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c a r i t a s
a k t u e l l
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Msgr. Guido Assmann war mehr als
nur angetan: „Eine tolle Idee, die gern
nachgeahmt werden darf“, lobte der
Kreisdechant. Was den Geistlichen ins
Schwärmen brachte, war eine Wallfahrt
der etwas anderen Art.
„Für die klassi-
schen Wallfahrten zum Beispiel nach Ke-
velaer oder Knechtsteden fehlt unseren
Bewohnern die Kraft“, erklärt Monika Pi-
gorsch, Leiterin des Caritashauses St. Eli-
sabeth in Rommerskirchen. Darum
machte die Senioreneinrichtung aus der
Not eine Tugend und holte die Wall-
fahrt kurzerhand ins Haus.
So begaben sich am 25. September
zahlreiche Bewohner undAngehörige
auf eine Pilgerfahrt der kurzen Wege.
Nach einem geistigen Impuls zum
Auftakt ging es in den Garten, wo
das Team des Caritashauses drei
Altäre aufgebaut hatte.
Inhaltlich
drehten sich die drei Stationen
um die Themen Nahrung, Was-
ser und Wohnen.
Monika Pi-
gorsch sowie Thomas Tenten
und Margareta Thies vom Sozi-
alen Dienst haben dazu im Vor-
feld Texte, Gebete und Lieder
ausgewählt.
Am ersten Altar sind Scha-
len mit Hirse, Brot, Bohnen,
Reis und Haferflocken aufge-
baut – Grundnahrungsmittel auf ihrem je-
weiligen Kontinent.
Monika Pigorsch er-
innert daran, dass es in vielen Ländern
selbst am Nötigsten mangelt. Dass wir
in unserer Überflussgesellschaft den
Blick darauf richten müssen, dass Men-
schen in manch anderem Land hun-
gern.
Was das heißt, wissen viele Heim-
bewohner aus ihrer Kindheit oder Jugend
in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjah-
ren nur zu gut.
An der zweiten Station geht es um
Wasser, das im Taufbund stets am An-
fang des christlichen Lebens steht.
Thomas Tenten führt den Zuhörern die
widersprüchlichen Eigenschaften vor
Augen, die Wasser entfalten kann: Es
kann Leben spenden und fortreißen, es
kann sanft plätschern und zur zerstöre-
rischen Flut anschwellen.
„Wer durch die
Taufe mit Christus verbunden ist, lebt im
Meer seiner Liebe“, sagt Tenten. „Aber oft
erkennen wir in diesem Meer das Wasser
nicht.“
Pilgern auf kurzen Wegen
Caritashaus St. Elisabeth
Monika Pigorsch
Elisabethstr. 4
41569 Rommerskirchen
Tel.: 02183-41750
elisabeth@caritas-neuss.de
Margareta Thies widmet sich am drit-
ten Altar dem Thema Heimat und Woh-
nen. Ein Dach über dem Kopf gehört zu
den Grundbedürfnissen und Grundrech-
ten jedes Menschen. Und dort, wo man
sich zuhause und geborgen fühlt, ist Hei-
mat.
Darum ist es für jeden Menschen eine
Urkatastrophe, wenn Heimat und Zuhause
verloren gehen. „Viele werden durch Krieg
und Vertreibung gezwungen, ihr Zuhause
aufzugeben“, sagt Margareta Thies. „Ich
auch“, murmelt eine Bewohnerin, die sich
in diesem Moment an die Schrecken des
Zweiten Weltkriegs erinnert.
„DieseWallfahrt hat Ausstrahlungskraft“,
betont Kreisdechant Assmann, der mit den
Bewohnern einenAbschlussgottesdienst in
der Hauskapelle feiert. „Gott möchte, dass
wir dazu beitragen, dass Leben gelingt –
nicht nur unser eigenes. Dazu leistet diese
Wallfahrt einen kleinen, aber wichtigen
Beitrag.“
Nur jeweils zwanzig, dreißig Meter
liegen zwischen den einzelnen Stationen.
Die Wege sind kurz, aber der Nachhall
umso länger. „Wir haben viele positive
Rückmeldungen erhalten“, freut sich
Monika Pigorsch über die gelungene
Premiere, die im kommenden Jahr sicher
eine Neuauflage findet.
„Diese Generati-
on war ja selbst oft auf Wallfahrt. Dass wir
diese Erinnerung durch eine solche Aktion
aufleben lassen können, ist wunderbar. Wir
bewegen Menschen, im wahrsten Sinne
des Wortes.“