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c a r i t a s
a k t u e l l
2 / 2013
8
Der Versuchung widerstehen
immer früher.
Der „Schuldneratlas 2012“,
eine Untersuchung der Wirtschaftsauskunf-
tei Creditreform, geht von 216.000 Schuld-
nern unter 20 Jahren in Deutschland aus.
Ein möglicher Grund: „Die Verlockungen,
denen Jugendliche heute durch Werbung
und Internet ausgesetzt sind, sind enorm“,
hat Kremmers beobachtet. Subtiler Druck
aus dem Freundeskreis kommt hinzu: Wer
akzeptiert werden will, braucht die richtigen
Klamotten, die richtige Musik, das richtige
Smartphone. „Es ist schwer, sich diesen Li-
festyletrends zu entziehen“, weiß der Cari-
tas-Schuldnerberater. So entstehenAnsprü-
che an den eigenen Lebensstil, die mit den
finanziellen Möglichkeiten nicht vereinbar
sind. Per Internet ist vom Bleistift bis zum
1,50-Meter Flachbildfernseher alles kinder-
leicht zu bestellen und am nächsten Tag im
Haus. Bequeme Ratenzahlungen machen
den Konsum auf Pump trügerisch leicht –
bis die Blase platzt.
Damit das nicht passiert, ist Rüdiger Kerls-
Kreß einmal pro Jahr Gast an der Real-
schule Jüchen. Er ist ausgebildeter Lehrer,
katholischer Gemeindereferent sowie frei-
beruflicher Coach und Seminartrainer. In
den zehnten Klassen der Realschule leistet
er Präventionsarbeit: Schuldenprophylaxe.
Auf dem Programm steht der „Finanzfüh-
rerschein“, ein an die Lebenswelt junger
Menschen angepasster Fragebogen samt
Infobroschüre. Er soll die Schüler für die
Fallen zum Beispiel bei Onlinekauf und In-
ternetnutzung sensibilisieren.
Was viele
nicht wissen: Selbst Minderjährige kön-
nen im Internet rechtskräftige Verträge
abschließen
– soweit sich die Bestellung
im Rahmen des sogenannten „Taschengeld-
paragrafen“ bewegt. Er besagt, dass Min-
derjährige nur Dinge kaufen können, die sie
von ihrem Taschengeld bezahlen können.
Eine CD ist in Ordnung, ein Mofa nicht.
Das zeigt: Kinder und Jugendliche
müssen frühzeitig Kompetenz in Sachen
Konsum erwerben.
„Es geht darum, ein
Für seine gerade mal 19 Jahre hat Phi-
lipp (Name geändert) schon eindrucks-
volle Zahlen vorzuweisen: Der junge
Mann hat unter anderem fünf Handy-
verträge und einen Schuldenberg in vier-
stelliger Höhe angesammelt.
Als der erste
Handyvertrag wegen unbezahlter Rechnun-
gen gesperrt wurde, wechselte Philipp ein-
fach den Anbieter. Das ging so weiter – bis
der Schufa-Eintrag kam. Den nächsten
Handyvertrag schloss er darum unter dem
Namen eines Freundes ab.
Dies ist kein Einzelfall, weiß Joachim
Kremmers, Schuldnerberater beim Cari-
tasverband.
Schuldenkarrieren beginnen
Interkulturelle Woche: „Wer offen ist, kann mehr erleben“
„Wer offen ist, kann mehr erleben“ – so lautet das diesjährige
Motto der „Interkulturellen Woche“, zu der die Kirchen bun-
desweit in der Zeit vom 22. bis 28. September aufrufen. Die
gesellschaftliche Diskussion und Initiierung interkultureller Be-
gegnungen soll zum besseren gegenseitigen Verständnis und
demAbbau von Vorurteilen im Zusammenleben der Menschen
aus unterschiedlichen Kulturen dienen. Um dieses Ziel zu errei-
chen, finden diverse Informationsveranstaltungen, Freizeit- und
Kulturangebote sowie Feste statt.
Der Fachdienst für Integration und Migration (FIM), der seit
vielen Jahren das Programm der Initiative unterstützt und mit-
gestaltet, lädt herzlich zu verschiedenen Veranstaltungen ein.
Die diesjährige „Interkulturelle Woche“ wird am 23. September
im Rathaus der Stadt Neuss offiziell eröffnet. Zu den Programm-
höhepunkten des Fachdienstes gehören neben einer Veranstal-
tung, die Einblick in die Vielfalt des Religiösen bietet, eine Aus-
stellung zum Thema „Migranten in der Pflege“, ein Märchen-
nachmittag für Familien mit der Märchenerzählerin Theresa So-
kolowski sowie ein interkulturelles Frühstück. Auch das Inter-
kulturelle Theater „Die Interkontinentalen in Neuss“, ein Ko-
operationsprojekt vom FIM und Off-Theater NRW, will mit
ihrer Auftaktveranstaltung die Aktionswoche bereichern.
Veranstaltungsorte und -zeiten werden gesondert angekündigt.
Informationen:
Fachdienst für Integration und Migration
Maria Reinprecht-Kokkinis, Fachbereichsleitung
Telefon 02131 / 2693-0