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V ä t e r i n d e r K i t a
Dennoch lassen sich typische Unterschiede zwischen Vätern und Müttern feststellen. Oft
werden Unterschiede zwischen Männern und Frauen deutlicher, wenn Paare Eltern werden.
Alltagsstress und Zeitnot oder auch die Rückbesinnung auf Erfahrungen mit den eigenen
Eltern führen dazu, dass Väter und Mütter sich geschlechtstypisch verhalten, auch wenn sie
die Erziehung ihrer Kinder eigentlich partnerschaftlich gestalten wollen.
Für Kinder muss dies nicht unbedingt zum Problem werden – vorausgesetzt, beide Eltern
haben ausreichend Zeit, sich mit ihnen zu beschäftigen. Denn Ergebnisse der Väterforschung
zeigen, dass Kinder davon proftieren, wenn ihre Eltern unterschiedlich sind. Le Camus fasst
zusammen: „Für die soziale Entwicklung des Kindes ist die Familienkonstellation am besten,
bei der die Erziehungsfunktion des Vaters sowohl ausreichend vorhanden ist als sich auch
genügend von der Mutter unterscheidet“ (ebenda, S. 48).
Die Übersicht auf Seite 7 gibt Hinweise darauf, inwiefern sich Mütter und Väter unterschei-
den können und welche Bedeutung dies für die kindliche Entwicklung haben kann.
Diese Übersicht spiegelt typische Erfahrungen wider, die auch Fachkräfte in Kindertages-
einrichtungen machen. Andererseits gibt es auch Väter, die eher „mütterlich“ erscheinen,
Mütter, die eher „männliche“ Verhaltensweisen zeigen, oder Kinder, die sich stark am gegen-
geschlechtlichen Elternteil orientieren.
Die Aussagen sind daher als typisierende Beschreibungen zu verstehen, nicht als Zuschrei-
bungen, mit denen Väter und Mütter auf solche Rollen festgelegt werden sollen. Vielmehr
ist es das Ziel katholischer Tageseinrichtungen, Mütter und Väter in der ganzen Bandbreite
ihrer Möglichkeiten anzusprechen und zu beteiligen.
Väter sind unterschiedlich
Vater ist nicht gleich Vater, genauso wie Kind nicht gleich Kind ist. Der Blick auf einzelne
Väter und ihre Lebenskontexte macht schnell deutlich, dass Väter – wie Mütter – keine
homogene Gruppe sind. Selbst innerhalb des „klassischen“ Familienmodells, in dem das Kind
mit Mutter und Vater in einem gemeinsamen Haushalt lebt, können Rollen- und Aufgaben-
verteilungen stark variieren. Darüber hinaus gibt es mehr und mehr Kinder, die ihren Vater
aufgrund von Trennung der Eltern unregelmäßig oder nur am Wochenende sehen oder gar
keinen Kontakt mehr zu ihm haben.
Insgesamt ist in unserer Gesellschaft eine Pluralisierung der Familienformen zu beobachten.
Nicht nur die Zahl der Familien mit alleinerziehenden Eltern nimmt zu, sondern auch viel-
fältige Formen von neu zusammengesetzten Familien („Patchworkfamilien“). Dabei über-
nehmen manchmal mehrere Personen erzieherische Verantwortung – so kann neben dem
leiblichen Vater ein neuer Partner der Mutter „Vater“-Aufgaben übernehmen. Es kann aber
auch zu Konfikten kommen, z. B. wenn in einemTrennungsfall die vereinbarte „gemeinsame
Sorge“ nicht funktioniert oder in komplexen Familienverhältnissen Zuständigkeiten undVer-
antwortlichkeiten nicht geklärt sind. Dies betrifft auch und gerade Kindertageseinrichtungen
als familienergänzendes Angebot und als Ort von Übergängen im Tages- und Wochenablauf.
Neben leiblichen und „sozialen“ Vätern können schließlich in manchen Fällen auch Groß­
väter eine wichtige Funktion als Bezugsperson für Kinder übernehmen.
Diese Heterogenität der Lebenswirklichkeiten von Familien, also auch von Vätern, gilt es
bei der Konzeption der Zusammenarbeit mit Vätern in katholischen Tageseinrichtungen für
Kinder und Familienzentren zu beachten.
Ziele der Zusammenarbeit mit Vätern
Die Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtungen mit Vätern und Müttern orientiert sich
am Ideal eines gleichberechtigten und partnerschaftlichen Zusammenlebens und -wirkens
von Frauen und Männern (Deutsche Bischofskonferenz, 1981, S. 19). Vor dem Hintergrund
der christlichen Botschaft orientieren sich katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Erz-
bistum Köln an einer Perspektive, die das gleichberechtigte und partnerschaftliche Zusam-
menleben von Frau und Mann fördert und diese Haltung Kindern vermittelt.
Der Anteil der Väter, die sich ihren Kindern mehr und intensiver widmen, ist in den letzten
Jahren und Jahrzehnten erheblich gewachsen. Gerade in den ersten Lebensjahren sind viele