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c a r i t a s
a k t u e l l
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Pflege neu denken
Seniorenzentrum Nievenheim
Musikalischer Hochgenuss mit Mozart, Chopin und Schumann
„Huch, ich kann das ja al-
leine.“ Elisabeth Heid ist glei-
chermaßen erfreut und über-
rascht. Die Bewohnerin des
Caritashauses St. Aldegundis in
Kaarst-Büttgen ist soeben fast
ohne Hilfe aus ihrem Bett auf-
gestanden. Wohnbereichsleite-
rin Marlies Vetten hat ihr nur
ein wenig Führung und Unter-
stützung gegeben. Solche Aha-
Erlebnisse sind in den Alten-
heimen der CaritasSenioren-
dienste Rhein-Kreis Neuss der-
zeit an der Tagesordnung.
Das Zauberwort heißt Kin-
aesthetics. In allen sieben Se-
niorenheimen bieten die
CaritasSeniorendienste allen
Mitarbeitern aus der Pflege
und Betreuung – das sind im-
merhin gut 500 – einen Kurs
in kinaesthetischer Pflege an.
Dem Wortsinn nach bedeutet
Kinaesthetics so viel wie Bewe-
gungssensibilität oder Bewe-
gungswahrnehmung. Konkret
geht es darum, Pflege und Be-
wegung neu zu denken und neu
zu lernen. Das ist weit mehr als
die rein technische Vermittlung
von Handgriffen. „Wir trainieren
Verständnis für die Bewegung,
nicht nur die Abläufe“, erklärt
Trainerin Ulrike Buschmann,
die das Kinästhetik-Programm
mit ihrem Institut KiBeKo in
den Caritashäusern durchführt.
Pflege nach herkömmlichem
Muster ist oft ein Kraftakt: Pa-
tienten oder Altenheimbewoh-
ner werden mit maximaler An-
strengung aus dem Bett hinaus
oder in den Rollstuhl hinein ge-
hoben. Kaum eine Pflegekraft,
die im Lauf der Zeit nicht über
Nackenschmerzen, Schulter-
probleme oder Bandscheiben-
vorfälle klagt. Häufige Arztbe-
suche, Fehlzeiten und manch-
mal sogar Berufsunfähigkeit
wegen chronischer Überlas-
tungsschäden sind die Folge.
Darum investieren die Cari-
tasSeniorendienste in die Ge-
sundheit ihrer Mitarbeiter.
Gut
187.000 Euro lassen die Se-
niorendienste es sich kosten,
alle Mitarbeiter in der Pflege
und in den Sozialen Diensten
kinästhetisch zu schulen.
„Es
ist eine Investition in und für
unsere Mitarbeiter. Sie sind
unser höchstes Gut“, unter-
streicht Anke Kuthe, Assisten-
tin der Geschäftsführung der
CaritasSeniorendienste. Und es
ist eine Investition, die sich
langfristig rechnet. Studien zei-
gen, dass die Krankheits- und
Fehlzeitenquote dank Kinaes-
thetics sinkt, sagt Ulrike Busch-
mann. Nicht minder wichtig:
Die Bewohner- und Mitarbeiter-
zufriedenheit steigen.
Das zeigen viele Rückmel-
dungen: „Wir müssen uns in
den Bewohner hineindenken,
müssen miteinander arbeiten.
Das lernen wir mit Kinaesthe-
tics. Wenn es für den Bewohner
leichter ist, wird es auch für uns
leichter. Wir haben bisher viel
zu viel ‚hauruck’ gemacht“, be-
richtet Marlies Vetten, Wohn-
bereichsleitung im Caritashaus
St. Aldegundis in Büttgen.
Die Mitarbeiter lernen, wie
sie ihre eigenen Bewegungsab-
Begeistert haben die Be-
wohner des Caritas Senioren-
zentrums Nievenheim Ende
2013 einen außergewöhnlichen
Musikgenuss genossen. Die
junge russische Pianistin Inna
Firsova zog mit ihrem virtuo-
sen Spiel das Publikum in ihren
Bann. Mit Werken von Mozart,
Chopin und Schumann zeigte
die Pianistin ihr Können. „Die
Finger flogen ja nur so über die
Tasten“, schwärmte eine Bewoh-
nerin. Ohne Zugabe ließen die
Bewohner die begabte Künstle-
rin nicht gehen. Sie wurde mit
langemApplaus verabschiedet.
Birgit Linz-Radermacher vom
Sozialen Dienst hatte den Kon-
takt zu Live Music Now herge-
stellt. Diese Organisation wurde
gegründet vonYehudi Menuhin.
Im Sinne seines Wahlspruchs
„Musik heilt, Musik tröstet,
Musik bringt Freude“ vermit-
telt sie die Überzeugung, dass