Page 9 - Caritas Aktuell 1-2014_Layout 1

This is a SEO version of Caritas Aktuell 1-2014_Layout 1. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »
c a r i t a s
a k t u e l l
1 / 2 014
9
Instrument. Zu dieser Besprechung kön-
nenAngehörige, Pflegekräfte, Ärzte und
gegebenenfalls gesetzliche Betreuer zu-
sammenkommen. Sie erörtern den Fall,
beleuchten ihn aus verschiedenen Per-
spektiven, wägen Pro und Contra ab.
Die CaritasSeniorendienste haben in
allen sieben Senioreneinrichtungen Mitar-
beiter zu Moderatoren für diese Ethischen
Fallbesprechungen geschult, erklärt die
Qualitätsbeauftragte Kirsten Seyfert. Alle
drei Monate treffen sich die Moderatoren
zum Erfahrungsaustausch. Das „Köln-Nij-
megener Instrumentarium“, entwickelt von
der Katholischen Universität Nijmegen und
dem Erzbistum Köln, dient als Basis für die
Ethischen Fallbesprechungen. Sehr verein-
facht gesagt, handelt es sich dabei um eineArt
Checkliste, die die verschiedenen ethischen,
moralischen, medizinischen, pflegerischen,
organisatorischen und persönlichen Aspekte
eines solchen Falles auflistet. Betrachtet
werden dabei die medizinische Dimension
(z.B. Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten,
Genesungs-Perspektiven), die lebensan-
schauliche und soziale Dimension (z.B.
Lebensanschauung, religiöse Orientierung,
soziales Umfeld des Bewohners), die or-
ganisatorische und ökonomische Dimen-
sion (z.B. räumliche, personelle und medi-
zinische Ressourcen, rechtliche Aspekte).
Kriterien bei der Entscheidungsfindung
sind das Wohlbefinden des Bewohners
und der feste Vorsatz, Schaden von ihm
abzuwenden.
Eine zentrale Rolle spielt
auch die Autonomie des Bewohners. Wie
urteilt er selbst über seine Situation? Was
ist sein Wille? Gibt es eine Patientenverfü-
gung? Schwierig wird es besonders dann,
wenn der Betroffene seinen Willen nicht
mehr äußern kann, zum Beispiel in Folge
einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung.
Gerade die wachsende Zahl dementiell
veränderter Senioren hat zu einer Zunahme
moralischer Konflikte und belastender Ent-
scheidungen geführt. Vor diesemHintergrund
same Feiern von Geburtstagen und Jahres-
festen sowie gemeinsame Veranstaltungen.
Die Patenschaft wurde 2013 auf das De-
menzhaus St. Franziskus ausgeweitet, mit
sehr positiven Erfahrungen.
Bewohner und Team des Seniorenzen-
trums Nievenheim bedanken sich herzlich
für die großzügige Spende beim Geschäfts-
führer und der Belegschaft des Ikea Ein-
richtungshauses Kaarst. Nun können die
Senioren gemeinsam mit ihren Enkelkin-
dern einen schönen Tag verleben.
haben sich Ethische Fallbesprechungen zu
einem unverzichtbaren Instrument entwi-
ckelt. „Es nimmt allen Beteiligten ein biss-
chen Druck und Verantwortung, wenn in
einer größeren Runde diskutiert und ent-
schieden wird“, sagt Birgit Linz-Raderma-
cher vom Caritashaus St. Josef in Nieven-
heim. „Gerade die Angehörigen haben das
Gefühl, dass sie nicht allein sind. So kön-
nen sie es leichter mittragen. Und es gibt
auch uns als Pflegekräften mehr Sicherheit“,
ergänzt Sabine Eckstein vom Caritashaus
Hildegundis von Meer in Osterath.
Ganz wichtig: In einer Ethischen Fall-
besprechung wird nicht zwangsläufig ei-
ne Entscheidung über Leben und Tod ge-
troffen. Niemand wird überstimmt.
Es
kann genauso gut ein Ergebnis sein, dass
es kein Ergebnis gibt. „Das Ergebnis einer
Ethischen Fallbesprechung ist immer nur
ein Votum für denAugenblick“, betont Hil-
degard Hampe vom Caritashaus St. Elisa-
beth in Rommerskirchen. Es hängt immer
vom Status Quo ab, der sich stets kurzfristig
ändern kann. Daher wird das Votum über-
prüft und gegebenenfalls in einer weiteren
Ethischen Fallbesprechung erneut beraten.
Sabine Eckstein erinnert sich an den Fall
einer Altenheim-Bewohnerin, die unter
ALS litt, einer fortschreitenden Muskel-
schwäche, die oft mit Schluckstörungen
und Atemnot einhergeht und meist inner-
halb weniger Jahre zum Tod führt. „Wir ha-
ben die Tochter der Bewohnerin in vielen
Ethischen Fallbesprechungen begleitet.“
Die Bewohnerin ist inzwischen verstorben.
Aber die Tochter hatte das Gefühl, auf dem
Weg dorthin das Richtige getan zu haben.
Qualitätsmanagement CaritasSeniorendienste
Kirsten Seyfert
Montanusstraße 40
41515 Grevenbroich
Tel. 02181/238-151
Kirsten.Seyfert@caritas-neuss.de