl als Erzieher ihrer Kinder
wie auch als Unterstützer im Haushalt und nicht nur noch als Ernährer. Im Umkehrschluss
bedeutet dies: Bezieht man die modernen Väter in Vereinbarkeitsfragen stärker mit ein, pro-
ftieren automatisch auch die Mütter“ (Besser betreut GmbH / Väter gGmbH, 2013, S. 6).
Die soziale Dimension des Vaterseins gewinnt also immer mehr an Bedeutung.
Auch viele Väter selbst möchten in einem stärkeren Maße Erziehungs- und Betreuungsauf-
gaben wahrnehmen. Zunehmend mehr Väter nehmen ihre Erziehungsverantwortung in der
Familie ernst und gestalten diese mit. Sie wollen oft eine bessere Beziehung zu ihren Kindern
aufbauen, als sie es selbst mit ihren eigenenVätern erlebt haben. Damit wandelt sich auch die
Vorstellung vom traditionellen Bild des Vaters als „Familienernährer“ hin zu einer aktiven
Vaterschaft, in der Väter die Erziehung ihrer Kinder gemeinsam mit Müttern gestalten.
Parallel werden auch durch die Politik vermehrt Impulse gesetzt, die nicht nur der stärkeren
Erwerbstätigkeit von Frauen, sondern auch demWunsch von Vätern nach mehr Beteiligung
amAufwachsen ihrer Kinder Rechnung tragen. So nahmen im Jahr 2006, vor Einführung der
sogenannten Partnermonate im Rahmen der Elternzeit, lediglich drei Prozent aller Väter
Elternzeit. Bereits im Jahr 2008 waren es über zehn Prozent; aktuell liegt der Anteil der Män-
ner bereits bei ca. 25 Prozent,Tendenz weiter steigend (vgl. BMFSFJ, 2011).Auch wennVäter
meistens lediglich die beiden Partnermonate in Anspruch nehmen, ist dies ein Indiz dafür,
dass viele Väter sich aktiver in die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder – auch in Kinder-
tageseinrichtungen – einbringen wollen.
Für katholische Kindertageseinrichtungen, die ihrem gesetzlichen Auftrag zur Familiener-
gänzung und -unterstützung, zur kontinuierlichen Information und Beteiligung beider Eltern
nachkommen wollen, ist das (bisherige) Fehlen von Vätern im Kindergarten daher „eine
unabweisbare professionelle Herausforderung“ (vgl. Verlinden, 2006).
Bedeutung von Vätern für die Entwicklung
von Kindern
Die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung von
Kindern ist vielfach belegt und in zahlreichen Ver-
öffentlichungen dargestellt worden (z. B. Le Camus,
2001; Fthenakis / Minsel, 2002; Walter, 2002; Walter
/ Eickhorst, 2012). „Aktuelle Ergebnisse aus der
‚Väterforschung‘ zeigen deutlich: Der Vater beein-
fusst als frühe Sozialisationsfgur wesentlich die
Entwicklung seines Kindes, vor allem im kogniti-
ven Bereich, in der Geschlechtsrollenidentität (von
Söhnen und Töchtern) sowie in der Entwicklung
sozialer Kompetenzen und des Selbstwertgefühls“
(Verlinden / Külbel, 2005, S. 32). Dies bedeutet aber
in keiner Weise eine Abwertung der Funktion der
Mutter. Denn Kinder benötigen für ihre Entwick-
lung idealerweise beides: Mutter und Vater.